EinzelhandelEnde eines Lebenstraums

Lesezeit 4 Minuten
30 Jahre hat Monika Czekalla exklusive Damenmode und -schuhe verkauft, nun schließt sie ihr Geschäft.

30 Jahre hat Monika Czekalla exklusive Damenmode und -schuhe verkauft, nun schließt sie ihr Geschäft.

  • Monika Czekalla schließt nach 30 Jahren ihr Geschäft für Damenmode

Rodenkirchen – Die Maternuskapelle am Leinpfad und die Autobahnbrücke über den Rhein sind die Wahrzeichen von Rodenkirchen. Aber auch die denkmalgeschützte Hausfront mit der gepflegten Backsteinfassade gehört zum "Gesicht" von Rodenkirchen. 30 Jahre lang hat dort an der Ecke Hauptstraße/ Barbarastraße Monika Czekalla ihre exklusive MC-Damenmode samt Schuhen angeboten.

Die Rodenkirchener Geschäftsfrau hört nun auf und wird die beiden Ladenräume bis Ende Mai frei machen für einen Nachmieter. Welches Geschäft einziehen wird, steht offenbar noch nicht ganz fest. Der Vermieter werde sich für eine von mehreren Optionen entscheiden, sagt Monika Czekalla. Gastronomie sei jedenfalls ausgeschlossen. Wehmut schwingt mit, wenn die 73-Jährige erzählt, dass sie niemanden gefunden habe, der das jetzige Mode-Geschäft hätte übernehmen wollen. Keinen, der bereit gewesen wäre, jeden Tag selbst im Laden zu stehen, wie sie es 30 Jahre lang getan habe.

Der Online-Handel als Konkurrenz

Das Haus mit der denkmalgeschützte n Fassade prägt das Gesicht des Stadtteils.

Das Haus mit der denkmalgeschützte n Fassade prägt das Gesicht des Stadtteils.

Ein ganzes Bündel von Problemen habe dazu geführt, dass sie sich von ihrer Boutique verabschiedet, von ihrem "Lebenstraum", wie sie früher einmal gesagt hat. Da ist einmal der Online-Handel. Der große Konkurrent. Darunter habe sie gelitten, wie andere Einzelhändler auch. Sie sei aber nicht bereit gewesen, in das Internet-Geschäft einzusteigen.

"Ich bin seit 40 Jahren Einzelhandelsfrau, ich berate die Kunden und bin ihre persönliche Ansprechpartnerin", betont sie und ergänzt mit einer Spur von Entrüstung: "Ich schicke keine Pakete hin und her." Obwohl sie natürlich einsehe, dass die Geschäfte heutzutage zweigleisig fahren müssten - Ladenlokal und Internet. Junge Leute hätten keine Probleme, auf den Online-Handel umzusteigen. "Sie werden ja groß mit dem Internet", sagt Monika Czekalla. Letztlich sei das Überleben des Einzelhandels also auch eine Generationenfrage, findet sie.

Schlecht fürs Geschäft seien zudem die ständigen Preisreduzierungen, die schon im Mai beginnen würden. "Bei diesem Preiskampf, dieser Schlacht am kalten Buffet habe ich nicht mitgemacht", sagt sie und verzichtete damit freiwillig auf jene Kundinnen, die grundsätzlich auf den ersten "Sale" warten. "Zum Glück habe ich mich immer auf meine Stammkundinnen verlassen können, die zu regulären Preisen eingekauft haben", betont Monika Czekalla. Diese seien allerdings mit ihr zusammen älter geworden, und mit 70 oder 80 Jahren stehe die Kleidung nun mal nicht mehr an erster Stelle.

Viele Ladenlokale stehen leer, vor allem auch im Sommershof an der Hauptstraße.

Viele Ladenlokale stehen leer, vor allem auch im Sommershof an der Hauptstraße.

Zahlreiche tolle Frauen

Vielleicht hätte sie trotz allem noch ein wenig weiter gemacht, wenn sie gesund geblieben wäre. "Bis vor zwei Jahren hatte ich höchstens einmal einen Schnupfen", erzählt sie. Nach einer Hüftoperation habe die Kraft sie verlassen. Der Eingriff sei völlig misslungen, fünf Nachoperationen notwendig geworden. Die sechste steht in Kürze an. Sie werde von Schmerzen geplagt trotz der Medikamente, das Gehen falle ihr schwer, den ganzen Tag im Geschäft stehen sei unmöglich.

Aber klagen will die taffe Geschäftsfrau nicht, im Gegenteil. Sie bezeichnet sich als "Glückskind". Sie habe all die Jahre viel Freude erlebt, auch als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Rodenkirchen. Sie habe zahlreiche tolle Frauen kennengelernt und wunderbare Mitarbeiterinnen um sich gehabt, eine davon war von Anfang an, also seit 30 Jahren mit im Geschäft. Vor diesem Hintergrund sagt Monika Czekalla: "Ich höre auf, wenn es am schönsten ist." Der Zeitpunkt sei auch für ihre vier langjährigen Mitarbeiterinnen passend gewählt - sie treten nun in den Vorruhestand.

Viele Ladenlokale stehen leer, vor allem auch im Sommershof an der Hauptstraße.

Viele Ladenlokale stehen leer, vor allem auch im Sommershof an der Hauptstraße.

Guter Branchenmix, aber auch zahlreiche Leerstände

Als attraktives und zukunftsfähiges Geschäftszentrum mit mehr als 130 Einzelhandels-, 150 Dienstleistungs- und 20 Gastronomiebetrieben wird Rodenkirchen eingestuft. Es gebe im Stadtvergleich einen eher geringen Leerstand und einen vergleichsweise guten Branchenmix. Das hatte eine Untersuchung der Stadtverwaltung im Rahmen der Kölner "Zentrenkonzeption" im Jahr 2005 ergeben.

Mehrere Leerstände gibt es derzeit im Sommershof. Die Wohn- und Gewerbeanlage an der Hauptstraße wird von einem Immobilienunternehmen betreut, der Investor selbst hat seinen Sitz auf Zypern. Hohe Mieten werden häufig als Grund für eine starke Fluktuation und Leerstände im Sommershof genannt. Die IG Sommershof mit dem Vorsitzenden Joachim Schulz-Hardt bedauert dies.

Einen Nachmieter sucht aktuell Hendrik Brüning. Er gibt sein Blumengeschäft direkt neben MC-Moden bis Ende Juni auf, obwohl sein Mietvertrag noch zweieinhalb Jahre läuft. Er will sich ganz auf die Filiale in Bayenthal konzentrieren. Zuvor war der Familienbetrieb Brüning 30 Jahre lang im Sommershof angesiedelt. Vor drei Jahren zog der Laden um, laut Hendrik Brüning wegen der teuren Miete. (süs)

KStA abonnieren