Eklatanter PlatzmangelKölner Universität muss wachsen – in den Grüngürtel

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Die Mensa könnte ab 2025 zurückgebaut werden.

Die Mensa könnte ab 2025 zurückgebaut werden.

Köln – Zwischen Aachener Weiher und Luxemburger Straße ist der Innere Grüngürtel fest in studentischer Hand. Angehende Akademiker laufen über die Wiesen; Gebäude der Universität säumen die Grünanlagen. Und dieser Eindruck wird sich in den nächsten Jahren wohl verstärken: Die Universität schickt sich an, ihren Campus entlang des Grüngürtels zu erweitern. Die Kölner Ratsmitglieder haben dafür nun den ersten Beschluss gefasst.

Die Uni will entlang des Zülpicher Walls bauen. „Zentral-Campus Ost“ steht in ihrem Masterplan über einem Grundstück zwischen der kleinen Nebenstraße und dem angrenzenden Grüngürtel. Noch befinden sich darauf Sportplätze. Neben ihnen steht das Mensa-Gebäude. Der Masterplan der Universität sieht für den gesamten Abschnitt entlang der Straße Bibliotheken, Institutsgebäude und Labore samt Tiefgaragen vor. Beginnen soll das Projekt zunächst mit Gebäuden für die Fakultäten der Rechts- und der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Angepeiltes Datum für ihre Realisierung ist 2025. Andere Institute, deren Gebäude dringend saniert werden müssen, könnten in den Neubauten ebenfalls zwischenzeitlich untergebracht werden. Bis zu 67 000 Quadratmeter zusätzlicher Raum wäre nach den Zahlen der Uni auf dem hochschuleigenen Grundstück möglich.

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Die Kölner Ratsmitglieder brachten das Verfahren auf den Weg, um die rechtlichen Voraussetzungen für die Bebauung zu schaffen. „Die positive Entwicklung der Universität Köln ist beeindruckend. Wir als Stadt müssen mit daran arbeiten, dass sich diese für uns so wichtige Institution weiter entfalten kann“, sagte Teresa de Bellis-Olinger, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Gebäude entlang des Grüngürtels entsprechen zudem den Ideen, die der Architekt und Stadtplaner Albert Speer für die Innenstadt entwickelt und der Rat als Richtschnur für künftige Entwicklungen angenommen hat. Darauf weist Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamtes, hin. Sie spricht von einer „tatsächlichen Kante“, die die Neubauten bilden würden.

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Die Uni will mit den neuen Gebäuden die eklatante Raumnot bekämpfen. Der Bedarf kann derzeit selbst mit gemieteten Büros in vielen über das Stadtgebiet verteilten Gebäuden kaum gedeckt werden. Ein Gutachten sieht ein Defizit von 28 000 Quadratmetern, das entspricht fast zehn Prozent der aktuell benötigten Fläche. Und die Hochschule geht weiterhin von einem Wachstum in den nächsten Jahren aus. Die Philosophische und die mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät sind besonders betroffen.

Die fehlenden Räume sollen an mehreren zentralen Stellen entstehen. Einen Schwerpunkt bildet dabei eben der Grüngürtel zwischen Aachener Weiher und Luxemburger Straße. Die Universität will ihre Institute dort räumlich näher zusammenbringen. Derzeit sind Einrichtungen auf bis zu sechs verschiedene Standorte verteilt. Viele Büros sind in Wohngebäuden untergebracht. Kürzere Wege, ausreichend Platz und die effizientere Nutzung der eigenen Grundstücke sind die Ziele für die stufenweise Entwicklung der nächsten Jahre bis 2030. Die Zahl der angemieteten Flächen soll um die Hälfte reduziert werden.

Das Bauvorhaben

Das Bauvorhaben

Am Zülpicher Wall würden aber nicht nur Professoren und Studenten von den Neubauten profitieren. Tatsächlich soll der Grüngürtel 50 Meter breiter werden. Die Sportplätze, die sich bislang auf dem Grundstück befinden, sind nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Universität hatte vorgeschlagen, 60 Prozent der Fläche zu bebauen und den Rest dem Grüngürtel zuzuschlagen. Grüne und CDU im Stadtentwicklungsausschuss beschlossen eine Aufteilung zu je 50 Prozent als Vorgabe für das weitere Verfahren – auf einstimmige Anregung der Lindenthaler Bezirksvertreter. „Die geplanten, zugänglichen Freiflächen sollen für alle nutzbare Aktivitätsflächen beinhalten“, sagte Markus Gerhards, Baudezernent der Uni. Die konkrete Gestaltung muss noch erarbeitet werden. Sie könnte aber sportlich ausfallen: Gerhards nennt eine Finnbahn, Geräte für Outdoor-Fitness und ein Beachvolleyballfeld als Beispiele. De Bellis-Olinger sprach sich dafür aus, auch die Mensa niederzulegen, „weil das ein erheblicher Gewinn für den Grüngürtel“ sein werde. Die Bäume im betroffenen Bereich müssten unbedingt erhalten werden. Amtsleiterin Müller verweist auf das weitere Verfahren, in dem geklärt wird, wo und wie viel Ausgleichsflächen für die Bebauung der Sportplätze angelegt werden müssen. Der Grüngürtel hat eine wichtige Bedeutung für das Stadtklima.

Das Vorhaben am Zülpicher Wall könnte Auswirkungen auf einen weiteren Abschnitt des Grüngürtels haben. Mit Fortuna Köln und der Stadt wird derzeit die Möglichkeit sondiert, den Sportpark -Süd, zu dem auch das Südstadion gehört, so auszubauen, dass die Universität dort Sportplätze mitnutzen kann. Uni, Stadt und der kommunale Betreiber der Sportstätten haben erste Gespräche über eine Beteiligung der Uni geführt. Von einer Erweiterung des Sportparks ist aber nicht die Rede. Die Sportplätze könnten neu angelegt werden. Zunächst muss aber die Sanierung der Turnhalle neben dem Südstadion geklärt werden. In den Planungen für die Parkstadt -Süd auf dem heutigen Großmarktgelände spielt das Areal eine Rolle. Der Grüngürtel soll nämlich über den Sportpark nach Süden durch das neue Quartier und bis an den Rhein verlängert werden. Er wird damit wohl auch künftig eine der wichtigsten Verbindungen zwischen den Einrichtungen der Uni bleiben.

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