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ElektroradDer Zusatz-Schub aus den E-Dosen

Lesezeit 3 Minuten

Mülheim – Wer kein komplett neues E-Bike braucht und sich beim Radeln dennoch an Steigungen nicht auf seine Muskelkraft allein verlassen will, für den könnte ein neuer Elektroantrieb für Fahrräder interessant sein. Der Ingenieur Peter Frieden und sein Kompagnon, der Künstler A. Ogando, haben eine Lösung entwickelt, mit der sie jeden beliebigen Drahtesel zum Elektrorad umrüsten können. Sie haben dazu die Firma "Velogical" gegründet und ihren Antrieb "Velospeeder" genannt. "Es werden nur ein paar Komponenten angebaut", sagt Frieden. Im Einzelnen sind dies ein Akku, Steuerelektronik, ein Trittfrequenzgeber, zwei Elektromotoren, ein Bowdenzug zum An- und Abklappen und ein Drehgriffschalter zum Ein- und Ausschalten.

Akku und Steuerung haben in einer kleinen Tasche Platz, die hinter dem Sattel oder am Rahmen untergebracht wird. Ist alles montiert, ist das E-Fahrrad auch schon fertig. Im Unterschied zu handelsüblichen Pedelecs wird das Fahrzeug nicht von einem Motor in der Achse angetrieben, sondern von zwei Leichtmotoren, die sich von beiden Seiten an die Felge des Hinterrads pressen, ähnlich wie Seitenläufer-Dynamos. "Das Fahrrad wird durch Reibungskräfte angetrieben", erklärt der Konstrukteur. Das Rad muss aber ein paar Voraussetzungen mitbringen: Eine Felge mit Bremsflanke oder mit senkrechter Flanke und Sitzstrebenrohre mit Rundrohr- oder Ovalrohrprofil für die Halterung.

Die Idee für diesen leichten Antrieb kam Frieden durch sein Hobby: "Ich bin ein leidenschaftlicher Modellflieger, und die Flugmotoren sind wesentlich leichter und dennoch kräftiger als die von Pedelecs." Außerdem fahre er gern Rad. Also suchte er nach Möglichkeiten, wie man mit einem Flugmotor ähnlichen Antrieb auch Fahrräder ausstatten kann.

Die neue Lösung bietet weitere Vorteile. Ogando: "Wenn wir eine große Batterie nehmen, kommen wir insgesamt auf etwa zwei Kilo, die das Fahrrad dann zusätzlich auf die Waage bringt." Das ist nur etwa ein Fünftel des Gewichts üblicher Pedelecs. Der Rahmen wird durch die Motoren weniger belastet als durch die Felgenbremsen: "Andere E-Bikes haben wegen der hohen Belastung einen schwereren Rahmen", erklärt Ogando.

Auf eine Anzeige für den Ladezustand habe das Team bewusst verzichtet: "Man merkt, wenn der Druck geringer wird, ist die Batterie leer."

Drei Modelle sind verfügbar: Neben einem Pedelec Langsam-Motor für bis zu 16 km/h und einem Pedelec Standard-Motor für bis zu 25 km/h bieten die beiden auch eine speziellen Schnell-Motor an. Drei Akku-Typen zwischen 95 Wattstunden und 322 Wattstunden lassen auf ebener Strecke Reichweiten zwischen 15 und 70 Kilometern zu.

www.velogical.eu

Mit oder ohne Kennzeichen

Oft ist die Rede von E-Bikes, tatsächlich meint man in den meisten Fällen jedoch Pedelecs. Die Kraft setzt erst dann ein, wenn der Radler in die Pedale tritt. Die Unterstützung endet bei einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Falls man mal ohne elektrischen Antrieb fahren möchte, kann man den Zusatzschub auch einfach abschalten.

S-Pedelecs funktionieren ähnlich. Sie gelten beim Gesetzgeber allerdings als Leichtmofas. Die Unterstützung funktioniert bis 45 km/h. Der Fahrer muss 15 Jahre alt sein, braucht einen Helm und Außenspiegel. Das kleine Mofakennzeichen sowie Mofaführerschein sind ebenfalls vorgeschrieben. Radwege sind dagegen tabu.

E-Bikes sind auch zulassungspflichtig und funktionieren auf Knopfdruck bereits ohne eigenen Pedaldruck. Für sie gelten die gleichen Regeln wie für S-Pedelecs. Bis 25 km/h besteht keine Pflicht zum Tragen eines Helms. (tj)

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