Emmy AwardsKölner Jury urteilt für bedeutensten TV-Preis der Welt

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Schauspielerinnen Friederike Becht (l.) und Alicia von Rittberg (r.) mit Christina Bentlage

Schauspielerinnen Friederike Becht (l.) und Alicia von Rittberg (r.) mit Christina Bentlage

  • Prominente sitzen in einer geheimen Sitzung in einer Marienburger Villa zusammen.
  • Filmproduzent Leopold Hoesch holte die Nominierung schon 2007 nach Köln.
  • Die Ergebnisse werden versiegelt nach New York gebracht.

Köln-Marienburg – Anschauen ist Pflicht, reden streng verboten. Keine Diskussion, keine Befindlichkeit soll die Meinung der Experten beeinflussen. In der mondänen Gerling-Villa in Marienburg saßen Schauspieler, Produzenten, Regisseure und andere Fachleute aus der TV-Branche zusammen, um die Nominierten für vier der 20 Kategorien der 47. International Emmy Awards zu bestimmen.

Die Auszeichnung gilt als der bedeutendste TV-Preis der Welt und wird am 25. November in New York verliehen. Dazu mussten die Jury-Mitglieder den ganzen Tag fernsehen. Und da alles äußerst geheim ist, machten sie das eben abgeschottet im edlen Gemäuer der Villa in Rheinnähe.

„Schweigejury“ nennt sich diese streng diskrete Vorgehensweise, erklärt Leopold Hoesch, Filmproduzent und Gastgeber des Kölner Nominierungsreigens. „Die Jury-Mitglieder jeder Kategorie schauen die Beiträge gemeinsam in einem Raum, aber fällen ihr Urteil allein“, sagt Hoesch. Mancher der prominenten Experten muss sich da schwer zusammenreißen.

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„Das fällt mir wahnsinnig schwer. Eigentlich möchte ich mich nach einem Beitrag austauschen – darf ich aber nicht“, sagte etwa Schauspielerin Franziska Weisz, die verdeckte Vorgehensweisen gut aus dem Hamburger Tatort kennt, in dem sie an der Seite von Wotan Wilke Möhring ermittelt.

Die Konzentration kann sie auch bei stundenlangem Fernsehen hochhalten: „Als Juroren tragen wir Verantwortung. Da darf man nicht wegpennen.“ Weisz musste Nominierte in der viel beachteten Kategorie „Beste Schauspielerin“ finden.

Schauspielerin Friederike Becht hingegen hatte keine Probleme mit der Verschwiegenheit. „Das finde ich sehr gut. Man kann völlig unbeeindruckt urteilen“, sagt die Hauptdarstellerin der Serie „Parfum“ (ZDF neo). Sie geht akribisch vor und macht sich zu jedem Beitrag gewissenhaft Notizen. „Es war eigentlich nichts schlechtes dabei“, fand sie in ihrer Kategorie „Beste Mini Serie/Bester TV-Film“. Das erlebt Philipp Käßbohrer ähnlich. „Es wäre einfacher, wenn ein Beitrag gut ist und die anderen schlecht sind. Aber die sind alle ganz gut“, verriet der 35-Jährige, der mit seiner Firma Bildundtonfabrik Jan Böhmermanns Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“ produziert.

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Er achtete bei seiner Bewertung vor allem auf Relevanz und Originalität – und legt dabei hohe Maßstäbe an. „Es muss die Menschen in der echten Welt berühren. Und es muss einzigartig sein. Ich möchte nichts sehen, was ich so ähnlich schon einmal gesehen habe.“

Derartige Qualitätsansprüche erwartet Gastgeber Hoesch, der die Vorauswahl für die Emmys 2007 nach Köln holte, von seinen Juroren. „Sie haben ein extrem hohes Niveau“, sagte er. Aber das Urteil müsse ja auch fundiert sein. Das gelte auch für anderen beiden Kategorien, für die in Köln Nominierte ermittelt werden.

In der Kategorie „Current Affairs“, was in etwa „Zeitgeschehen“ bedeutet, sitzen unter anderem die News-Moderatoren Judith Rakers, Frank Plasberg und Charlotte Maihoff. Über die beste „Dokumentation“ urteilen Redaktionsleiter und Redakteure namhafter Nachrichten-Magazine und großer TV-Sender.

Dass gleich vier von 20 Kategorien der renommierten Emmys in Köln bearbeitet werden, sei auch ein Zeichen für die Bedeutsamkeit Kölns als Medienstandort, betonte Hoesch. Diese Bedeutsamkeit zeige auch die Unterstützung etwa durch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet oder der Film und Medienstiftung NRW.

Die Zusammenkunft der Jury sei zudem ein veritables Branchentreffen, sagte Hoesch. Dieses Branchentreffen wuchs am Abend noch kräftig an. Nachdem alle Beiträge bewertet waren, feierten rund 150 geladene Gäste aus Film, Fernsehen, Wirtschaft, Politik und Kultur in der Villa. Neben Juroren wie Alicia von Rittberg, Matthias Matschke, Anette Frier und Dennenesch Zoudé verbrachten unter anderem Petra Müller von der Film- und Medienstiftung NRW, Rewe-Chef Lionel Souque, Messe-Chef Gerald Böse sowie Christian DuMont Schütte, Herausgeber des „Kölner Stadt-Anzeiger“, und Philipp M. Froben, Geschäftsführer von DuMont Rheinland einen prächtigen Abend.

Was niemand auf der Party weiß, das sind die Nominierungen für die Emmys. Das Ergebnis der Kölner Juroren ist – natürlich – streng geheim, es wird versiegelt, dann nach New York geflogen und erst im September verkündet.

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