Ende der Einfamilienhäuser?Grüne fordern Veränderung bei Wohnungspolitik

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Statt auf Einfamilienhäuser wie hier in Widdersdorf setzen die Grünen auf Verdichtung, um mehr Wohnraum zu schaffen.

Köln – Die Kölner Grünen wollen „auf absehbare Zeit“ dem Bau neuer Einfamilien- und Reihenhäuser nicht mehr zustimmen. „Die Flächen in Köln sind endlich, und der Kurs des unbegrenzten Wachstums kann kein Zukunftsmodell sein“, heißt es in einem Beschluss der Mitgliederversammlung. Die Bekämpfung der Wohnungsnot müsse anders gelingen, so die Grünen. Der Wohnungsbau soll auf bereits versiegelten Flächen wie Industriearealen erfolgen. Parkplätze, Straßen, Gleise und Supermärkte könnten überbaut werden. Außerdem wolle man dem Bau von Hochhäusern nicht im Wege stehen, wenn zuvor die ökologischen Folgen geprüft wurden.

Der Parteitagsbeschluss sieht in vielen Bereichen radikale Veränderungen für die städtische Politik vor, die seit Jahrzehnten von den Grünen mitverantwortet wird. Das Thema, wie man in einer wachsenden Stadt mit freien Flächen umgehen soll, dürfte eines der zentralen Themen des nächsten Kommunalwahlkampfes werden.

Zehntausende Wohnungen brauchen in Köln Platz

Zehntausende Wohnungen, dazu Schulen, Verkehrswege, Sportplätze und Kindertagesstätten brauchen Platz. Inwieweit dafür Frei- und Grünflächen geopfert werden müssen, ist umstritten. Die Grünen fordern nicht nur einen Verzicht auf einen weiteren Flächenverbrauch, sie fordern auch „Flächen umzuverteilen“. „Der Flächenbedarf für Parkplätze und den motorisierten Individualverkehr gehört dringend auf den Prüfstand“, heißt es im Beschluss. Die Stadt soll Menschen fürs „Downsizing“ gewinnen, also zur Bereitschaft, sich mit weniger Wohnfläche zu begnügen, wenn sich die Lebensumstände ändern. Dazu sollen zum Beispiel innovative Wohnformen wie Rentner-WGs oder gemeinschaftliche Nutzungskonzepte gefördert werden.

Um mehr preiswerten Wohnraum zu schaffen, fordern die Grünen Maßnahmen, die weit von der bislang mitgetragenen Linie abweichen: So schließen sie sich der Forderung an, ein neues Unternehmen in den Wohnungsmarkt zu schicken, das spezielle Bauprojekte mit einem hohen Anteil an Sozialwohnungen umsetzt.

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Die Idee einer „neuen Grubo“, die als städtischer Bauträger Aufträge umsetzen kann, wird seit längerem diskutiert und von Experten gefordert. Im Rathaus gibt es dafür bislang keine Mehrheit.

Köln: Ideen für „wirksame Instrumente“gegen Wohnungsnot

Städtische Grundstücke sollen nicht mehr an private Wohnungsbauunternehmen vergeben werden, fordern die Grünen. Mehr noch: Die Stadt soll „neben eigener Bautätigkeit vermehrt Immobilien großer privater, profitorientierter Unternehmen kaufen“. Auch Vergesellschaftungen mit Entschädigungen könnten ein „wirksames Instrument“ sein. 

Die Vorgaben für das so genannte „Kooperative Baulandmodell“ sollen geändert werden. Zur Zeit gilt bei Neubauvorhaben eine Quote von 30 Prozent für den geförderten Wohnungsbau. Die Grünen wollen sie auf 50 Prozent erhöhen und um eine weitere Quote von 20 Prozent für preisgedämpften Wohnungsbau ergänzen. Auf städtischen Grundstücken sollen 70 Prozent der Wohnungen als geförderter Wohnungsbau entstehen.

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