Endgültiges Aus für VorzeigeprojektSchwimmende Polizeiwache in Köln wird nicht gebaut

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Wache Wasserschutzpolizei

So sollte die schwimmende Polizeiwache im Deutzer Hafen aussehen.

Köln – Das geplante Vorzeigeprojekt einer schwimmenden Wache für die Wasserschutzpolizei im Deutzer Hafen ist endgültig gestorben. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit, die Pläne seien „aus bautechnischen Gründen leider nicht umsetzbar“. Man arbeite derzeit „mit Hochdruck an einer guten und einvernehmlichen Lösung“ für eine dauerhafte Landbasis der Wasserschutzpolizei. Einzelheiten dazu könne man noch nicht mitteilen. Nach Informationen dieser Zeitung soll die neue Wache an der Alfred-Schütte-Allee zwischen Drehbrücke und Südbrücke errichtet werden.

Planer halten Projekt nach wie vor für umsetzbar

Auch Baudezernent Markus Greitemann hatte dem Projekt bereits eine Absage erteilt. „Wir finden es genauso schade wie die Polizei, dass sich die schwimmende Wache nicht realisieren lässt", hatte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger" gesagt. Aber der Bau sei einfach „wirtschaftlich nicht darstellbar".

Damit verschwinden die Unterlagen jahrelanger Planung für einen zweigeschossigen Containeraufbau auf Pontons mit eigenem Bootsanleger im Reißwolf – zum großen Bedauern von Architekten, Statikern und anderen Bauplanern, die eine schwimmende Wache nach wie vor für umsetzbar halten. Auch Polizei, Ministerium und Stadtverwaltung hatten sich anfangs durchaus für die Idee begeistert. Offenbar waren aber zuletzt die Kosten explodiert. Schuld daran sind laut Baudezernent Markus Greitemann zum einen die stark gestiegenen Stahlpreise, zum anderen die baulichen Spezialanforderungen an eine Polizeiwache auf dem Rhein. Die muss unter anderem bestimmten Sicherheitsstandards genügen. Außerdem bestand die Polizei dem Vernehmen nach auf einer gewissen Größe des Baus. Zudem soll die Stadt zuletzt eine optisch ansprechendere Fassade gefordert haben, die den Bau noch einmal deutlich schwerer und somit teurer gemacht hätte.

Wasserschutzpolizei

Die jetzige Wache der Wasserschutzpolizei an der Alfred-Schütte-Allee

Kritik von der Gewerkschaft der Polizei

Scharfe Kritik kommt von der Gewerkschaft der Polizei. Sprecher Frank Jackes schlägt vor, zugunsten des Gesamtgewichts auf einige Räume wie etwa einen Blutprobenentnahmeraum oder den ein oder anderen Büroraum zu verzichten. Die Kölner Architektin Ute Piroeth, die die Ausschreibung für die Fassadengestaltung gewonnen hatte, versichert, eine ansprechende Fassade müsse nicht zwingend schwer und teuer sein. „Alles ist machbar“, sagt sie. Und dennoch: Die schwimmende Wache wird nicht kommen. Stattdessen müssen die Polizisten nun wohl bald in Behelfscontainer an Land umziehen.

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Derzeit arbeiten sie noch in einem Gebäude an der Alfred-Schütte-Allee. Das aber wird im Zuge des Mega-Neubauprojekts im Deutzer Hafen bald abgerissen. „Für den Zeitraum zwischen dem Verlassen des bisherigen Wachgebäudes und dem Bezug einer neuen Immobilie in dem jetzigen Areal wird der Zeitraum der Interimsunterbringung in Modulen so kurz wie möglich gehalten“, versichert der Sprecher des Innenministeriums. Einige Jahre werden es aber schon sein. Gewerkschafter Jackes rechnet mit acht bis zehn Jahren, bis ein neues Gebäude steht.

Die Qualität heutiger „Modulbauten“ sei so gut, dass eine vorübergehende Unterbringung des Personals darin „zumutbar“ sei, betont der Ministeriumssprecher. „Zumal das Gros der Arbeitszeit in diesem Fall eh auf den entsprechenden Booten verbracht wird.“

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