Eon will mehr EinflussWas ein Deal für Kunden der Rhein-Energie ändern würde

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Die Unternehmenszentrale der Rhein-Energie AG in Ehrenfeld.

Köln – Die Rhein-Energie AG, über deren Zukunft die Ratspolitikerinnen und –politiker am Donnerstag entscheiden sollen, zählt zu den wichtigsten Unternehmen im Eigentum der Stadt. Mit den jährlichen Gewinnen von weit mehr als 100 Millionen Euro lassen sich nicht nur innerhalb des Stadtwerke-Konzerns die Verluste der Kölner Verkehrs-Betriebe ausgleichen – etliche Millionen fließen zudem in den städtischen Haushalt.

Der Eon-Konzern ist über seine Tochtergesellschaft Westenergie mit 20 Prozent an der Rhein-Energie beteiligt. Die Anteile wurden vom  RWE-Konzern übernommen. In der Ratssitzung geht es darum, ob Eon seine Anteile aufstocken darf. Als Gegenleistung soll die Rhein-Energie die Mehrheit der Versorgungsgesellschaft Rhenag übernehmen, die an etlichen Stadtwerken im Umland beteiligt ist. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ stellt die unterschiedlichen Aspekte des Geschäfts dar.

Warum will die Rhein-Energie dem privaten Mitgesellschafter mehr Anteile ermöglichen?

Seit Gründung der Rhein-Energie AG im Jahr 2002 war der RWE-Konzern als strategischer Partner mit 20 Prozent  beteiligt. Nachdem RWE und Eon 2018 untereinander Vermögenswerte und Geschäftsbereiche getauscht hatten, darunter auch den 20-Prozent-Anteil an der Rhein-Energie, musste der ursprüngliche Vertrag angepasst werden. Da die Rhein-Energie und Eon die Rechtslage unterschiedlich bewerteten, drohte ein sich über Jahre hinziehender Streit. Um das zu vermeiden, einigten sich die Vorstände beider Unternehmen auf eine Zusammenarbeit unter geänderten Bedingungen: die „Rheinlandkooperation“. 

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Was soll sich ändern?      

In einem ersten Schritt soll der Eon-Konzern Anfang des kommenden Jahres seine Anteile auf 24,9 Prozent erhöhen. Als Gegenleistung soll die Rhein-Energie die Mehrheit der Versorgungsgesellschaft Rhenag übernehmen, die an etlichen Stadtwerken im Umland beteiligt ist. Dadurch würde Eon als Gesellschafter keine zusätzlichen Rechte bekommen. Der bevorstehende Ratsbeschluss bezieht sich formal ausschließlich auf diesen ersten Schritt.

„Mit der Rheinlandkooperation kann sich die Rhein-Energie strategisch und wettbewerblich noch deutlich besser aufstellen, um den zukünftig weiter steigenden Anforderungen bei Klimaschutz, Energie- und Mobilitätswende sowie der Digitalisierung in einem kompetitiven Umfeld gut gerüstet zu begegnen“, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung.

In einer zweiten Stufe ist vorgesehen, dass Eon seinen Anteil später auf bis zu 40 Prozent erhöhen kann. Dafür würde das Essener Unternehmen der Rhein-Energie eine Reihe von Beteiligungen übertragen, zum Beispiel ihre Mehrheit bei den Stadtwerken Düsseldorf. In dem Fall hätte Eon erheblich mehr Einfluss auf die Geschäftspolitik, bis hin zu der vertraglich vereinbarten Möglichkeit, den Vorstandsvorsitzenden zu benennen.

Was bedeutet das für die Strom- und Gaspreise der Kunden?

Grundsätzlich gilt in der Branche: Wenn Energie eingekauft werden muss, so kann man in größeren Einheiten bessere Preise aushandeln und Markteffekte nutzen. Das komme letztlich den Kunden zugute. Das Gleiche gelte für den Einkauf, beispielsweise von Zählern und anderen Geräten. Außerdem ließe sich eine klimaneutrale Wärmeerzeugung im Verbund besser und kostengünstiger entwickeln.

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Eberhard Kanski vom Bund der Steuerzahler äußert sich dagegen kritisch. „Man schafft eine große Bürokratie und große Strukturen statt schlanker und schneller Stadtwerke“, sagte er. Wenn durch Zusammenlegungen Unternehmen den Markt verlassen, verknappe sich das Angebot. Das berge die Gefahr höherer Stromkosten für die Verbraucher.

Wie steht die Politik zu dem Vorhaben?

Was den ersten Schritt angeht, mehrheitlich positiv. Die jeweiligen Aufsichtsräte, in denen die größeren Fraktionen vertreten sind, haben bereits zugestimmt. Zur Stufe zwei mit einer 40-Prozent-Beteiligung äußern sich die Befürworter zum jetzigen Zeitpunkt eher ungern – wohl wissend, dass viele Menschen den Verlust von Einfluss der Stadt auf die Rhein-Energie kritisch sehen dürften.

Die Linke lehnt den Plan in Gänze ab. Als kommunales Unternehmen gehöre die Rhein-Energie der Bevölkerung, sagte deren Ratsherr Michael Weisenstein. „Und so muss es auch bleiben.“

Vor wenigen Wochen demonstrierten einige Bürgerinnen und Bürger gegen eine stärkere Beteiligung Eons an dem Kölner Energieversorger: Der Tochter eines großen Stromkonzerns mehr Einfluss auf die Rhein-Energie zu geben, widerspreche dem von der Stadtpolitik ausgerufenen Klimanotstand und den Zielen des Pariser Klimaabkommens.

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