EröffnungEine Vision ist jetzt Wirklichkeit

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Im Haus leben Studenten mit Behinderten zusammen. Fotos: Banneyer

Im Haus leben Studenten mit Behinderten zusammen. Fotos: Banneyer

Rodenkirchen – . Wie können Menschen mit Behinderung als Erwachsene in unserer Gesellschaft leben? - Diese Frage ließ vor ein paar Jahren einige Eltern behinderter Kinder nicht mehr los. In ihren Familien halfen Studierende bei der Pflege und Betreuung der Kinder. Das funktionierte gut. Und so entstand die Idee, ein inklusives und ambulant betreutes Wohnhaus zu bauen, in dem Studenten und Menschen mit Behinderungen gemeinsam leben. Die Vision wurde Wirklichkeit - nach vier Jahren Vorbereitungszeit wurde jetzt das viergeschossige Haus im Neubaugebiet an der Sürther Feldallee offiziell eröffnet. Alle 30 Mieter sind bereits Mitte Oktober eingezogen in geförderte Appartements und frei finanzierte Wohnungen.

Allen voran engagierten sich Christiane Strohecker und Michaela Mucke. Zusätzlich zu ihrer Berufstätigkeit im betriebswirtschaftlichen und sozialpädagogischen Bereich und zusätzlich zur Versorgung ihrer behinderten Kinder trieben sie das inklusive Projekt voran. Sie gründeten den Verein "Inklusiv wohnen Köln" und fanden in der Wohnbaugesellschaft GAG einen Bauherrn und Kooperationspartner. Die GAG Immobilien AG ist Eigentümerin des inklusiven Hauses.

Zu den Bewohnern gehören zwölf Menschen mit Behinderung, neun Studenten, ein Rentner, eine junge Frau, die den Freiwilligendienst absolviert, ein alleinerziehender Vater mit Sohn und Katze, zwei junge Familien mit und ohne Kind und eine allein stehende Frau. Das Herzstück des Hauses sind die beiden Neuner-Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderungen und Studenten. Sie kochen und essen gemeinsam, unternehmen Ausflüge und sonstige Aktivitäten. Für die Studenten, die dort kostenfrei wohnen, gibt es einen genau festgelegten Einsatzplan.

Das inklusive Wohnhaus von außen

Das inklusive Wohnhaus von außen

Wie sich das Zusammenleben in den nächsten Wochen und Monaten gestaltet, entscheiden die Bewohner selbst. Unterstützt werden die WGs von Fachpersonal. Es gibt eine geschulte Nachtwache, eine 24-Stunden-Betreuung vor allem für die Bewohner mit schweren Mehrfachbehinderungen ist also gewährleistet. Der Verein "Inklusiv wohnen Köln" ist der Betreiber des Hauses und zuständig für die Auswahl der Mieter. "Wir hätten jede Wohnung, jedes Appartement mindestens zehnmal vermieten können", sagt Christiane Strohecker. Die Nachfrage sei riesig, entsprechend schwierig sei die Auswahl gewesen.

"Wir haben eine steile Lernkurve hingelegt", sagt sie weiter. Trotz einiger Stolpersteine sei letztlich alles schnell und glatt gelaufen. Hürden seien die Finanzierung des Projekts gewesen und die Bereitstellung eines geeigneten Grundstücks.

Bei der Einweihung begrüßten Kölns Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und der Vorstandsvorsitzender der GAG, Uwe Eichner, die neuen Bewohner. Gefeiert wurde im Gruppenraum im Erdgeschoss. Dieser steht dem Quartier künftig als Begegnungsraum zur Verfügung. "Wir können uns hier vieles vorstellen, eine Spielgruppe, eine Eltern-Kind-Gruppe, einen inklusiven Chor, eine Yoga-Gruppe", betonen Christiane Strohecker und Michaela Mucke und hoffen auf Vorschläge. www.inklusiv-wohnen-koeln.de

Ausgezeichnet

Das innovative inklusive Wohnhaus wurde als Pilot- und Modellprojekt vom Land NRW gefördert. Die Ausstattung konnte mit Hilfe von Stiftungsgeldern finanziert werden. Das Projekt wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. In diesem Jahr erhielt es den Klaus-Novy-Preis für soziales und innovatives Zusammenleben in Nachbarschaften. Vom Institut für kreative Nachhaltigkeit wurde das Wohnhaus ausgewählt als Beispiel für eine visionäre Wohnform für das Buch "Co-Housing Inclusive". (süs)

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