Erschreckende Zahlen aus NRWJeden zweiten Tag eine Gruppenvergewaltigung

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Gruppenvergewaltigung

Über diese Treppe führt der Weg zum Ananasberg im Düsseldorfer Hofgarten. Dort wurde eine 51 Jahre alte Frau von Jugendlichen vergewaltigt.

Düsseldorf/Köln – Es war ein Samstag Anfang Juni. Die 51 Jahre alte Frau feierte in einer Diskothek in der Düsseldorfer Altstadt. Wochenende, Musik, Tanzen. So war es geplant. Der Abend endete jedoch anders als gedacht. Die Wuppertalerin fühlte sich unwohl, drängte nach draußen, um frische Luft zu schnappen.

Ein junges Mädchen kam auf sie zu, erkundigte sich nach ihrem Befinden. „Komm, wir gehen ein paar Schritte“, sagte sie und führte die Ältere mit sich fort. Die 14 Jahre alte Meryem E. lockte die Ahnungslose in den benachbarten Hofgarten. Dort warteten drei ihrer Freunde im Alter zwischen 15 und 17 Jahren.

Zwei Teenager vergewaltigten das Opfer

Die Teenager, zwei von ihnen aktenkundig in der Intensivtäter-Datei der Polizei, umringten die wehrlose Frau. Laut Anklage drängten sie sie auf einen kleinen, schwer einsehbaren Hügel inmitten des Parks. Zwei von ihnen fielen über ihre Gefangene her und vergewaltigten ihr Opfer.

Die Täter versicherten der Wuppertalerin, man werde sie schon zurückbringen, aber vorher müsse sie ihr Schicksal ertragen. Nach dem erlittenen Martyrium schleppte sich das Opfer zu einem Hotel und bat um Hilfe. Die Gruppe hatte ihr Handy und die Handtasche geraubt.

Mehrjährige Haftstrafen

DNA-Spuren führten drei Monate später zu den einschlägig bekannten Intensivtätern und ihren Komplizen. Im April 2020 wurde die heute 15-jährige Meryem E., der Iraner Parsia S., 16, sowie der Afghane Mohamad H., 18, zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, der vierte Angeklagte erhielt einen Freispruch. Der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

Laut einem Bericht des NRW-Innenministeriums an den Landtag handelt es sich bei der Geschichte aus dem Hofgarten um keinen Einzelfall. Seit Jahren steigen die Fallzahlen bezüglich Gruppenvergewaltigungen stetig an. Inzwischen melden die Polizeibehörden für das bevölkerungsreichste Bundesland jeden zweiten Tag eine Gruppenvergewaltigung. Im Jahr 2020 registrierten die Ermittler 186 Fälle, für das erste Halbjahr 2021 bereits 90. Davon entfielen im vergangenen Jahr 31 sexuelle Übergriffe auf „widerstandsunfähige Personen“. Die Opfer wurden meist betäubt, entweder mit KO-Tropfen, Drogen oder Alkohol.

Fast die Hälfte der Täter hat keinen deutschen Pass

Von den 243 Tatverdächtigen, die 2020 gefasst wurden, besaßen gut 46 Prozent keinen deutschen Pass. Die Rate übersteigt den Ausländeranteil in NRW um mehr als das Dreifache. In den ersten sechs Monaten 2021 sank die Quote der nichtdeutschen Beschuldigten auf knapp 39 Prozent.

Ähnliche besorgniserregende Zahlen weist das Bundeskriminalamt (BKA) für die gesamte Republik aus. 704 sexuelle Übergriffe durch mehrere Beschuldigte wurden dem BKA voriges Jahr gemeldet, nahezu doppelt so viel wie noch fünf Jahre zuvor. Rund 46 Prozent der Beschuldigten stammten aus dem Ausland.

Bei Jugendlichen überwiegen deutsche Delinquenten

Einer BKA-Studie aus dem Jahr 2019 zufolge überwiegen bei den Jugendlichen eher deutsche Delinquenten, meist agieren sie in der Polizei bekannten Gangs.

Unter volljährigen Tatverdächtigen nimmt die Migrationsrate stark zu. Oft wirkt hier massiver Alkoholkonsum als Enthemmer. Zwei Drittel aller Taten ereignen sich in größeren Städten. Zu 98 Prozent verüben Männer die Sexualverbrechen in einer Gruppe.

Missbrauch als Video in sozialen Netzwerken

Mitunter posten die Vergewaltiger ihren Missbrauch in den sozialen Netzwerken: So etwa jene fünfköpfige Bande aus Gelsenkirchen, die zwischen 2016 und 2018 sechs Mädchen in eine Falle lockte und missbrauchte. Nach den Taten verhöhnten sie ihre Opfer in Chats. Als Lockvogel fungierte ein 18-Jähriger gutaussehender Fußballer.

Über die sozialen Kanäle arrangierte er Dates mit Schülerinnen. Als die ahnungslosen Mädchen dann in sein Auto stiegen, erlebten sie die Hölle. Das Landgericht Essen verurteilte die zwischen 17 und 24 Jahre alten Angeklagten zu Haftstrafen zwischen drei Jahren und neun Monaten bis zu sechs Jahren und drei Monaten.

Archaisches, konservatives Frauenbild

Der Psychologe Ahmad Mansour kennt das Problem. Aus seiner Sicht „muss man darüber öffentlich reden und die Dinge angehen, anstatt diese zu verschweigen, wie es so häufig üblich ist“. Viele Tatverdächtige stammen nach seinen Erfahrungen aus muslimischen Ländern wie Afghanistan, Syrien oder dem Irak.

„Vor allem in den ländlichen Regionen herrscht dort ein äußerst archaisch, konservatives Frauenbild, in der Öffentlichkeit findet das weibliche Geschlecht nicht statt“, erläutert der deutsche Islamismus-Experte, der aus einer Familie arabischstämmiger Israelis kommt. 

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In vielen islamischen Zuwandererländern werde Sexualität tabuisiert. „Gerade in den Dörfern unterscheidet man zwischen reinen Frauen, die verschleiert herumlaufen und bis zur Ehe ihre Jungfräulichkeit behalten.“ Und West-Europäerinnen: „Frauen gehen hier selbstbestimmt mit ihrem Körper und ihrer Sexualität um. Wenn sie dann einen Mini-Rock tragen, gilt dies in den Augen mancher Zuwanderer als unrein und wird wie eine Einladung zum Sex gewertet“. Aus vielen Gesprächen mit Migranten in Gefängnissen weiß Mansour, „dass ein Nein nicht verstanden und teilweise nicht akzeptiert wird.“

Mit dem Alkohol fallen die Hemmungen

Auch wenn der Genuss von Alkohol im Islam verpönt ist, „wird das Verbot in der Realität allzu oft umgangen. Viele Muslime trinken, mitunter fallen dann jegliche Hemmungen.“

Häufig entstehe in der Gruppe eine Dynamik, die letztlich zu den sexuellen Übergriffen führe. „Die westlichen Frauen werden verachtet, gegenseitig pushen sich die Täter hoch, bis es kein Halten mehr gibt.“ Das Internet tut sein Übriges, meint Mansour: „Die frei zugänglichen Pornoseiten verstärken zusätzlich bei jungen Männern und Jugendlichen das negative Frauenbild. Das gilt allerdings für Deutsche genauso wie für Migranten.“ 

Abgepasst im Waldstück

So wie bei jener Clique aus Velbert. Es ist später Nachmittag: Melanie H. (Name geändert) und ihre Freundinnen albern im Parkbad in Velbert herum, als eine Gruppe Jugendlicher sie belästigt. Anzügliche Bemerkungen fallen. Gegen 18 Uhr verlassen die Mädchen das Schwimmbad.  Melanies Nachhauseweg führt durch ein Waldstück. Dort wird sie abgepasst.

Was folgt, ist ein unbeschreibliches Martyrium. Die acht Jungs fallen im Wald über Melanie H. her. Mehrfach wird sie missbraucht, erniedrigt und gedemütigt. Die Peiniger, zwischen 14 und 16 Jahren alt, filmen ihre Taten per Smartphone. Dabei grinsen sie in die Kamera.

Mühselige Suche nach den Tätern

Eine Spaziergängerin begegnet der Gruppe. Die Jugendlichen zerren die verängstigte Melanie mit sich. Die Spaziergängerin schreitet ein, fordert die Gang auf, die Schülerin loszulassen. Die Clique gehorcht, flüchtet aber anschließend. Zunächst ist nicht klar, was sich tatsächlich abgespielt hat. Melanie agiert verstört, findet keine Worte.

In der Folgezeit entwickelt sich eine mühselige Suche nach den Tätern. Den Durchbruch schafft ausgerechnet das Opfer. Melanie glaubt einen ihrer Vergewaltiger irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Sie beginnt via Facebook nachzuforschen und erzielt einen Treffer. Das Gesicht des Jungen erkennt die Schülerin wieder, allerdings hat er sein Bild unter einem Fantasienamen gepostet.

Missbrauchsvideo auf Handy gefunden

Nach einer großangelegten Fahndung mit dem Foto geht der Gesuchte einer Polizeistreife ins Netz. Auf seinem Mobiltelefon findet sich das Missbrauchsvideo. Er gesteht die Tat. Weitere Ermittlungen fördern schließlich alle acht Namen der Vergewaltiger-Gruppe zu Tage. Es handelt sich um bulgarische Jugendliche, die in Velbert in einer größeren Community leben.

Im Prozess behauptet der 15-jährige Hauptangeklagte, dass Melanie sich den Jungs seiner Clique freiwillig hingegeben habe. Für diese Behauptung findet der Richter in seinem Schuldspruch gegen die Täter deutliche Worte. „Es ist abwegig anzunehmen, dass ein 13-jähriges Mädchen freiwillig Sex mit so vielen Männern haben will."

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