Essbare StadtDie Möhren vor der eigenen Haustür ernten

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Teilnehmer des Barcamps diskutieren bei einem Planungsspiel darüber, wo der Teich im Garten seinen besten Platz hat.

Teilnehmer des Barcamps diskutieren bei einem Planungsspiel darüber, wo der Teich im Garten seinen besten Platz hat.

  • Kölner diskutieren einen Tag lang über den Lebensmittelanbau mitten in der Großstadt - Workshops in Kleingruppen

Innenstadt – . Die Möhren vor der eigenen Haustür ernten oder mit den Nachbarn die Beete im gemeinsamen Garten bestellen? Kaum vorstellbar in einer Großstadt wie Köln. Einige Kölner glauben dennoch daran. Sie haben sich am Samstag zum "Barcamp Essbare Stadt" im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium getroffen. Einen ganzen Tag lang diskutierten sie, wie man Lebensmittel für Mensch und Tier in der Stadt erzeugen könnte. Initiiert hatten die Veranstaltung der Ernährungsrat Köln und die Agora Köln, eine Netzwerkorganisation.

"In Köln gibt es ein großes Bedürfnis, die Idee einer Essbaren Stadt wirklich werden zu lassen", erklärt Frank Bowinkelmann, Mitglied im Ernährungsrat. Dementsprechend gut besucht war die Veranstaltung: Knapp 300 Kölner hatten sich eingefunden. In sogenannten Sessions, kurzen Workshops, informierten und diskutierten die Teilnehmer in Kleingruppen. Das besondere an einem Barcamp ist die Offenheit. Inhaltlich gestalteten die Teilnehmer ihr Programm selber. Jeder, der wollte, konnte einen Workshop leiten. Fast 30 verschiedene Themen kamen so zusammen.

Vom Plan, eine Walnussallee anzulegen über Winzern in der Südstadt und Schutz der Wildbienen war thematisch alles dabei. Interaktiv wurde es bei der "Session" zur Permakultur, einem Konzept zur Schaffung nachhaltiger und naturnaher Kreisläufe. Die Teilnehmer mussten in einem Planungsspiel in ihrem Garten verschiedene Elemente wie Gewächshaus, Teich und Wald anordnen. Nach anfänglicher Zurückhaltung entflammte eine Diskussion darüber, ob im Herbst nicht zu viel Laub in den Teich fallen würde und wie viel Sonne die Pflanzen im Gewächshaus vertrügen.

Frank Bowinkelmann setzt sich im Ernährungsrat für die Idee der Essbaren Stadt ein.

Frank Bowinkelmann setzt sich im Ernährungsrat für die Idee der Essbaren Stadt ein.

"Wir wollen mit dieser Veranstaltung vor allem Wissens- und Denkansätze vermitteln und die Bürger untereinander vernetzen", sagt Dorothea Hohengarten vom Ernährungsrat. Das Gremium sieht sich als Vermittler zwischen engagierten Bürgern und der Stadtverwaltung.

Das Barcamp war ein weiterer Schritt zum langfristigen Ziel, ein Konzept zur Essbaren Stadt in den Stadtrat einzubringen. Am gleichen Tag wurde deshalb der erste Entwurf des Aktionsplans vorgestellt. Arbeitsgruppen hatten sich Gedanken zur Umsetzung gemacht. Neben dem "Urban Gardening" auf öffentlichem Grund, können auch Projekte in Kleingartenvereinen und Gärten an Schulen zum Bewusstsein für nachhaltige Lebensmittelproduktion beitragen.

Gerade Kindern zu vermitteln, dass Obst nicht im Supermarkt wächst, liegt vielen Teilnehmern am Herzen. "Ich habe einen kleinen Sohn und der soll wissen, woher das Essen kommt", sagt die Teilnehmerin Simone Hafke. Die Kölner können dabei auf die Unterstützung der Stadtverwaltung bauen. "Wir haben einen sehr guten Dialog mit der Stadt", sagt Bowinkelmann. Das bestätigte sich auch beim Barcamp: Betina Küchenhoff vom Umweltamt gab einen eigenen Workshop zur biologischen Vielfalt. Das nächste Zwischenziel zum Ratsbeschluss bedeutet aber wieder Fleißarbeit: Der Aktionsplan soll weiter ausgearbeitet werden.

www.agorakoeln.de

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