EuropawahlGroße Kluft bei Wahlbeteiligung zwischen Kölner Stadtteilen

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Jubel bei den Grünen nach Bekanntgabe des ersten Trends

Köln – Die Europawahl 2019 war in Köln eine Wahl der Rekorde. Noch nie waren so viele Kölner wahlberechtigt – insgesamt 740445 Menschen – und noch nie machten so viele von ihrem Wahlrecht Gebrauch – 478000 beziehungsweise 64,8 Prozent.

Doch zwischen den einzelnen Stadtteilen gibt es bei der Wahlbeteiligung ein große Kluft. Während in Vierteln wie Hahnwald, Klettenberg, Lindenthal, Braunsfeld, Sülz sowie Neustadt-Nord und -Süd mehr 75 Prozent der Wahlberechtigten auch tatsächlich wählten, waren es in Chorweiler, Vingst, Gremberghoven, Finkenberg und Seeberg weniger als 45 Prozent.

SPD büßt in sozialen Brennpunkten ein

Sieger der Wahl sind mit 32,9 Prozent die Grünen vor CDU (19,8), SPD, (17,0), FDP (6,2), AfD (6,2) und Linke (6,1). Die CDU verlor in Gebieten mit einer sozial schwachen Bevölkerung, aber auch in ihren Stammgebieten in Lindenthal und Junkersdorf. Die SPD büßte Stimmen in sozialen Brennpunkten ein.

Die Grünen legten zu, wo CDU und SPD vormals stark waren, die AfD vor allem in Kalk, Mülheim und im Bezirk Porz. Seit 1979 hat sich die Parteienlandschaft bei der Wahl vergrößert. Traten damals acht Parteien zur Wahl an, waren es 2019 bereits 41.

41 Parteien bei der Wahl

Die Grünen erhielten laut einer ersten Wahlanalyse der Stadt 85800 Stimmen mehr als bei der Europawahl 2014, die insbesondere von ehemaligen Nichtwählern (61100) sowie von früheren SPD-Wählern (23900) kamen. Die SPD verlor im Saldo 38500 Stimmen, vor allem an die Grünen, aber auch an die sonstigen Parteien (14900). Während die CDU 6600 weniger Stimmen erhielt und an FDP und Grüne verlor, gab es für die FDP einen Zuwachs von 11000 Stimmen, die vor allem von der CDU zu den Liberalen wanderten. Die Linken blieben stabil (plus 2400 Stimmen), die AfD (plus 8200 Stimmen) erhielt zusätzliche Stimmen von den Nichtwählern.

Die Wahlanalyse ergab auch ein Bild von den Hochburgen der Parteien: So wurden die Grünen vor allem in der Innenstadt und den benachbarten Vierteln im Linksrheinischen gewählt. Während CDU und FDP im Kölner Westen und Süden stark sind, ist das Ergebnis bei der SPD sehr uneinheitlich. Die Linke hat vergleichsweise viele Wähler in Mülheim und Kalk, die AfD in Stadtrandlagen im Kölner Norden und Süden.

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Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass Grüne, FDP und mit Abstrichen auch die CDU in Stadtteilen punkteten, in denen es eine hohe Wahlbeteiligung gab. SPD, Linke und AfD sind stärker in Vierteln mit einer geringen Wahlbeteiligung vertreten. Grüne und FDP haben Hochburgen in Vierteln mit vielen Akademikern, SPD, Linke und AfD eher in Vierteln mit hohem Migranten-Anteil und einer höheren Armutsgefährdung. Die CDU wird überdurchschnittlich in Quartieren mit einer älteren Bevölkerung gewählt.

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