Fahrradflut aus FernostStadt Köln macht Leihrad-Anbietern scharfe Auflagen

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Mobike-Leihräder in Berlin, wo das Unternehmen im vorigen November tätig wurde

Mobike-Leihräder in Berlin, wo das Unternehmen im vorigen November tätig wurde

Knallbunt sind sie, die Leihräder asiatischer Firmen, die mit Macht auf den deutschen Markt drängen. Auch in Köln wollen zwei Anbieter schon im März in das Geschäft einsteigen. Die Stadt hat im vergangenen Jahr mit acht Unternehmen – überwiegend aus dem asiatischen Raum – Gespräche führt. „Mobike und Obike waren diejenigen, die angekündigt haben, nun auch tatsächlich ihre Leihräder mit Vollgummireifen in Köln aufstellen zu wollen“, sagte ein Stadtsprecher am Dienstag.

Meterhohe Stapel Mieträder

Da asiatische Unternehmen andere Städte wie München und Zürich mit ihren Leihrädern regelrecht überfluteten, will die Verwaltung den Anbietern in Köln scharfe Vorgaben machen, denn es gibt berechtigten Anlass zur Sorge. In der chinesischen Stadt Shenzhen stapelten sich im vergangenen Jahr Mieträder meterhoch, weil Anbieter innerhalb kürzester Zeit 100.000 Fahrräder aufstellten – das gipfelte in einem Chaos mit versperrten Gehwegen und Straßen.

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Fließender Verkehr darf nicht behindert werden

Um einen solchen Wildwuchs an Rädern zu verhindern, will die Stadt mit den Anbietern, die in Köln tätig sein wollen, Vereinbarungen schließen. So müssen die Leihräder jederzeit fahrtüchtig sein, der fließende Verkehr darf nicht behindert werden, und es dürfen in einem Umkreis von 100 Metern höchstens fünf Fahrräder aufgestellt werden.

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Ebenfalls im vorigen November startete die Firma Obike ihren Verleih – hier in Hannover.

Ebenfalls im vorigen November startete die Firma Obike ihren Verleih – hier in Hannover.

Darüber hinaus müssen die Firmen Beschwerden über abgestellte Räder innerhalb von 24 Stunden nachgehen und das Problem beheben. Die Stadt richtet zudem Zonen ein, in denen das Aufstellen entweder ganz verboten ist oder nur mit einer Genehmigung. Tabu sind Bereiche wie das Domumfeld, Heumarkt, Neumarkt sowie die Straßen rund um die Kirchen in der Innenstadt. Die Stadt will diese einheitlichen Regeln für alle Fahrradverleihsysteme festlegen und prüfen, ob die Unternehmen diese tatsächlich einhalten.

Anzahl würde mehr als verdoppelt

Die Verwaltung erwartet, dass Mobike und Obike insgesamt 4700 Räder in Köln anbieten werden. Bislang gibt es in der Stadt 3300 Leihräder: Ford und die Deutsche Bahn haben 2000 in Betrieb, die Übrigen gehören den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) und deren Partner Nextbike. Inhaber einer KVB-Monatskarte können bei Nextbike eine halbe Stunde kostenlos fahren. Danach müssen sie, wie alle anderen Nutzer, für eine halbe Stunde einen Euro zahlen. Bezahlt der Kunde bei Ford und Deutscher Bahn einen Jahresbeitrag von 49 Euro, bekommt er die erste halbe Stunde pro Fahrt kostenlos. Alternativ muss man drei Euro pro Jahr bezahlen – dann kostet die halbe Stunde einen Euro. Mobike mit Sitz im chinesischen Peking verlangt bei der ersten Nutzung zwar eine rückerstattbare Kaution in Höhe von einem Euro, eine einzelne Fahrt kostet aber lediglich 50 Cent für 30 Minuten. Obike mit Sitz in Singapur verlangt einen Euro je angefangene 30 Minuten. Der Kunde muss vorher aber eine rückerstattbare Kaution von 79 Euro hinterlegen.

Firmen berufen sich auf Gerichtsurteil

Kritiker bemängeln, dass die asiatischen Anbieter ihr Geld nicht nur mit den Leihgebühren verdienen wollen. Sie seien vor allem an Nutzerdaten interessiert. Ein Ladeninhaber könnte auf diese Weise gegen Bezahlung zum Beispiel darüber informiert werden, wie lange sich ein Leihrad-Nutzer bei ihm im Geschäft aufgehalten und welchen Weg er zurückgelegt hat.

Verhindern lässt sich zurzeit nicht, dass ein Anbieter seine Räder in der Stadt aufstellt. Die Firmen argumentieren mit einem Urteil aus dem März 2009. Die Stadt Hamburg wollte damals verhindern, dass Nextbike dort Räder verleiht, weil man bereits die Deutsche Bahn beauftragt hatte. Das Oberverwaltungsgericht entschied aber zu Gunsten von Nextbike. Das Aufstellen der Räder sei ein Gemeingebrauch, weil sie von vielen Menschen benutzt würden, so die Richter. Die Stadt könne das Aufstellen daher nicht verbieten.

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