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Faule Eier und KloakeWarum Köln im Moment so stinkt

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Dom Luftaufnahme

Köln und der Dom aus der Luft.

Köln – An vielen Orten in Köln müffelt es derzeit. Schuld daran ist tatsächlich das Wetter. Denn die anhaltende Trocken- und Wärmeperiode des Sommers freut nicht nur Badefreunde, sondern auch die Bakterienkulturen im Kölner Kanalisationsnetz. Denn die Wärme begünstigt die Bakterienaktivität: Der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt und Fäulnisprozesse, bei denen unangenehm riechende Schwefelverbindungen als Abbauprodukte entstehen, werden in Gang gesetzt.

Hinzu kommt der fehlende Regen. „Wir haben in Köln eine sogenannte Schwemmkanalisationen. Das heißt, dass Regen den Abfall in der Kanalisation weiterspült", erklärte ein Sprecher der Kölner Stadtentwässeungsbetriebe (Steb). „Und weil es derzeit nicht regnet, bewegt sich in den Kanälen nichts und der Dreck steht. Somit riecht es nach allem, was in der Toilette landet."

Langsame Abwässer

Begünstigt wird diese Situation zusätzlich durch den Umstand, dass die Stadt bei dem Bau des Kanalsystems in den 70er und 80er-Jahren von einem Wasserverbrauch von ca. 250 Liter pro Einwohner pro Tag ausgingen. Heute verbraucht ein Kölner im Durchschnitt jedoch nur 123 Liter am Tag, also gerade einmal die Hälfte. Auch die Industrie ist auch immer mehr wasserarme Verfahren umgestiegen. Im Sinne des Wasserschutzes eine erfreuliche Nachricht.

Die Nebenwirkung ist jedoch auch, dass die Fließgeschwindigkeiten im 2400 Kilometer langen Kölner Kanalnetz ebenfalls sinken und zumindest für das häusliche Abwasser bei ausbleibendem Regen weniger Wasser zum Wegschwemmen der Schmutzfracht zur Verfügung steht.

Köln hat ein riesiges Abwassernetz

Hinzu kommt, dass das Abwassernetz Kölns eines der größten in ganz Deutschland ist. Das wichtigste Klärwerk in Stammheim reinigt ungefähr 80 Prozent aller Kölner Abwässer. Diese fließen mit einer Geschwindigkeit von ungefähr einem Kilometer in der Stunde, sodass die Abwässer aus Raderthal oder Porz bei der aktuellen Wasserlage bis zu einem halben Tag nach Stammheim brauchen. Genug Zeit, um bei der aktuellen Wetterlage Gerüche zu entwickeln.

Eine Reinigung des Kanalsystems wäre technisch nicht umzusetzen, erklärte ein Sprecher der Steb. (mit hel)

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