Feuerwehr Köln übt RettungWarum Schwimmer im Rhein keine Chance haben

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Bei der Übung wird ein Feuerwehrmann aus dem Rhein gerettet.

Köln – Nach sechs Minuten, sagt Notarzt Marco Strohm, sinken die Chancen deutlich, einen Menschen unverletzt zu retten, der im Rhein untergegangen ist. Nach zwölf Minuten sei die Wahrscheinlichkeit nur noch „sehr gering“, dass das Opfer ohne Schäden überlebt. „Und nach 30 Minuten sterben die meisten Menschen an den Folgen.“

Bei einem Einsatz „Person im Rhein“ zählt buchstäblich jede Sekunde. Bei einer Übung probten Feuerwehrtaucher am Mittwochmittag in Rodenkirchen, Menschen aus dem Rhein zu retten. Den Verunglücktten mimte ein Feuerwehrmann. 22-mal sind die Retter in Köln dieses Jahr bisher alarmiert worden, weil Zeugen glaubten, einen Schwimmer in Not im Rhein gesehen zu haben. Darunter sei der ein oder andere falsche Alarm gewesen, berichtet Volker Ruster, Vize-Chef der Berufsfeuerwehr. Neun Personen aber seien tatsächlich gerettet worden, zwei starben. Auch in den beiden Vorjahren sind jeweils zwei Menschen im Rhein in Köln ertrunken.

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Auch wenn das Baden im Fluss lebensgefährlich ist: Ausdrücklich verboten ist es nur an bestimmten Stellen wie etwa im Bereich von Häfen. Vor allem an den sandigen Buchten der Rodenkirchener Riviera gehen immer wieder Menschen ins Wasser, um sich abzukühlen. Aber selbst wer nur mit den Füßen im seichten Wasser stehe, könne vom Sog eines sich nähernden Schiffs plötzlich in den Fluss gezogen werden, vor allem Kinder. Die Feuerwehr warnt dringend davor. „Der Rhein ist ein Fluss, eine Wasserstraße, mit einer hohen Strömungsgeschwindigkeit, mit Strudeln an Buhnen oder im Bereich von vorbeifahrenden Schiffen“, sagt Ruster. „Als Mensch kommt man dagegen nicht an.“

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Feuerwehrtaucher üben die Rettung einer Person aus dem Rhein

Viele Schwimmer bekämen einen Temperaturschock, weil das Wasser nur bis knapp unter die Oberfläche erwärmt sei, dann aber sehr schnell sehr kalt werde. Infolgedessen kann der Kreislauf zusammenbrechen, Muskelkrämpfe können auftreten. „Dann beugt man sich vielleicht runter, um den Krampf zu lösen, ist dann vielleicht schon mit dem Kopf unter Wasser“, sagt Ruster – und hat in diesem Moment schlimmstenfalls schon die Kontrolle über die Situation verloren. Ertrinken sei oft „ein stilles Ereignis“, sagt Notarzt Marco Strohm. Häufig bleibe nicht mal mehr die Gelegenheit, um Hilfe zu rufen. Man geht einfach unter und wird von einem Strudel in die Tiefe gezogen.

Köln: Taucher und Strömungsretter im Einsatz

Zeugen sollten sofort die 112 rufen, empfiehlt Ruster. Bei der Feuerwehr setzt ein Notruf „Person im Rhein“ eine einstudierte Choreografie in Gang. Löschfahrzeuge fahren an beiden Ufern dem im Rhein treibenden  Opfer entgegen. Ein Hubschrauber und weitere Erkundungstrupps suchen aus der Luft und an Land nach dem oder der Untergegangen. Zugleich gehen Taucher an der Unglücksstelle in den Fluss oder  „Strömungsretter“, falls der Verunglückte noch über Wasser ist. Sie tragen Schwimmwesten, einen Helm und einen Kälteanzug. Die Wasserschutzpolizei funkt Schiffsführer an, die in der Nähe unterwegs sind und fordert sie auf, bei der Suche zu helfen, ergänzt Kersten Klophaus, Chef der Wasserschutzpolizei in Köln.

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Bei der Übung wird ein Feuerwehrmann an Bord gezogen

Wer nicht gleich untergeht, sondern zunächst über Wasser bleibt, sollte nie versuchen, gegen die Strömung anzuschwimmen, sagt Volker Ruster. Man habe nur eine Chance, wenn man sich der Strömung ergebe, sich treiben lasse und versuche, „irgendwie ans Ufer zu kommen“. Zeugen sollten der Person einen der Rettungsringe zuwerfen, die alle paar Meter in roten Kästen entlang der Ufer hängen, sagt Feuerwehrtaucher Marco Clemens. Eines jedenfalls sollten sie unter keinen Umständen tun: „Unkontrolliert hinterherspringen und versuchen, der Held zu sein.“

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