Flughafen Köln-BonnKaperung der Merkel-Maschine hat Nachspiel für Hauptmann

Lesezeit 3 Minuten
46282804

Ein 24-Jähriger war in einen Airbus A319 der Bundesregierung eingedrungen.

  • Unter einem Vorwand war ein 24-Jähriger auf das Bundeswehrgelände am Flughafen gelangt.
  • Er setzte sich in einen Airbus von Kanzlerin Angela Merkel und wollte diesen starten.
  • Sieben Jahre später muss sich nun ein Hauptmann vor Gericht verantworten.

Köln – Die spektakuläre Kaperung eines Airbus A319 auf dem Gelände des Flughafens Köln-Bonn ist erneut Gegenstand eines Gerichtsprozesses. Im Juli 2013 hatte ein damals 24-jähriger Hartz V-Empfänger die Maschine mit Deutschlandflagge und Bundeswehrkreuz, mit der unter anderem Kanzlerin Angela Merkel zu Auslandsterminen flog, in seine Gewalt gebracht. 

Vorwurf der Vorteilsannahme gegen Hauptmann

Ein Hauptmann der Bundeswehr ist nun beschuldigt, Aufnahmen davon über Dritte an den Westdeutschen Rundfunk verkauft zu haben.

Vorteilsannahme wirft die Staatsanwaltschaft dem 48-Jährigen vor, was mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Der Hauptmann soll laut Anklage mit Sicherheitsaufgaben betraut gewesen sein und eine CD mit den Überwachungsbildern angefertigt haben. Über Strohmänner sollen die Aufnahmen an den WDR gelangt sein, laut Anklage für bis zu 2500 Euro. Im August 2014 wurden die Szenen dann in der WDR-Lokalzeit ausgestrahlt. 

Alles zum Thema Angela Merkel

Im Vorfeld war ein Strafbefehl in Höhe von 2250 Euro Geldstrafe (45 Tagessätze zu je 50 Euro) erlassen worden, gegen den der Hauptmann Einspruch eingelegt hatte. Bei einer ersten Verhandlung bestritt er die Vorwürfe; er wüsste gar nicht, wie man so eine CD überhaupt anfertigt. Der Anwalt sprach außerdem von Verjährung. Das Amtsgericht vertagte die Verhandlung daraufhin auf unbestimmte Zeit und will die mutmaßlichen Strohmänner als Zeugen laden. 

Das spektakuläre Protokoll der Airbus-Kaperung

Bereits vor sechseinhalb Jahren hatte das Landgericht den Haupttäter in die Psychiatrie eingewiesen. Das Protokoll der Flugzeug-Eroberung vom 25. Juli 2013:  Der damals 24-jährige Volkan T. gelangte gegen 20 Uhr auf das Bundeswehrgelände am Flughafen. Der Wachmann ließ ihn passieren, weil der Porzer sich als Gast einer Hochzeitsfeier ausgab, die tatsächlich auf dem Stützpunkt stattfand. Statt zur Party lief Volkan aber direkt auf das Rollfeld.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Bodybuilder hatte den Airbus A 319 der Flugbereitschaft im Visier. Die Maschine war 34 Meter lang, 12 Meter hoch, hatte ein Leergewicht von 35.400 Kilo. „Der Beschuldigte entfernte fachmännisch die Abdeckungen der Triebwerke und die Bremsklötze“, hieß es in der Anklage. Danach stieg Volkan T., mittlerweile nur noch mit einer Unterhose bekleidet, auf die Tragflächen und öffnete den Notausstieg des Fliegers.

Polizist: „Wir dachten an einen Terroranschlag“

Der 25-Jährige stellte die Maschine auf „Flight-Modus“ und setzte sich ins Cockpit. Hier betätigte er alle Knöpfe, die zum Starten des Airbusses notwendig waren. Ein Polizist im Prozess: „Wir dachten an einen Terroranschlag. Die Maschine war betankt. Wenn der gestartet wäre, dann hätten wir schlechte Karten gehabt.“

Dazu kam es nicht, weil offenbar die Hauptstromzufuhr des Flugzeugs unterbrochen war. Mit seiner Aktion hatte Volkan T. ein Notsignal im Tower des Flughafens ausgelöst. Sicherheitsbeamte holten den Mann schließlich aus dem Flieger und führten ihn ab.

KStA abonnieren