Überfall auf GeldtransporterPolizei prüft Hinweise – Täter weiter auf der Flucht

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Brennendes Fluchtauto

Die Täter flüchteten in einem schwarzen Audi, der kurz darauf brennend in Porz-Eil gefunden wurde.

Köln – Nach dem brutalen Raubüberfall auf einen Geldtransporter am Mittwochmorgen am Flughafen Köln-Bonn sind die Täter mit ihrer Beute weiter auf der Flucht. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum aktuellen Ermittlungsstand:

Wie geht es dem angeschossenen Wachmann?

Sein Zustand ist stabil, er liegt nicht mehr auf der Intensivstation, teilte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mit. Der Mitarbeiter des überfallenen Sicherheitsunternehmens hatte einen oder mehrere Schüsse in den Oberschenkel erlitten und schwebte vorübergehend in Lebensgefahr.

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Was weiß die Polizei bislang über die Täter?

Wenig. Es waren mindestens zwei, womöglich gab es noch weitere Fluchthelfer. Einer der Täter sprach Hochdeutsch, der andere schwieg. Die Polizei wertet derzeit Filme und Fotos aus Überwachungskameras und von Zeugen aus, welche die Tat mit dem Handy aufgenommen haben. Auf einem Handyvideo, das im Internet kursiert, ist zu erkennen, dass einer der Räuber eine dunkelgrüne Jacke trägt, der andere schwarze Kleidung. Beide tragen Sturmhauben.

Stecken drei Ex-RAF-Terroristen hinter dem Überfall?

Dieser Spur werde nachgegangen, es gebe aber bislang keine konkreten Anhaltspunkte dafür, sagte Oberstaatsanwalt Bremer. Das Landeskriminalamt Niedersachsen fahndet seit Jahrzehnten nach den drei untergetauchten Ex-RAF-Terroristen Daniela Klette (60), Burkhard Garweg (50) und Ernst-Volker Staub (64). Die Ermittler machen das Trio für mindestens neun geglückte und gescheiterte Raubüberfälle auf Geldtransporter und Einkaufsmärkte seit 2011 verantwortlich. Alle Taten geschahen in Norddeutschland, die meisten in Niedersachsen.

Handelt es sich bei den Tätern vom Flughafen um dieselben, die im März 2018 auf ähnliche Weise einen Geldtransporter vor Ikea in Godorf ausgeraubt hatten?

Auch diese Spur werde geprüft, sagte Bremer. Ein Zusammenhang sei vorstellbar, aber nicht belegt. Fest steht, dass beide Male Transporter desselben Unternehmens betroffen waren. In beiden Fällen entkamen zwei Männer mit Geldkoffern – und ebenfalls in beiden Fällen zündeten die Täter ihren Fluchtwagen später an und entkamen zu Fuß oder in einem bereit gestellten zweiten Auto. Auch nach der Tat in Godorf war über eine Beteiligung der drei ehemaligen RAF-Mitglieder spekuliert worden. Das LKA Niedersachsen fand damals aber keine Hinweise darauf.

Wie hoch war die Beute bei der Tat am Flughafen?

Aus „ermittlungstaktischen Gründen“ will die Polizei die Summe nicht nennen. Sie soll aber „geringfügig“ sein. Was das genau heißt oder ob diese Angabe eher dazu dienen soll, mögliche Nachahmungstäter abzuhalten, bleibt unklar. Die Täter müssen zumindest mit einer hohen Beute gerechnet haben: Alles spricht dafür, dass sie den Überfall seit Wochen vorbereitet haben. Außerdem wären sie sonst kaum das hohe Risiko eingegangen, die Tat unmittelbar am Terminal 2 zu begehen. Hier fahren Busse und Taxis ab, der Bereich wird lückenlos von Kameras überwacht, außerdem sind im Flughafen zu jeder Zeit Bundespolizisten auf Streife.

Woher hatten die Täter ihr Fluchtfahrzeug, den schwarzen Audi?

Der Wagen war gestohlen, berichtet Bremer. Aber wo, wann und wem – das soll vorerst nicht bekannt gegeben werden. Die Nummernschilder waren Dubletten, also Fälschungen eines real existierenden Kennzeichens, auf das ein ganz anderes Fahrzeug zugelassen ist.

Wie viele Zeugenhinweise gingen bei der Polizei ein?

Insgesamt 20. Der entscheidende war aber bislang nicht dabei. Somit bleibt vorerst auch unklar, wohin die Täter zu Fuß geflüchtet sind, nachdem sie den Audi am Jägerweg in Porz-Eil angezündet hatten und über eine Mauer auf die Böschung der Autobahn 59 geklettert sind.

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