Flugzeug-Trolleys als EinrichtungKölner Firma gewinnt renommierten Designpreis

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Bordbar

Stephan Boltz mit dem ausgezeichneten Modell Voyager

Köln – Dass ausgerechnet in Zeiten, in denen der Flugverkehr nahezu stillsteht, ein Flugzeug-Trolley mit einem Designpreis ausgezeichnet wird, ist vielleicht Ironie des Schicksals. Das Kölner Unternehmen Bordbar hat für sein neuestes Modell Voyager den renommierten „Red Dot“-Preis bekommen.

Der Voyager überzeuge mit seinen hochwertigen Aluminium-Oberflächen im rinnenförmigen Design, die gleichzeitig unaufdringlich, aber auch elegant wirken. Cognacfarbene Echtleder-Überzüge am Griff und dem Türschloss ergänzen den stilvollen Gesamteindruck.

Bordbar Detail

Gelobt wurde die schlichte Eleganz.

Diese Beschreibung zeigt: Mit einem normalen, zerbeulten Trolley, den der Fluggast oft genug in den Ellenbogen gerammt bekommt, hat das alles nichts zu tun. Auch wenn der Wagen aus Original-Teilen aus der Luftfahrt – die sind entsprechend teuer, weil es nur eine Handvoll Hersteller gibt – in der Bordbar-Werkstatt im Ossendorfer Gewerbegebiet zusammengebaut wurde. Sogar die Fußbremsen fehlen nicht.

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Voyager kostet 1700 Euro 

Stolze 1700 Euro kostet der Voyager. Und reiht sich damit ein in die edle Produktpalette von Geschäftsführer Stephan Boltz (43), der die Firma 2006 gegründet hat und das Siegermodell auch entwarf. Dabei nimmt sich der Voyager im Vergleich zu den anderen Ausführungen geradezu bescheiden aus. Da gibt es auch Trolleys, in die ein Kühlschrank oder ein Humidor eingebaut wurden. Es gibt beleuchtete Bar-Trolleys und solche für die Küche, auf denen ein spezielles Schneidebrett angebracht wurde. Was die verschiedenen Ausführungen verbindet: Sie haben „keine Flugerfahrung“, wie es Boltz liebevoll ausdrückt. Sprich: Sie waren nie in der Luft und werden es auch nie sein, sondern wurden gleich als Design-Möbelstücke gebaut – die je nach Ausstattung auch mal bis zu 3000 Euro kosten können.

Dabei hat Boltz vor 14 Jahren tatsächlich mit echten, gebrauchten Trolleys „mit Flugerfahrung“ angefangen. Ausrangierte Lufthansa-Wagen wurde aufpoliert und auch schon mal ein ganzer Bestand einer pleitegegangenen Airline aus Bangalore abgeholt.

Mit gebrauchten Trolleys angefangen

„Die Kunden fanden es faszinierend, dass die Trolleys um die ganze Welt gereist waren und dass jede Beule eine Geschichte erzählt.“ Auf einer der ersten Präsentationen fragte ein Mann, ob er den Trolley mal durch den Raum schieben dürfe, erinnert sich Boltz. Weil er davon als Vielflieger schon immer geträumt habe.

„Doch mit der Zeit meinten immer mehr Kunden: Noch schöner wäre es ohne Kratzer.“ Hinzu kommt, dass immer weniger Trolleys auf dem Markt sind, weil auf den Flügen immer weniger Catering angeboten wird. Und weil die Airlines knapp bei Kasse sind, sind die Rollwagen heute länger auf Reisen als die früher üblichen zehn Jahre. Danach sind sie oft so abgerockt, dass eine Aufarbeitung schwierig ist.

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Original-Trolleys gibt es zwar noch immer (ab 998 Euro), doch das Designgeschäft steht nun im Vordergrund. Da hat sich inzwischen eine stabile Fangemeinde gebildet. 2006 war Boltz, der aus der Möbelbranche kommt, selbst unsicher, wie lange das Geschäft wohl funktionieren würde. „Doch jetzt sind wir längst über die Das-ist-ja-eine-witzige-Idee-Phase hinweg. Wir sind erwachsen geworden.“

Die Verkäufe laufen gut, 2020 konnte Bordbar ein Wachstum verzeichnen – wie viele Firmen aus dem Möbel- und Designbereich. „Die Leute machen sich ihr Zuhause so schön wie möglich, weil sie nicht verreisen können.“ Und wenn man schon nicht fliegen kann, kann man wenigstens mit einem Trolley ein bisschen Fernweh heilen.

Bis zu 80 Trolleys pro Woche

Je nach Aufwand und Sonderwünschen fertigen die 23 Mitarbeiter zwischen 40 und 80 Stück in der Woche an. Oft schicken die Käufer Fotos, wie sie die Trolleys nutzen. Als Schuhschrank, Spielzeugbehälter, Badezimmerschränkchen, als Bar oder nur als schmückendes Möbel. Viele Kunden hätten sogar mehrere Trolleys, sagt Boltz. Die Standorte lassen sich ja leicht variieren.

Und wie er da so steht, der Voyager, hat man richtig Lust, ihn zu packen, Flugbegleiterin zu spielen, und zu fragen: Chicken or beef? Und merkt, wie sehr man sich danach sehnt, diese Frage wieder einmal zu hören.

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