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Folge der Corona-BeschränkungenJugendkriminalität in Köln geht weiter zurück

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Die Polizei stellt wieder mehr Konflikte unter Jugendlichen fest.

Die Polizei stellt wieder mehr Konflikte unter Jugendlichen fest.

Köln – Die Gelegenheiten waren im vergangenen Jahr rar für die jungen Straftäter. Für die Kriminalität in Köln und diejenigen, die von ihr leben, war das Jahr 2020 insgesamt ein schlechtes. Daher kann es nicht überraschen, dass auch die Jugendkriminalität in der Stadt im Corona-Jahr stark zurückgegangen ist – offenbar war nämlich auch das eine Folge der Pandemie.

Knapp 120.000 Straftaten verzeichnete das Präsidium im gesamten Jahr 2020 über alle Altersgruppen hinweg. Etwa 7500 Tatverdächtige sind unter 21 Jahren – und damit fast 2000 weniger als im Vorjahr. „Wenn das öffentliche Leben zurückgefahren wird, passiert auch weniger“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul schon Mitte des vergangenen Jahres in einer „Corona-Zwischenbilanz“. Auch die Gesamtkriminalität war 2020 ja, wie die Zahl der Verkehrsunfälle, stark zurückgegangen. „Diese Kriminalstatistik wird als die Unvergleichbare in die Polizeigeschichte eingehen“, sagte Polizeipräsident Uwe Jacob vor gut einem Monat.

Partyszene sorgte für viele Einsätze

Bei der Jugendkriminalität war im vergangenen Jahr in fast sämtlichen Bereichen ein Rückgang festzustellen: Diebstähle, Körperverletzungen, Raub- und Drogendelikte. Auch die Zahl der Tatverdächtigen sank spürbar. Die größte Entspannung ist dabei im Gebiet der Polizeiinspektion Mitte – also der gesamten Innenstadt – und dem Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei – darunter zum Beispiel den Bahnhöfen – eingetreten. Das weitgehende Brachliegen der gesamten Partyszene, die an den Wochenende sonst für einen Großteil der Einsätze gesorgt hatte, machte sich also überaus deutlich bemerkbar.

Alles zum Thema Herbert Reul

Doch wer daraus einen positiven Trend ableiten möchte für die kommenden Jahre, irrt wahrscheinlich. „Jetzt liegen die Gesamtzahlen für 2020 vor. Aber sind die Zahlen auch aussagekräftig? Können daraus Entwicklungstendenzen abgeleitet werden? Nein!“, heißt es aus dem Präsidium. Die Rückgänge seien offensichtlich „überwiegend auf die Einschränkungen im öffentlichen Leben zurückzuführen.“ Einen Zustand also, der in diesem Jahr wohl sein Ende finden wird. Schon bei den ersten Lockerungen nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 seien insbesondere bei der Straßenkriminalität die Fallzahlen wieder deutlich angestiegen. „Die vermeintlich guten Ergebnisse für 2020 sollten daher mit Vorsicht betrachtet werden“, teilte die Polizei mit und verzichtet explizit darauf, die Zahlen zu bewerten.

Trend hat sich fortgesetzt

Anders als bei der allgemeinen Kriminalität hat sich bei den Jugendlichen der Trend der vergangenen Jahre aber fortgesetzt. Schon in den vergangenen Jahren wurde Köln in dieser Hinsicht immer sicherer – ebenso wie im Übrigen auch in ganz Deutschland. Die oft gehörte Behauptung, die Jugend hierzulande werde immer krimineller, stimmt somit nicht. Die Polizei führt das auch auf Programme der Prävention und Förderung zurück.

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Wegen Corona konnten aber auch die in den vergangenen Monaten zum Teil nur mit Einschränkungen weiterlaufen. Ob sich das langfristig wieder in mehr Straftaten niederschlägt, ist noch nicht abzusehen. Speziell über die Jugendkriminalität sagt die Polizei, „dass sie vor allem opportunistische, nicht planvoll begangene, unprofessionelle Bagatellkriminalität“ sei und außerdem überwiegend von Jungs begangen werde. Dass sich in näherer Zukunft auch wieder die Gelegenheiten bieten werden, wenn Läden wieder geöffnet und Menschen wieder zusammenkommen dürfen, ist jedenfalls gewiss.

Am 27. April nun wird sich der Jugendhilfeausschuss der Stadt mit der jüngsten Statistik und deren begrenzter Aussagekraft befassen.

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