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Forschungsprojekt in KölnStadt will mit 48.000 Euro Umstellung auf E-Taxis fördern

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Die E-Taxis der britischen Firma LEVC sind den berühmten Londoner „Black Cabs“ nachempfunden. Hier ein Beispiel-Modell in gelb.

Köln – Die Zulassungen von Elektroautos steigen kontinuierlich. Auch die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) wollen bis 2030 ihre gesamte Bus-Flotte elektrifiziert haben. An der Taxibranche ist der Trend zum Strom bislang vorbei gegangen. Rund 1200 Taxis sind in Köln gemeldet. Einen rein elektrischen Antrieb hat davon – keins.

Hohe Anschaffungskosten für einen taxistauglichen Wagen der mittleren Oberklasse und die fehlende Ladeinfrastruktur haben Taxiunternehmen bislang davon abgeschreckt, Elektrofahrzeuge anzuschaffen. Das soll nun anders werden. Deshalb möchte die Stadt das Forschungsprojekt „Taxi-Lade-Konzept für den öffentlichen Raum“, kurz Talako, der Universität Duisburg-Essen mit 48.000 Euro unterstützen.

Laden über Induktion am Taxistand

Das bereits 2019 gestartete Projekt untersucht, wie E-Taxis mit einem Induktionsstreifen in der Straße aufgeladen werden können. Denn das Aufladen der Akkus in den Taxis ist eines der größten Probleme. Wenn die Wagen auf einem Taxisstreifen auf Fahrgäste warten, können sie sich nicht mit einem Kabel an eine Ladesäule anschließen, weil die Autos immer ein Stück vorrücken, wenn das erste Taxi in der Schlange zu einer Fahrt aufbricht. Mit einem Induktionsstreifen im Boden könnten die Wagen aufrücken und dennoch kontinuierlich laden.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Die Uni aus dem Ruhrgebiet habe bereits eine Prototypen-Anlage für induktives Laden bei einem Taxiunternehmen in Mülheim/Ruhr erfolgreich getestet, teilt die Stadt mit. Nun soll auch Köln eine solche Pilotanlage bekommen. Wissenschaftler, Stadt und Taxi-Ruf Köln haben dafür den prominenten Taxistand in der Dompropst-Ketzer-Straße am Hauptbahnhof ausgewählt. Dort sollen sechs insgesamt 30 Meter lange induktive Ladeplätze eingerichtet werden, die voraussichtlich Ende dieses Jahres zur Verfügung stehen, kündigt die Stadt in einer Beschlussvorlage für den Verkehrsausschuss an, in der das Gesamtkonzept erläutert wird.

Den berühmten Londoner Taxis nachempfunden

Beim Talako-Projekt kommt ein Taxi der britischen Firma London Electric Vehicle Company (LEVC) zum Einsatz. Sie sind den berühmten Londoner Taxis nachempfunden. Die Autos haben sechs Sitze und viel Stauraum für Gepäck. Die britischen Autos haben noch einen anderen Vorteil. Sie sind barrierefrei, Menschen im Rollstuhl können über eine Rampe in den großzügig bemessenen Innenraum fahren. Das, erklärt die Stadt, wäre ein wichtiger Beitrag zum barrierefreien öffentlichen Nahverkehr, der mit üblichen Taxis kaum zu haben sei.

Die Wagen haben eine elektrische Reichweite von 130 Kilometern, was für einzelne Fahrten im Stadtgebiet reicht. In Ausnahmen kann für sehr lange Fahrten von bis zu 500 Kilometern ein Benzinmotor zugeschaltet werden. Die Kölner Verkehrs-Betriebe haben im vergangenen Dezember das vierjährige Pilotprojekt „Isi“ mit zehn der britischen Taxis gestartet. Sie sind allerdings bislang nur in 13 Stadtteilen bestellbar und kehren nach einer Fahrt in der Regel an eine Ladestation mit Stromkabel zurück. Deshalb ist ihr Einsatz nicht mit einem üblichen Taxibetrieb vergleichbar.

Britische E-Taxis im Alltag testen

Nun sollen Taxiunternehmen davon überzeugt werden, LEVC-Taxis zu kaufen, um das Talako-Projekt fortführen und im Taxialltag weiter testen zu können. Die sind jedoch teuer, was die Unternehmen bislang von der Investition abhielt. Bis zu 70.000 Euro kostet ein LEVC-Taxi. Eine Mercedes E-Klasse mit Verbrennungsmotor, eines der geläufigsten Taximodelle, kostet ungefähr die Hälfte. Zudem sind die Induktionstaxis schwieriger wiederzuverkaufen, wenn die Betriebe sie nicht mehr einsetzen wollen. Unter anderem ist der Fahrzeugboden wegen der Ladevorrichtung, die dann ausgebaut werden müsste, ziemlich durchlöchert.

Zwar ist der Betrieb und die Wartung der LEVC-Autos im Vergleich mit einer Mercedes E-Klasse günstiger. Die E-Wagen müssten jedoch mehr als acht Jahre fahren, bis sich dieser Vorteil gegenüber des höheren Anschaffungspreises auszahlt, hat die Uni Duisburg-Essen errechnet. Mit verschiedenen Fördermitteln, etwa durch das Bundeswirtschaftsministerium, ließe sich diese Zeit auf gut drei Jahre verkürzen. Doch das ist den Taxis-Betrieben offenbar noch nicht Kaufanreiz genug. Deshalb soll zusätzlich die Stadt die Anschaffung mit 12.000 Euro pro Fahrzeug subventionieren.

Taxi-Ruf Köln hat bereits Fahrzeug von LEVC erworben

Damit hätte ein LEVC-Taxi seinen Vorteil bereits nach weniger als zwei Jahren ausgespielt, heißt es weiter. Der Taxi-Ruf Köln hat bereits ein Induktionsfahrzeug von LEVC erworben, dass vor einigen Tagen eine Tüv-Zulassung erhalten hat. Mit der städtischen Fördersumme von 48.000 Euro könnten Unternehmen dazu bewogen werden, vier weitere der Wagen anzuschaffen, so die Hoffnung. Denn Bedingung die Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums für Talako ist, dass mindestens fünf Induktionstaxis im Praxisbetrieb getestet werden. Interessierte Unternehmen müssen dafür einen Antrag stellen und bestimmte Auflagen erfüllen. Unter anderen müssen sich sie verpflichten, eng mit den Forschern des Talako-Wissenschaftlern zu kooperieren.

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Die Stadt sieht in dem Projekt einen weiteren Baustein für besseren Klimaschutz in Köln. Auch könne untersucht werden, wie die im Boden eingelassenen Induktionsflächen arbeiten, die im Stadtbild deutlich dezenter wirken, als übliche Stromladesäulen. Zudem seien die rollstuhlgerechten Fahrzeuge ein Beitrag, „um mobilitätseingeschränkten Personen ein selbstbestimmtes Leben in Köln“ zu ermöglichen. Der Verkehrsausschuss muss der Talako-Förderung noch zustimmen.

Dabei erinnert die Stadt die Politiker an einen Beschluss von Anfang 2018: Damals hatte der Rat beschlossen, die „Förderung der Umstellung der Taxiflotte auf Elektrofahrzeuge“ unter anderem mit Kaufprämien oder Öko-Zertifikaten voranzutreiben. Auch der „Green City Masterplan“ sehe vor, dass „kurz- bis mittelfristig“ ein Viertel der Kölner Taxis auf Elektrofahrzeuge umgestellt werde, argumentiert die Stadt.

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