Fronleichnamsfest in KölnTausende Gläubige verfolgen Predigt von Kardinal Woelki

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Tausenden Gläubige hatten sich zur Messe eingefunden.

Köln – Zum Kampf gegen den Hunger in der Welt hat Kardinal Rainer Woelki in seiner Predigt zum Fronleichnamsfest aufgerufen. Vor Tausenden Gläubigen, die sich vor dem Südportal des Doms versammelt hatten, erinnerte er an die Geschichte von der wundersamen Brotvermehrung aus der Bibel. „Geb ihnen zu essen“, habe Christus damals zu seinen Jüngern gesagt, „gebt ihnen ihre Würde zurück.“ Diese Aufforderung Jesu sei „genauso wenig wie die Feier des heutigen Festes nur eine Erinnerung an frühere Zeiten und an ein früheres Geschehen. Dieses Wort richtet Jesus heute an uns, an die Mächtigen in Politik und Wirtschaft und Gesellschaft, an uns als Kirche wie an jeden von uns.“ 

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Kardinal Rainer Woelki Kardinal Rainer Woelki bei seiner Predigt auf dem Roncalliplatz.

Als die Messe auf dem Roncalliplatz begann, hatten die Feierlichkeiten in Mülheim bereits angefangen. Nach der Eucharistiefeier in der Liebfrauenkirche zogen die Teilnehmer zum Rheinufer; dort legte Prozessionsschiff der Mülheimer Gottestracht ab. Begleitet von zahlreichen Booten fuhr es in beide Richtungen bis zur ehemaligen Grenze der Stadt Mülheim, bevor in Höhe der Kirche St. Clemens vom Schiff aus der Segen über Strom uns Land gespendet wurde.

124 Millionen Menschen leiden akut unter Hunger

An Fronleichnam, dem „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, feiern die Katholiken, dass nach ihrem Verständnis Christus durch die Wandlung von Brot und Wein im Sakrament der Eucharistie real gegenwärtig wird. Die Eucharistie sei „das deutlichste Zeichen seiner bleibenden Gegenwart auf unserem Lebensweg“, sagte der Kölner Erzbischof. Bei seinem Aufruf, den Nahrungsmangel zu bekämpfen, führte er Zahlen aus dem Welthungerindex von 2018 an. Danach leiden 124 Millionen Menschen akut unter Hunger, 151 Millionen Kinder weisen Wachstumsverzögerungen auf und 51 Millionen Jungen und Mädchen leiden an Auszehrung. In einer „Welt des Überflusses“ werde „die Menschenwürde von Millionen Bedürftigen verletzt“ , sagte der Kardinal. Obwohl Fortschritte möglich seien, würden „die Ursachen und komplexen Einflussfaktoren von Hunger weiterhin nicht in angemessener Weise angegangen“. 2015 hätten sich die Länder auf das Ziel verpflichtet, den Hunger bis 2030 weltweit zu beenden. „Doch wenn wir so weitermachen wie bisher, verfehlen wir nicht nur unsere Klimaziele, sondern ebenso dieses lebensrettende Ziel.“ 

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Kardinal Woelki auf dem Weg zum Kölner Dom

Hinzu komme der Hunger nach Halt, Erfüllung, Glück, Liebe. Stillen könne ihn letztlich nur Christus. „Was ist Menschsein ohne ihn? Ein Weg in die Leere, die Sinnlosigkeit, die Nacht“, so Woelki. „Schließen wir Christus deshalb aus keinem unserer Lebensbereiche aus. Denn allein in ihm wird unser Hunger und unsere Sehnsucht nach Glück und Leben seine tiefste Erfüllung und unser Menschsein seine höchste Vollendung finden.“ Im Anschluss an das Pontifikalamt zogen die Gläubigen in einer langen Prozession mit einer Monstranz als Zeichen der Gegenwart Christi durch die Innenstadt. Danach fand im Dom ein Abschlussgottesdienst statt. Im 13. Jahrundert zog die erste Sakramentsprozession am Fronleichnamstag durch Köln. 

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