Für den ErnstfallFeuerwehr Köln übt unter Baustelle des Jüdischen Museums

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Höhenretter der Feuerwehr proben unter der Erde den Ernstfall.

Köln – Alarm in der Innenstadt: In einer unterirdischen Kammer des Ausgrabungsfelds, auf dem einmal das „Miqua“ genannte Jüdische Museum stehen wird, ist ein Bauarbeiter verunglückt. Höhenretter sind in der Nähe des Wallraf-Richartz-Museums angerückt, um den Mann mit Hilfe einer Korbtrage, auf der er festgeschnallt wird und die an der Drehleiter eines Feuerwehrfahrzeugs hängt, in die Höhe zu seilen. Für die weitere Versorgung steht ein Löschzug der Feuerwache Innenstadt bereit.

Nur eine Übung

Doch es ist kein Ernstfall, sondern eine Übung, mit der die Berufsfeuerwehr die höchstmögliche Sicherheit der Bauarbeiter und Archäologen gewährleisten will, die auf der Großbaustelle tätig sind. Vor knapp einem Jahr ist im Archäologischen Quartier damit begonnen worden, die Bodendenkmäler mit Hilfe eines Saugbaggers freizulegen. Die Arbeiten sind nötig, weil die Überreste vergangener Zeiten mit rund 14.000 Tonnen Sand und Schotter bedeckt wurden, um sie während der Betonierung der Bodenplatte vor dem Druck des 2000 Tonnen schweren Baugeräts zu schützen, mit dem die Bohrpfahlwand der Grube errichtet wurde.

Inzwischen ist etwa ein Drittel der Füllmasse beseitigt. Das Gemisch wird in Phasen abgesaugt, zunächst bis in eine Tiefe von zwei Metern, dann bis zu vier und sechs Metern tief. 20 bis 30 Kubikmeter Sand und Schotter befördert der ferngesteuerte Saugrüssel täglich an die Oberfläche. Er bewegt sich vorsichtig, damit weder Funde noch Menschen zu Schaden kommen. Maximal zehn Personen sind unten im Einsatz. Ein Lüftungssystem und Warnanlagen sind installiert; zudem beobachten Melde- und Alarmierungsposten die Lage.

Beengt und kompliziert

Im Fall einer Alarmierung muss die betreffende Sektion der Baustelle in Windeseile freigeräumt werden, um den Rettungskräften und ihrem Gerät Platz zu machen. „Alles ist sehr beengt und kompliziert“, sagt Miqua-Bauleiter Mattias Zoppelt zur Situation unter Tage und spricht von einer „zerklüfteten Befundstruktur“. Was sich dort findet und wie man damit umgeht, macht Grabungsleiter Gary White in einer Kammer an Beispielen deutlich.

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Kürzlich sind dort die Reste einer neuzeitlichen Schusterwerkstatt entdeckt worden, darunter eine Nähmaschine, Schuhsohlen und Dokumente; die Funde werden nun restauriert. An einer Seite versperrt eine dreifache Mauer den Weg, die aus Relikten einer Therme und eines Abwasserkanals aus der Römerzeit, mittelalterlichem Bauwerk und einer neuzeitlichen Plombe besteht. Zu sehen sind unter anderem Ziegel, Basalt- und Trachytbrocken. In enger Abstimmung zwischen Bauleuten, Statikern und Archäologen, die jeden Schritt der Arbeiten begleiten, ist zu entscheiden, wie hier der nötige Durchgang für den 600 Meter langen Parcours der Archäologischen Zone geschaffen werden soll. Die originale Bausubstanz muss so weit wie möglich geschont werden. Und bei allem gilt nach den Worten von Bauleiter Zoppelt: „Sicherheit vor Tempo.“

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