Für die EinsatzkräfteWie die Anwohner in Köln-Sülz ihre Dankeschön-Aktion planten

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Köln – In der Speestraße in Sülz zelebrieren die Anwohner schon seit einer Woche ein besonderes Ritual: Jeden Abend gegen 21 Uhr, kurz bevor deutschlandweit Menschen auf ihre Balkone treten und den vielen Helfern in der Coronakrise mit Applaus danken, steigt Daniel Rawe in der Speestraße in sein geparktes Auto, stellt Musik an – und die Nachbarschaft applaudiert zu kölschen Tönen. Aber am Donnerstagabend wurde alles noch eine Nummer größer. Die Aktion, über die der "Kölner Stadt-Anzeiger" noch in der Nacht als erstes berichtet hatte, griffen am Freitag Medien bundesweit auf.

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Rawe hatte Donnerstagnachmittag 200 Wunderkerzen in den Häusern der Nachbarschaft verteilt und die Bewohner gebeten, um 21 Uhr vor die Tür oder an die Fenster zu treten. Am frühen Abend rief der 38-Jährige auf der Polizeiwache in Sülz und der Feuerwache in Lindenthal um und bat darum, um 21 Uhr ein paar Beamte in die Speestraße zu schicken, sofern es die Einsatzlage zulasse; man habe da eine kleine Überraschung vorbereitet.

Einsatzkräfte kamen tatsächlich in die Speestraße

Als pünktlich um 21 Uhr tatsächlich Streifenwagen und ein Löschzug in die Straße einbogen, wurden die Einsatzkräfte von den Anwohnern mit Wunderkerzen, Leuchtstäben und tosendem Beifall begrüßt. Aus Rawes Auto schallte "En unserm Veedel" von den Bläck Fööss. Ein "absoluter Gänsehautmoment", wie ein Polizist tags darauf beschrieb. "Gewaltig" fand  ein anderer. Die Feuewehr teilte ein Video der Aktion auf Twitter und schrieb dazu: "We love Köln" -  Überraschung gelungen.

Rawe, ein gelernter Rettungsassistent und inzwischen im Online-Marketing tätig, will in den Dank nicht nur Polizei und Feuerwehr, sondern ausdrücklich auch alle anderen einbeziehen, die dieser Tage mit ihrem Einsatz ganz besonders dabei mithelfen, die Coronakrise zu bewältigen: Supermarktkassierer, Lieferfahrer, Apotheker, Mediziner, Pfleger und viele andere.

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Er habe selbst mitbekommen, wie negativ und teils ausfallend manche Kunden im Supermarkt auf die Angestellten reagierten, wenn die ihnen etwa verwehrten, mehr als die erlaubten ein oder zwei Pakete Toilettenpapier in den Wagen zu legen, schildert Rawe. "Viele dieser so genannten relevanten Berufe sind unterbezahlt. Es wäre toll, wenn unser Applaus keine Eintagsfliege bliebe und nach der Krise in eine Reform für eine bessere Bezahlung münden würde", sagt der gebürtige Sauerländer, der seit 18 Jahren in Köln lebt.

Auch das Personal von seinem Stamm-Discounter in der Nähe und von einem benachbarten Kiosk hatte Daniel Rawe am Donnerstag gebeten, um 21 Uhr in der Speestraße zu erscheinen. Eine Kassiererin kam tatsächlich. "Als sie das alles mitbekam, fiel sie mir weinend vor Rührung um den Hals", erzählt Rawe und lacht, "trotz Kontaktverbots."

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