Funktioniert seit Jahren nichtDitib will Kölner Moscheebeirat beenden

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Blick in die Ehrenfelder Zentralmoschee am Tag der offenen Moschee am 3. Oktober 2019

Blick in die Ehrenfelder Zentralmoschee am Tag der offenen Moschee am 3. Oktober 2019

Köln – Am Ende sind sich verbliebene und ehemalige Akteure einig: Der Kölner Moschee-Beirat, vor über zehn Jahren im Vorfeld des Baus der Ditib-Zentralmoschee in Ehrenfeld initiiert, funktioniert seit Jahren nicht mehr, hatte nie eine klare Geschäftsgrundlage und keine gemeinsame Zielsetzung. Gut, dass endlich Schluss ist.

Dem Vernehmen nach will die „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für ReligiAm Ende sind sich verbliebene und ehemalige Akteure einig: Der Kölner Moschee-Beirat, vor über zehn Jahren im Vorfeld des Baus der Ditib-Zentralmoschee in Ehrenfeld initiiert, funktioniert seit Jahren nicht mehr, hatte nie eine klare Geschäftsgrundlage und keine gemeinsame Zielsetzung. Gut, dass endlich Schluss ist.

Ditib bedankt sich bei Kölner Moscheebeirat

„Wir arbeiten derzeit an einem neuen, offenen Format »Gesprächskreis Stadtgesellschaft», das im Moschee-Forum angesiedelt ist“, erklärte die „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.“ (Ditib). Im Rahmen der baldigen Eröffnung des Moschee-Forums wolle man auch „dem Moscheebaubeirat für sein Engagement danken“.

Es sei bereits mehrfach kommuniziert worden, dass „wir eine Neuorganisation des öffentlichen, themenbezogenen Kommunikationsprozesses“ vorbereiten. Dieser gehe über den Moscheebau hinaus und „ist öffentlich wahrnehmbar im Veedel und der Stadt Köln verortet.“ Man denke über verschiedene Formate und regelmäßige Veranstaltungen im Moschee-Forum nach. Der im Oktober berufene Direktor führe Gespräche mit verschiedensten Akteuren. 

Idee von Kölner Stadtgesellschaft an Ditib herangetragen

Fritz Schramma, als Kölner Oberbürgermeister von der ersten Beirats-Stunde an dabei, will den Schlussstrich „gar nicht negativ bewerten, unter Beiratsmitgliedern gibt es aber eine massive Enttäuschung“. Über beide Seiten. Die Idee war ursprünglich von Seiten der Kölner Stadtgesellschaft an die Ditib herangetragen worden.

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„Es sollte so das interreligiöse und interkulturelle Gespräch gepflegt, die Ditib, die neue Moschee und ihre Gemeinde in das Leben in Ehrenfeld und der Stadt integriert werden“, so Josef Wirges, Bezirksbürgermeister von Ehrenfeld. Doch die Ditib macht auch in ihrer Erklärung gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger unmissverständlich klar: „Die Aufgabe des Moscheebaubeirates war von Anfang an, als Schnittstelle zwischen der Bauherrin Ditib und der Öffentlichkeit den Neubauprozess zu begleiten.“ Der Bauprozess sei aber nunmehr abgeschlossen.

Prozedere sei von Anfang an unbefriedigend gewesen

„Den gesellschaftlichen Dialog haben sie nie gewollt“, resümiert Schramma. Das Prozedere sei von Anfang an unbefriedigend gewesen: Die Ditib habe darüber entschieden, wann und wer in die Runde eingeladen wurde. „Wir haben nie eine Teilnehmerliste zu sehen bekommen“, so Wirges. „Wir wurden begrüßt und freundlich bewirtet, aber zuletzt fehlte die Zeit zur konstruktiven Diskussion“, resümiert Schramma. „Es wurde nie Protokoll geführt, deshalb fingen wir bei jedem Treffen wieder bei Null an.“ Unbefriedigend, so Wirges, sei auch gewesen, dass es von Seiten der Mitglieder immer ein „Kommen und Gehen“ gab.

„Immer andere Gesichter. Man wusste nie, wer ist denn nun fest dabei“, so Schramma. Ob Fraktionen oder Jugendverbände, man schickte, wer Zeit und Lust hatte. „Wir haben versucht, da eine gewisse Struktur reinzubringen“, erklärt Schramma, „aber es hatte einen improvisierten Charakter, ohne klaren Vorsitz. Deshalb haben Wirges oder ich versucht zu moderieren. Im Nachhinein denke ich, vielleicht war das Unverbindliche von der Ditib so gewollt.“

Geschichte des Beirates ist die eines Missverhältnisses

Die Geschichte des Beirates ist mithin die eines Missverhältnisses. Seit 2012 wurde über die „völlig unzureichende“ Informationspolitik der Ditib geklagt. Fritz Schramma selbst riet 2017, den Beirat aufzulösen. Im September 2018 verlassen die ehemalige Vorsitzende des Katholikenausschusses Hannelore Bartscherer, Grünen-Ratsfraktionschefin Brigitta von Bülow und die Landtagsabgeordnete Gabriele Hammelrath (SPD) den Beirat, „weil der Moschee-Betreiber kritische Fragen des Beirats einfach nicht beantwortete“, so von Bülow.

Danach verabschiedeten sich rund 80 Prozent der Mitglieder. „Wir waren zuletzt vielleicht noch fünf, sechs Leute“, moniert Schramma. Es habe schon seit fast zwei Jahren keine Kommunikation mehr gegeben. Sicher habe das mit den Entwicklungen in der Erdogan-Türkei zu tun, meint auch Josef Wirges.

Kölner Moscheebeirat: „Nur ein Alibi-Fähnchen“

„Der Beirat war für die Ditib nur ein Alibi-Fähnchen“ , erklärt die Kölner SPD-Politikerin Lale Agkün: Dass die Beiratsmitglieder dann nicht einmal zur Eröffnung der Moschee eingeladen waren, sei ein klarer Affront gewesen. „Wir sollten uns ganz seriös damit beschäftigen, wohin diese Moschee sich entwickelt. Ich erlebe die Politik hier als viel zu sanft und gutmütig gegenüber Erdogan.“

„So geht man weder mit Freunden noch mit Vertrauten um“, erklärt die CDU-Politikerin Serap Güler. „Den bisherigen Beirat hier völlig zu übergehen ist nicht die feine türkische Art.“

Schramma und Wirges zeigen sich weiter offen für ein neues Gesprächsforum der Ditib. 

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