Gefährlicher JobMitarbeiter des Ordnungsamts in Köln bekommen Pfefferspray

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Künftig sollen weitaus mehr Ordnungsdienst-Kräfte in Köln im Einsatz sein, auch ihre Ausrüstung wird verbessert.

Künftig sollen weitaus mehr Ordnungsdienst-Kräfte in Köln im Einsatz sein, auch ihre Ausrüstung wird verbessert.

Köln – Die Verwaltung will den Ordnungsdienst stärken, wovon auch die Bezirke profitieren sollen. Die Zahl der Mitarbeiter soll deutlich wachsen, ihre Schutzausrüstung unter anderem um Teleskop-Abwehrstöcke ergänzt werden. „Spätestens seit der Silvesternacht 2015/2016 werden die Anforderungen an unseren Ordnungsdienst immer höher“, sagte Stadtdirektor Stephan Keller bei der Vorstellung des Konzepts.

Sprühgerät in Pistolenform

Weil die gewalttätigen Übergriffe auf Ordnungsamts-Mitarbeiter zunehmen, wird jede Einsatzkraft mit einem Pfefferspray-Sprühgerät in Pistolenform ausgestattet. Das jetzige Pfefferspray in der Größe eines Deorollers sei „wenig zielgenau und nur auf kurzen Distanzen einsetzbar“, so Ordnungsamtsleiter Engelbert Rummel: „Es besteht eine hohe Gefahr, dass auch Unbeteiligte getroffen werden.“

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Die mit einem Laser-Pointer ausgestattete Pfefferspray-Pistole könne auch auf eine Distanz von fünf bis sechs Metern Angreifer zielgenau abwehren. Das Pfefferspray sei mit einer öligen Substanz versehen, die „man nicht wegwischen kann, nur verwischen“, so Rummel. Allerdings ist der „Jet Protector“ nur mit zwei Patronen ausgestattet. Für größere Einsätze werden die Fahrzeuge des Ordnungsdienstes mit leistungsstärkeren Pfefferspraygeräten in Feuerlöscher-Form ausgerüstet.

Von 45 auf 84 Anzeigen

Zudem bekommen die Mitarbeiter einen Teleskopabwehrstock, der auf einen Meter ausgefahren werden kann. In Zeiten stetig wachsenden Gewaltpotenzials gehe es vor allem um die Eigensicherung der Mitarbeiter, so Keller. Der Ordnungs- und Verkehrsdienst des Ordnungsamts erstattete 2012 noch 45 Anzeigen unter anderem wegen Widerstands, Bedrohung oder Körperverletzung, 2015 waren es 76 Strafanzeigen, 2016 bereits 84.

„Was die Mitarbeiter heute auf der Straße erleben, ist etwas ganz anderes als das, was sie vor fünf Jahren erlebt haben“, so Keller. Im Umgang mit ihren neuen Abwehrgeräten sollen die Kräfte geschult werden. Der Fuhrpark soll zudem um 26 Pkw für den Streifendienst, ein Einsatzleitfahrzeug für Großereignisse und 20 Elektro-Fahrräder erweitert werden.

Dienst auf der Straße bleibt auf der Strecke

Bis 2020 soll der Ordnungsdienst von aktuell 176,5 Planstellen auf 303,5 Stellen anwachsen. Verbesserungen verspricht Stephan Keller vor allem dem Bezirksordnungsdienst, der pro Bezirk bislang aus drei Mitarbeitern besteht. Eigentlich sollen sie sich um ein saubereres Stadtbild kümmern, doch der Dienst auf der Straße bleibt offenbar auf der Strecke. „Nur vier Prozent ihrer Arbeit entfällt auf Ordnungsdienst-Tätigkeiten“, sagt Engelbert Rummel. Stattdessen seien sie vor allem damit beschäftigt, Personen zu ermitteln oder Schrottfahrzeuge stillzulegen. Die Aufgaben und Stellen des Bezirksordnungsdiensts werden künftig in den Fachämtern angesiedelt, dafür werden in den insgesamt neun Bezirken jeweils vier Ordnungsdienst-Mitarbeiter in zwei Zweierteams wochentags von 9 bis 21 Uhr auf Streife gehen. Längere Einsatzzeiten soll es auch an Feiertagen und an den Wochenenden geben.

Bei Großveranstaltungen wie Karneval können die Einsatzkräfte allerdings abgezogen werden. Ob sie den Bürgerämtern angegliedert werden, ist noch unklar, eingesetzt werden sollen sie jedoch von den Bürgeramtsleitern.

Pfefferspray

Pfefferspray

Das Servicetelefon des Ordnungs- und Verkehrsdienstes (0221/221-32000) soll besser erreichbar sein. Statt neun wird es künftig 18 Stellen geben.

Für 2017 und 2018 sind bereits 63 Stellen bewilligt worden. Für die Jahre 2019 und 2020 soll der Rat jeweils 32 zusätzliche Stellen billigen. Inklusive Materialanschaffung und Unterhaltskosten für die neuen Fahrzeuge rechnet Rummel mit Kosten von 50000 Euro pro neuem Mitarbeiter. Der Rat muss also noch über eine zusätzliche Investition von 3,2 Millionen Euro pro Jahr entscheiden.

Rekrutierung wird schwierig

Die Mitarbeiter des Ordnungsdiensts sollen anders als bisher die Chance bekommen, einen dreijährigen Lehrgang zum Verwaltungsfachangestellten für öffentliche Ordnung zu absolvieren. Wer sich dem Dienst auf der Straße nicht mehr gewachsen fühlt, kann damit auch in anderen Bereichen arbeiten. Dass es einfach wird, neue Mitarbeiter zu rekrutieren, glaubt jedoch niemand in der Verwaltungsspitze. Mehr als 900 Interessenten hätten zwar in den vergangenen Wochen den ersten Einstellungstest bestanden.

„Erfahrungsgemäß bleiben von diesem Personenkreis aber nur wenige übrig“, sagt Rummel. Viele Bewerber entpuppten sich als nicht team- und konfliktfähig. Die Stadt will 2018 mit einer Imagekampagne den Ordnungsdienst bewerben.

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