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Gemeinschaftssinn aus der Ackerfurche

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Ehrenfeld –  Wo jetzt noch eine nackte Rasenfläche ist, die sichtbar unter der Trockenheit leidet, sollen einmal Obst und Gemüse gedeihen. Im Leo-Amann-Park soll Kölns erstes „urban-gardening“-Projekt in einer städtischen Grünanlage entstehen. Andreas Pöttgen, Leiter des Bürgerzentrums Ehrenfeld, Frank Bowinkelmann von der Initiative Essbare Stadt und Andreas Ermert vom Verein Gartenwerkstadt Köln stellten ihre Idee vor.

Das vorgesehene Areal befindet sich am Parkeingang an der Christianstraße, wo sich auch die Zufahrt zum Turm der Bürgergarde Blau-Gold befindet. Zum Erntedankfest in diesem Jahr wird man sich keinesfalls an Erträgen von dort erfreuen können. Den Initiatoren geht es auch weniger darum. Andreas Pöttgen erinnert daran, dass er schon vor zweieinhalb Jahren einen Brandbrief an die Bezirksvertretung gerichtet habe, in dem er davor warnte, dass der Leo-Amann-Park zu „kippen“ drohe. Immer mehr Verschmutzung und Vandalismus, Unsicherheitsgefühl bei Besuchern und marode Spielgeräte waren der Anlass. „Dann wurde ein Runder Tisch gegründet, aber das war es dann“, sagte Pöttgen, der mit dem Gemeinschaftsgarten zumindest einen Teil des Parks besser nutzen will. Die Bezirksvertretung Ehrenfeld verabschiedete darauf hin auf ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause eilig eine Resolution, mit der sie den Start des Projekts begrüßte. „Wir freuen uns auf ein nachhaltiges Nutzungskonzept“, endet das von allen Fraktionen und Einzelvertretern unterzeichnete Schriftstück.

Auch Frank Bowinkelmann denkt nicht nur an Säcke voller Kartoffeln oder körbeweise Tomaten, Paprika und Gurken, die einmal aus dem Park auf Ehrenfelder Tischen landen. „Wir wollen Gemeinschaftsgefühl erzeugen und den Nachbarschaftsgedanken stärken.“ Dennoch stehe hinter dem Gedanken der Essbaren Stadt das Ziel, möglichst viele solcher Projekte über die ganze Stadt verteilt ins Leben zu rufen. Auch die Zusammenarbeit mit regional ansässigen Landwirten, die Vermarktungsmöglichkeiten in der Stadt bekommen sollen, gehöre dazu. Um jetzt im Leo-Amann-Park überhaupt Ackerfurchen anlegen zu können, braucht es allerdings Menschen, die sich engagieren. „Das ist die größte Herausforderung. Mehr noch als ausreichend Wasser, die Unterbringung von Gerät oder mögliche Probleme mit Vandalismus“, sagt Andreas Ermert, der mit dem Obsthain Grüner Weg, dem Gartenbahnhof oder jetzt den Vitalisgärten hinreichend Erfahrung mit urbanem Gärtnern hat. Eine Kerngruppe sei mindestens nötig, um den frei zugänglichen Beetbereich regelmäßig zu pflegen. Da es sich um eine öffentliche Grünfläche handelt, sei es ratsam, wenn sich ein Verein finden oder ein neuer gegründet würde, der für die Stadtverwaltung Ansprechpartner sei. „Die Gartenwerkstadt könnte solch ein Verein sein“, schloss Ermert ein weiteres Engagement im Stadtteil nicht aus.

Weil die Zustimmung der Bezirksvertretung zum Vorhaben noch aussteht, erwarten die Initiatoren, dass bis zur nächsten Sitzung am 9. September die Verwaltung eine Beschlussvorlage erstellt hat. Darin soll auch stehen, wie viel an öffentlichen Mitteln für das Projekt zur Verfügung steht. Weitere Finanzierungsmöglichkeiten sollen durch Stiftungen erschlossen werden. Ideen zur Umsetzung sollen schon bald gesammelt werden, ehe im Rahmen des „Tag des guten Lebens“ am 15. September erste Setzlinge in die Erde gebracht werden können .

Am Mittwoch, 17. Juli, 19.30 Uhr, findet im Bürgerzentrum Ehrenfeld, Venloer Straße 429, ein Treffen für alle interessierten Gartenfreunde statt.

Frank Bowinkelmann, Essbare Stadt

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