Köln – Für mich ist es eine traurige Nachricht, dass das Karstadt-Gebäude in Köln vermutlich abgerissen wird. Zum Karstadt-Warenhaus pflege ich eine nostalgische Beziehung, nicht nur weil ich Online-Kaufen prinzipiell ablehne. Das Karstadt-Warenhaus meiner Kindheit und Jugend stand in Bocholt. Es schloss schon Anfang der Nuller Jahre und blieb danach jahrelang ein Geisterhaus in bester Innenstadtlage, dessen Anschlussnutzung Politik und Verwaltung jahrelang beschäftigte.
Das angeschlossene Parkdeck war der einzige Ort der Stadt, wo man das Anfahren am Berg üben konnte - im platten Münsterland. Das Karstadt-Restaurant war der Ort, wo meine Schulfreunde und ich unsere geschwänzten Stunden verbrachten. Bei Karstadt konnte ich auf vier Etagen ungestört stöbern, wurde nicht von eilfertigen Verkäuferinnen angesprochen, was damals immer unangenehm war. Ich wollte doch nur schauen und anfassen….
Bei Karstadt hatte ich auch meinen ersten Ferienjob, auf der Sonderverkaufsfläche Schulanfang im Jahr 1990, mit 17. Ich lernte, acht Stunden am Stück auf den Beinen zu stehen und diese Heldentat der Angestellten zu bewundern, die dies täglich oder auch eine ganze Erwerbsbiografie lang taten.
Seitdem ich in Köln lebe ist „Karstadt-retten“ ein regelmäßiger Bestandteil meines Alltags. Wann immer ich Socken, Unterwäsche, Bekleidung, Schreibwaren, Schmuck, Kissen oder einen Raum zum Ungestört-Dinge-Betrachten brauche, gehe ich zu Karstadt. Mittlerweile mit meinem Zwölfjährigen, der die Liebe zu Warenhäusern inzwischen teilt. Schade, dass es diese in seinem Erwachsenenleben wohl nicht mehr geben wird. Da waren Häuser, da waren Häuser… die Warenhäuser sind dann Geschichte….
In meiner Heimatstadt hat sich nach über zehn Jahren Leerstand inzwischen eine Lösung gefunden. Das Gebäude wurde im Jahr 2017 abgerissen, an seiner Stelle ist ein Wohn- und Geschäftshaus entstanden, im Erdgeschoss der Hauptsitz der Sparkasse und ein Café, das sich zum neuen Anziehungspunkt der Stadt gemausert hat – wie schön wäre es, wenn dies auch in Köln gelänge, doch das Grundstück in Bocholt hat einen entscheidenden Standortvorteil: Es liegt direkt am Fluss.
