GerichtKölner Reitlehrer verheimlichte kriminelle Vergangenheit

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Symbolbild

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Köln – Dirk S. (52, Name geändert) sieht so aus, wie man sich landläufig einen Reitlehrer vorstellt. Athletische Figur, lässiger Dreitagebart, legere Markenkleidung: Vor zwei Jahren heuerte S. als Reitlehrer in einem Reitclub im Kölner Westen an, pachtete dort das Gelände, zahlte 4000 Euro im Monat Miete und brachte in knapp einem Jahr 120 Kindern und Jugendlichen das Reiten bei.

Weißes Vorstrafenregister

Irgendwann kamen Gerüchte auf, die am Dienstag in einem Prozess vor dem Strafgericht wegen Urkundenfälschung gipfelten. S. hatte für seine Eignung Referenzen und ein Führungszeugnis vorgelegt, das ein blütenweißes Vorstrafenregister ohne eine einzige Eintragung bestätigte.

Das Gegenteil war jedoch der Fall. S. hatte sich bereits fünf Verurteilungen in seinem Leben eingehandelt: unter anderem wegen Betrug, Erpressung, schwerer Körperverletzung und Raub. Für letztere Tat, die allerdings schon zehn Jahre her ist, hatte er eine mehrjährige Haftstrafe abgesessen. „Für seinen weiteren Berufsweg ist er nicht geeignet, um mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten“, lautete der entscheidende Satz in seinen Entlassungspapieren mit Blick auf seine gravierenden Vorstrafen.

Nach seiner Entlassung sei ein Neuanfang sehr schwierig für ihn gewesen, sagte S. zu seiner Verteidigung. Er habe seine Frau kennengelernt, inzwischen eine zweijährige Tochter. Deshalb habe er das Führungszeugnis gefälscht: „Ich wollte mir eine komplett neue Existenz aufbauen.“

Berufsverbot unterschlagen

Als der Reitverein ihn damals auf die Gerüchte und Ungereimtheiten ansprach, hatte S. den Verdacht erbost zurückgewiesen. Die Verantwortlichen ließen nicht locker, hörten bei den Behörden nach und fielen aus allen Wolken, als sie von dem Berufsverbot erfuhren.

„Menschlich verständlich“ befand der Richter die Notlage, in der sich S. nach der Haftentlassung befunden habe. Gleichwohl lehnte er den Vorschlag des Verteidigers ab, lediglich eine Verwarnung auszusprechen. S. lebt seit seinem Rauswurf von Arbeitslosengeld und schuldet dem Verein seit einem Dreivierteljahr die Pacht von monatlichen 4000 Euro, die dem Reitclub laut Vertrag noch zustehen. Darüber muss demnächst ein Zivilgericht entscheiden.

Der Amtsrichter setzte wegen Urkundenfälschung 600 Euro Geldstrafe (60 Tagessätze zu je 10 Euro) fest. Die Anklägerin hatte 700 Euro gefordert.

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