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Geschäft mit 200 Millionen EuroKölner Stadtrat diskutiert Kauf von Reederei durch HGK

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Binnenschiffe auf dem Rhein

Köln – Die Hafen- und Güterverkehrsgesellschaft HGK will durch den Kauf der Duisburger Reederei Imperial Logistics International zum größten europäischen Unternehmen für Binnenschifffahrt werden. Mit dem Erwerb zum Preis von 176 Millionen Euro erweitert die HGK ihr Transportgeschäft um eine Flotte von 400 Schiffen – eigene, gemietete und geleaste. Der Vertrag bedarf noch der Zustimmung der Stadtrates, der Bezirksregierung und der EU-Kommission.

Da der Rhein-Erft-Kreis mit 6,3 Prozent an der HGK beteiligt ist, muss dessen Kreistag ebenfalls einwilligen. Es gibt allerdings Kritik an den Plänen: Die Investition erfolge zur Unzeit, heißt es im Rathaus, nicht zuletzt wegen der unsicheren Situation öffentlicher Unternehmen aufgrund der Corona-Krise. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ beantwortet wichtige Fragen im Zusammenhang mit der Übernahme.

Was ist das für ein Unternehmen, das die HGK kaufen will?

Die Imperial Logistics International, hervorgegangen aus der Transportsparte des Krupp-Konzerns, befindet sich im Eigentum eines südafrikanischen Konzerns. Die Firma hat mehr als 900 Mitarbeiter. Das Frachtaufkommen von 45 Millionen Tonnen im Geschäftsjahr 2018/19 entsprach gut einem Viertel des gesamten Transportvolumens aller Binnenschiffe in Deutschland. Der Jahresumsatz betrug rund 350 Millionen Euro, der operativen Gewinn von 19,5 Millionen Euro.

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Was verspricht sich die HGK von dem Erwerb?

Für die HGK bedeutet der Kauf laut eigener Mitteilung „eine optimale Ergänzung ihres operativen Beteiligungsportfolios für Logistik und Güterverkehrsleistungen rund um die Verkehrsträger Schiene und Wasserstraßen“. Das Geschäftsfeld Binnenschifffahrt werde insbesondere durch die Wachstumssegmente in der Chemie- und Gasschifffahrt ergänzt.

Was soll der Kauf kosten, hat die HGK genügend Kapital?

Zusätzlich zur Investition in das Unternehmen in Höhe von 176 Millionen Euro wird die Übernahme von Krediten fällig. Insgesamt entsteht ein Finanzbedarf von rund 200 Millionen Euro. Die HGK selber, die 2018 einen Umsatz von 243 Millionen Euro erzielte, kann den Betrag nicht aufbringen. Deshalb will der Stadtwerke-Konzern für seine Tochter einspringen. Den Wunsch nach einem Gesellschafterdarlehen aus der Stadtkasse hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker erst einmal abgelehnt.

Denn noch sei nicht klar, in welchem Ausmaß sich die Corona-Krise auf den Haushalt auswirke. Kämmerin Dörte Diemert hat unlängst eine Art Haushaltssperre für eine Reihe von Ausgaben angeordnet. Grundsätzlich seien „Investitionen zum Beispiel in das Vermögen der Stadt, wie Schulen oder Straßen, jedoch auch weiterhin möglich“. Je nach Haushaltslage soll 2021 entschieden werden, ob die HGK mit einem Darlehen unterstützt wird, heißt es.

Was halten die Fraktionen im Stadtrat von dem Vorhaben?

Die SPD stimmt ebenso wie das schwarz-grüne Bündnis zu. Das sei ein wichtiger Beitrag für die Versorgungs- und Standortsicherung in der Region und „ein Meilenstein für den Logistikstandort Köln“, sagt SPD-Fraktionschef Christian Joisten „Gerade auch mit Blick auf die Corona-Krise ist der Kauf ein wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit der HGK.“

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Durch die Investition in die Duisburger Reederei „wird die finanziellen Lage der HGK und damit auch der Stadt Köln nachhaltig gestärkt“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Bernd Petelkau. „Wir stärken damit erheblich den umweltfreundlichen Transport per Schiff“, so der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Jörg Frank. Durch den Kauf könne die HGK ihren künftigen Jahresgewinn auf zehn Millionen Euro und mehr nahezu verdoppeln.

Welche Argumente führen Kritiker an?

„Jetzt einen dreistelligen Millionen-Betrag in eine Binnenschifffahrtsgesellschaft zu investieren, ist fahrlässig“, findet Linken-Fraktionschef Jörg Detjen und spricht von „reinem Profitstreben“. Köln brauche angesichts der Pandemie „ein gemeinsames Investitionsprogramm von Stadt und Stadtwerken“. Der Vorsitzende der Linken-Fraktion im Rhein-Erft-Kreis, Hans Decruppe, äußerte rechtliche Bedenken: Der Kauf stehe im Widerspruch zur Gemeindeordnung. FDP-Fraktionschef Ralph Sterck lehnt das Geschäft ebenfalls ab: „Es kann ordnungspolitische nicht Aufgabe einer Tochter des Kölner Stadtwerke-Konzerns sein, größter Binnenschiffer auf dem Rhein zu sein.“ Außerdem wisse niemand, „ob die hier nun gebunden Gelder wegen Corona anderswo gebraucht werden“.

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