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Geschenke mit kleinem Haken

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Rodenkirchen –  Kaufen wollte die leer stehenden Wohncontainer von der Eygelshovener Straße keiner. Aber seitdem bekannt ist, dass sie verschenkt werden sollen, gibt es offenbar den großen Run auf die Würfel, in denen noch bis September rund 300 Geflüchtete untergebracht waren. Mindestens 300 Anfragen seien innerhalb eines Monats bei der Verwaltung eingegangen, berichtete Christoph Schykowski, CDU-Fraktionschef in der Bezirksvertretung. Vereine, Institutionen, Privatleute aus dem gesamten Bundesgebiet hätten Interesse bekundet.

Trotzdem sollen die mobilen Unterkünfte in erster Linie für Flüchtlingslager in Italien und Griechenland zur Verfügung gestellt werden, das beschlossen die Bezirksvertreter jetzt in ihrer Sitzung am Montag. „Dort herrschen katastrophale Bedingungen“, sagte der FDP-Bezirksvertreter Karl Wolters. „Humanitäre Ziele stehen über Vereinsinteressen“, fügte er hinzu.

Er hatte ursprünglich die Idee zur Schenkung und brachte die Aktion im vergangenen Monat ins Rollen. Mit den Generalkonsulaten Italiens und Griechenlands hat er inzwischen telefoniert. Die Italiener haben demnach abgelehnt, aber das griechische Generalkonsulat in Düsseldorf sei interessiert, sagte Karl Wolters. Ob die Griechen tatsächlich alle 253 Container übernehmen wollen, ist noch offen. Sollte jedoch die Schenkung für die überfüllten Flüchtlingslager in Griechenland nicht oder nur teilweise zustande kommen, dann sollen die sonstigen Interessenten zum Zuge kommen, darin sind sich die Bezirksvertreter einig.

Aber so einfach ist das mit der gut gemeinten Schenkung nicht – es gibt vielmehr ein großes Problem. Denn die Verwaltung will die Container zwar abbauen. Aber das Abholen sollen die jeweiligen Empfänger dann selbst und auf eigene Kosten übernehmen. Das ist teuer und kompliziert.

Es handelt sich nämlich nicht um übliche Bauwagen aus Stahl, sondern um Kunststoff-Einheiten, die zum Teil zusammenhängen und Durchbrüche mit Türen haben. Zumindest die Rodenkirchener Stadtteilpolitiker wollen die Beschenkten aber nicht alleine lassen mit dem Transportproblem. Sie halten es für angemessen, dass die Verwaltung organisatorische und logistische Hilfe leistet.

Sie solle möglichst einen Transportkran zum Aufladen der Container und einen Tieflader zur Verfügung stellen, hieß es in der Bezirksvertretung. „Schließlich spart die Stadt, weil sie die einzelnen Container nicht entsorgen muss“, sagte Karl Wolters. Für den Abbau und die Entsorgung hatte die Stadt mit Kosten in Höhe von mindestens einer Million Euro gerechnet.

In Rodenkirchen wäre zum Beispiel der Verein Wisü an einem oder zwei Containern interessiert. Die Willkommensinitiative kümmert sich seit Jahren um Geflüchtete und hat an der Sürther Straße einen „Treffpunkt X“ mit Zeltpavillons eröffnet als allgemeine Open-Air-Begegnungsstätte, die freilich nur bei gutem Wetter nutzbar ist.

Einige Container sollten möglichst für Obdachlose zurück behalten werden, forderte vor allem der Linken-Vertreter im Stadtteilparlament, Berthold Bronisz. Es war auch schon die Rede davon, die Würfel als Studentenappartements zu nutzen. Privatleute sehen in den Containern offenbar eine Chance auf minimalistisches Wohnen. „Ich möchte ein nachhaltiges Tiny House bauen“, hieß es dazu in einer Bürger-Anfrage.

Der Bürgeramtsleiter Hubertus Tempski gab zu bedenken, dass es technisch schwierig sei, die Container aufzustellen. Ohne Kran und Handwerker sei das gar nicht möglich, und es sei voraussichtlich auch eine Baugenehmigung nötig. Derweil drängt die Zeit. Bis Ende Dezember müssen die Container weg. Auf dem Areal zwischen Eygelshovener Straße und Sürther Straße sollen im kommenden Frühjahr die Arbeiten beginnen für den dringend benötigten und im Jahr 2016 beschlossenen Erweiterungsbau der angrenzenden Gesamtschule Rodenkirchen.

Bürger-Anfrage zu den Containern, die verschenkt werden sollen

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