Göttinger VorbildVolt und Grüne wollen Kölner Frauen Oben-Ohne-Baden ermöglichen

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Badeanzug Schwimmbad

Ein Badeanzug liegt auf einer Mauer in einem Freibad (Symbolbild).

Köln – Den bisher wärmsten Tag des Jahres in NRW verbrachten viele Kölnerinnen und Kölner in den Freibädern der Stadt – für die Kölner Volt-Fraktion genau der richtige Anlass, um auf eine Ungerechtigkeit in Kölner Frei- und Hallenbädern aufmerksam zu machen. 

Die Kölner Fraktion der pro-europäischen Partei setzt sich aktuell dafür ein, dass sich die Kleiderordnung für Frauen in Kölner Bädern ändern. „Frauen sollten, genau wie Männer, nur in Badehose schwimmen gehen können, wenn sie das möchten“, fordert die Kölner Fraktion von Volt auf Instagram.

„Endlich weg von der Objektifizierung von Frauenkörpern“

„Wir wollen Frauen nicht vorschreiben, was sie in der Öffentlichkeit anzuziehen haben“, sagt die gleichstellungspolitische Sprecherin von Volt, Susanne Gross. Man müsse „endlich weg von der Objektifizierung von Frauenkörpern“, fordert die Partei. Die Stadt könne dadurch, wie Göttingen aktuell auch, eine Vorreiterrolle einnehmen.

Um das Oben-Ohne-Baden von Frauen zu ermöglichen, hat Volt gemeinsam mit den Grünen im Gleichstellungsausschuss nachgefragt, wie die Lage in den Kölner Bädern aussehe. Dürfen sich Frauen ohne Oberteil sonnen? Oder baden gehen? Und was passiert, wenn Badegäste die Kleiderordnung nicht beachten?

Auf Seiten der Grünen heißt es, dass man erst einmal generell die Lage sondieren wolle: „Wir wollen mit unserer Anfrage erst mal klären, wie die städtischen Bäder mit dem Thema umgehen. Grundsätzlich kann ich mir in Köln eine Regelung ähnlich wie in Göttingen vorstellen“, sagt die Gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen, Derya Karadag.

Die Anfrage von Grünen und Volt soll im Ausschuss für die Gleichstellung von Frauen und Männern am 13. Juni diskutiert werden.

Pressesprecherin der KölnBäder GmbH klärt auf

Auf Nachfrage dieser Zeitung beantwortet Franziska Graalmann, Pressesprecherin der KölnBäder GmbH, uns diese Fragen mit einem Ja und einem Nein. „Das oberkörperfreie Sonnen auf den Liegewiesen ist nicht verboten und wird bei uns auch geduldet“, sagt sie. Baden dürften Frauen in den öffentlichen Bädern der Stadt allerdings nicht ohne Oberkörperbekleidung, auch der Aufenthalt im Gastronomiebereich sei „oben ohne“ nicht gestattet.

Graalmann ist über die Debatte, die durch den Vorstoß von Göttingen seit Wochen deutschlandweit diskutiert wird, ein wenig überrascht. „Im Rückblick auf die Freibadesaisons der letzten Jahre war das bei uns kein Thema, was in irgendeiner Weise groß aufgekommen wäre“, sagt Graalmann, die in ständigem Dialog mit den Badegästen steht.

Bislang hätte es niemanden gestört, wenn Frauen auf den Wiesen oberkörperfrei lägen, die Gäste könnten frei entscheiden, ob sie das wollten oder nicht. Auch nackt baden sei möglich, dafür müssten Frauen dann allerdings die Saunabereiche der KölnBäder nutzen, so Graalmann.

Volt fordert gleiches Recht für alle Badegegäste

Der Kölner Fraktion der Volt-Partei geht das nicht weit genug. „Wir finden, alle Geschlechter sollten selbst entscheiden, ob sie den sonnigen Tag im Schwimmbad oberkörperfrei verbringen wollen“, sagen sie auf Instagram – und meinen damit auch den Aufenthalt im Wasser.

Wie die weiteren Schritte nach der ersten Anfrage im Gleichstellungsausschuss aussehen könnten, kann Pia Waldhof, Sprecherin der Volt-Fraktion derzeit noch nicht sagen. „Erst einmal möchten wir im Ausschuss Erkenntnisse dazu einholen, der nächste Schritt wäre, mit unseren Bündnispartnern zu sprechen.“

Ob und wann in Köln eine Änderung der Kleiderordnung für Frauen in Schwimmbädern realistisch ist, kann derzeit noch nicht beantwortet werden.

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Franziska Graalmann glaubt nicht, dass ihre Badegäste nur darauf warten, endlich oben ohne schwimmen zu gehen. „Es ist nicht dem Zeitgeist entsprechend, es machen einfach nicht viele“, bilanziert Graalmann und verweist auf die 1970er und 80er Jahre, in denen verhältnismäßig deutlich mehr Frauen oben ohne schwimmen gingen. 

In Göttingen bislang nur von wenigen Frauen oberkörperfrei

In Göttingen berichten Badbetreiber ähnliches. Dort hatte der Umstand, dass seit dem 1. Mai alle Badegäste die Schwimmbäder ohne Oberkörperbekleidung besuchen dürfen – egal ob Frau oder Mann – die Diskussionen um Kleiderordnungen in deutschen Badeanstalten erst ins Rollen gebracht. Das Interesse war groß, von der Möglichkeit ohne Brustbekleidung baden zu gehen, machten laut Angaben der Betreiber aber seit der Einführung der neuen Regeln nur wenige Frauen Gebrauch.

Initiiert wurde die Neuregelung von einer Göttingerin, die anonym bleiben möchte, und dem feministischen Göttinger Bündnis „Gleiche Brust für alle“. Auslöser war, dass die Frau im Sommer 2021 von einem Hallenbad-Betreiber mit einem Hausverbot belegt wurde, nachdem sie sich ihr Bikini-Oberteil ausgezogen hatte. Im Anschluss forderten Aktivistinnen und Aktivisten in ganz Deutschland eine Geschlechtergerechtigkeit und die Entsexualisierung des weiblichen Körpers. (mit mab)

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