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Grillen, Star Wars, WikingerschachSo war der zweite Corona-Vatertag in Köln

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Vatertag Altstadt 130521

Vatertag in der Kölner Altstadt in der Coronazeit

Köln – Entlang der Südbrücke steht unter einer Überführung ein Grill, um ihn herum, knapp zehn Menschen, einige mit Bierflaschen in der Hand. Alle Anwesenden gehören zu verschiedenen Karnevalsgesellschaften, die Schlepper, Roadies und Techniker vereinen. Sie haben sich vorgenommen, am Vatertag eine coronakonforme Schnitzeljagd zu machen.

Auf dem Grill brutzeln Würste, daneben steht Schnaps und Spielzeug, wie eine Wurfscheibe und ein Hula-Hoop-Reifen. „Wir sind in Zweierteams unterwegs, und haben insgesamt sechs Stopps in ganz Köln. An denen müssen wir verschiedene Spiele bestehen“, sagt Ulrich Schmitz, Vorstandsmitglied bei der Karnevalsgemeinschaft Schlepp-Schlepp-Hurra. Allen Teilnehmern hat die Gemeinschaft Jutebeutel zusammengestellt – mit Würstchen, Bier, Desinfektionsmittel und Musikboxen.

Viele Familien in der Stadt unterwegs

Unter der Brücke läuft Musik vom kürzlich verstorbenen Künstlers Willi Herren. „Ich muss sagen, dass ich heute das ganze Corona-Drumherum einfach mal vergessen konnte. Ich habe endlich mal wieder von Herzen gelacht“, sagt eine Teilnehmerin der Schnitzeljagt, die extra für das Event nach Köln gekommen ist. Sie ist getestet, jedoch nicht alle Anwesenden haben es ihr gleich getan. „Einige Eingeladene wollten nicht kommen, denen war das zu unsicher, aber wir machen einfach das Beste draus“, sagt Schmitz. Er selbst sei auch Vater, und der Tag sei dazu da, ihn nach seinen Wünschen zu gestalten, witzelt er.

Die knapp 20 Grad laden aber nicht nur Kölner Väter dazu ein, an diesem Donnerstagnachmittag ihre Wohnungen zu verlassen. Viele Familien gehen am Grill der Gesellschaft vorbei, um sich auf die Poller Wiesen zu legen. Hier trinken kleine Grüppchen Bier und Spaziergänger führen ihre Hunde aus. Markus P., Walter E. und Bernhard F. sind mit dem Fahrrad zu den Wiesen gefahren, F. ist Vater eines Vierjährigen Kindes und macht sich sein drittes Bier auf.

Wikingerschach gegen die Corona-Resignation

Alle drei kennen sich seit ihrer Kindheit und haben auch letztes Jahr Vatertag zusammen gefeiert: „Wir haben auf einer Dachterrasse zusammen gegrillt, da waren die Corona-Beschränkungen gerade etwas gelockert. Aber ich kann mich nicht beschweren, mir geht es gut“, sagt F. Er freut sich vor allem auf das DFB-Pokalfinale am Abend. „Das würden wir wirklich gerne alle zusammen gucken, aber es geht wegen der Auflagen nicht“, sagt Markus P. Draußen und mit Abstand wollen die drei Freunde den freien Tag aber trotzdem genießen.

Etwas weiter die Wiese hoch, in Richtung Kölner Dom, spielen vier Freundinnen Wikingerschach. „Wir machen das regelmäßig, unabhängig davon, ob Vatertag ist“, sagt Kim N. Die 22-jährige studiert Sport an der Sporthochschule und auch ihre Freundinnen freuen sich über die Zeit, die sich nicht online vor dem Computer verbringen müssen. „Ich bin in einem Stadium der Resignation angekommen. Ich halte mich an alles, aber langsam bin ich einfach zu viel zuhause“, sagt N. Wann sie die Chance auf eine Impfung bekommt, weiß sie nicht.

 „Bester Vater du bist“

Am Rheinufer ist es voller; hier sind mehr Menschen auf engerem Raum unterwegs, um die Sonne zu genießen. Viele essen Eis, sitzen auf Treppenstufen oder fahren Fahrrad. Masken werden kaum getragen, eine Polizeistreife fährt die Straße ab, hält aber nicht an. Auch die Pressestelle der Polizei vermeldet keine besonderen Vorkommnisse während des Tages.

Was für einen Vatertag ungewöhnlich ist: Es fehlen Bollerwagen und die dazugehörigen, sonst so präsenten Männergruppen. Laut ist nur die Musik eines Straßenmusikers, vor dem Passanten stehen bleiben, um zuzuhören. Familie Slania ist ebenfalls unterwegs, Vater Mathias trägt auch sein neues T-Shirt: „Bester Vater du bist“ steht darauf. Über dem Text, ein Bild von Meister Yoda, einer Figur aus den berühmten Star-Wars-Filmen.

Biertrinkende Männergruppen gibt es auch

„Meister Yoda ist definitiv meine Lieblingsfigur. Das haben meine beiden Kinder schon ganz richtig ausgesucht“, sagt er. Der 39-jährige ist Vater der sechsjährigen Lucrezia und des vierjährigen Constantin, beide haben ihn mit Kuchen und selbstgemalten Bildern überrascht. „Wenn Papa mit uns Lego baut finde ich das toll“, sagt Lucrezia. Die Familie ist außerdem gerne an der frischen Luft: „Nach dem Spaziergang wird aber bestimmt wieder Star Wars geguckt, ich kenne meine Kinder doch. Die Kampfstellen werden aber übersprungen“, sagt Mathias Slania, und lacht.

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In einer Gasse zwischen Rheinufer und Heumarkt gibt es aber doch noch die lang gesuchte Gruppe biertrinkender Männer: Sechs von ihnen feiern, aber nicht direkt den Vatertag. Die Männer sind an einem Start-Up beteiligt, das den NRW-Gründerpreis erhalten hat. Ein Grund, zu feiern und sich in den Geschäftsräumen zu treffen. Alle sind getestet und stehen hinter ihrem Geschäft am Buttermarkt.

Forstfreunde heißt das Start-up, die Idee dahinter: Bäume pflanzen, unter anderem in Malawi, um kommenden Generationen das Leben auf dem Planeten zu ermöglichen. Angestoßen wird mit Bier aus Marmeladengläsern, die Männer sind seit sechs Stunden hier. „Meinen Vater habe ich aber schon angerufen, um ihm frohen Vatertag zu wünschen“, sagt Patrick Köhler, Mitgründer des Unternehmens. „Ich bin noch kein Vater, aber wer weiß, das könnte sich auch bald ändern. Nachhaltig denken sollten wir so oder so, mit oder ohne eigenen Kindern.“

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