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Große TemperaturunterschiedeDiese Kölner Stadtteile sind besonders hitzebelastet

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Zwei junge Frauen suchen Abkühlung im Brunnen am Dom.

Köln – In Köln kratzt die Temperatur an der 40-Grad-Marke. Wer kann, sucht Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung, sonst ist es nur schwer auszuhalten. Die Hitze ist eine Belastung für den Körper, und zwar nicht nur von Senioren, sondern auch von jungen Menschen, weiß Christian Hartwig, Diplom-Geograf und Abteilungsleiter im städtischen Umweltamt. Heiß ist es dieser Tage überall in Köln, auch nachts sind die Temperaturen tropisch. Es gibt jedoch Unterschiede in der Stadt, mitunter deutliche. Manche Veedel heizen sich schneller auf, andere kühlen schneller aus. In „Hitzeinseln“ sind die Belastungen durch die hohen Temperaturen besonders stark.

Kühlungseffekt am inneren Grüngürtel

Die gesamte Innenstadt bis zum Inneren Gürtel ist eine einzige Hitzeinsel, wie es einer Karte des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) zu entnehmen ist. Die dichte Bebauung mit Häusern und Straßen heizt sich tagsüber schnell stark auf, und nachts geben die Steine die Wärme nur langsam wieder ab. Zudem gibt es wenig Grün, dass unter anderem für Schatten sorgt. Das Resultat sind Höchstwerte am Tag. Und auch in der Nacht bleiben die Temperaturen mitunter bei 25 Grad, wie Hartwig. „Da wachen Sie dann ziemlich gerädert auf“, weiß er.

Der Innere Grüngürtel zeigt, wie groß der Kühlungseffekt von Bepflanzung ist. Er zieht sich wie ein Band um die Innenstadt, in dem die Hitzebelastung deutlich geringer ist. An den Grüngürtel anschließend kommen dann wieder sehr dicht bebaute Stadtteile wie Sülz, Lindenthal, Ehrenfeld, Nippes oder Bayenthal. Hier ist die Hitzebelastung wieder besonders hoch. Im Rechtsrheinischen sind Stadtteile wie Deutz, Kalk oder Humboldt/Gremberg stark belastet, aber auch die engeren Siedungsbereiche im Westen von Eil oder in Höhenberg und Vingst. Im Linksrheinischen treten außerhalb des Zentrums Teile Worringens und Merkenichs hervor. Die dichte Bebauung heizt sich nicht nur schneller auf als Grünflächen, „es gibt auch weniger Luftaustausch“, weiß Hartwig.

Dort wo Wald, Wiesen, Gewässer oder Felder sind – also in der Randlagen Kölns -, ist die Hitzebelastung für den Menschen deutlich geringer. Der Rhein ist ein kühlender Streifen von Süd nach Nord. Ein wenig der Hitze entkommen kann man auch im Königsforst, der Wahner Heide oder den Felder und Wälder im äußersten Kölner Norden und Süden.

Bis zu zehn Grad Temperaturunterschied innerhalb Kölns

Die Temperaturunterschiede zwischen dicht und wenig bebauten Bereichen können beachtlich sein, in Hitzetagen wie diesen. „Die Innenstadt ist kurz vor Sonnenaufgang bis zu zehn Grad wärmer als die Freiflächen im Außenbereich“, sagt Hartwig.

Nicht erst seit diesem Sommer reagiert die Stadtverwaltung auf die immer öfter auftretende Hitze. Der „Hitzeaktionsplan“ der Stadt, in dem vor allem von hohen Temperaturen stark betroffene ältere Menschen Rat bekommen oder im Zuge dessen öffentliche Trinkwasserbrunnen entstehen, gilt bundesweit als vorbildlich. Mit Förderprogrammen möchte die Stadt Menschen dazu bewegen, ihre Dächer zu begrünen und Schotter-Vorgärten zu entsiegeln. Am Montag hat die Verwaltung im Rheinpark einen Versuch gestartet, bei dem durch einen perforierten Schlauch Wasser zur Kühlung versprüht wird.

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„Auch bei Neubauvorhaben müssen wir den Aspekt Hitze berücksichtigen“, sagt Hartwig. Bei größeren Siedlungen sollen die Häuser so ausgerichtet werden, dass sie keine Frischluftschneisen blockieren. Auch arabische Städte sollen als Vorbilder dienen, erklärt Hartwig: „Durch die engen Gassen dort verschatten sich die Häuser gegenseitig.“ Im Großprojekt Parkstadt Süd ist ein See vorgesehen, der nicht nur aus kosmetischen Gründen eingeplant ist. Er soll Wasser auffangen, das zur Bewässerung genutzt wird. Und Seen sowie Grünflächen sollen durch Verdunstung zudem Kühlung bringen, erläutert Hartwig.

„Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir immer öfter Extremwetterlagen wie eben Hitze haben“, weiß der Experte. „Damit müssen wir uns einfach arrangieren.“ Das zeigt nicht zuletzt die Jahresdurchschnittstemperatur, die in Köln ein klare Tendenz nach oben aufweist. 1888 lag dieser Wert bei 8,84 Grad, im Hitzejahr 2020 bei 12,53 Grad, also fast vier Grad mehr. Als Folge der hohen Temperaturen dürfte sich nach und nach auch der Tagesablauf der Kölnerinnen und Köln ändern, sagt Hartwig. „Der Rhythmus könnte so werden wie er jetzt im Mittelmeerraum ist: Zum Beispiel könnten die Geschäfte in der Mittagshitze schließen und abends länger geöffnet bleiben“, vermutet er. 

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