Grundstücke dringend gesuchtKöln sucht private Investoren, die im Turbo Schulen bauen

Lesezeit 4 Minuten
Baustelle Wasseramselweg

Baustelle der Gesamtschule Wasseramselweg in Köln-Vogelsang 

Köln – Angesichts der großen Kölner Schulplatznot geht die Stadt neue Wege: Durch europaweite Ausschreibungen sollen Investoren gefunden werden, die in Köln Schulen bauen. Und nicht nur das: Die Ausschreibung umfasst neben dem Bau auch das Stellen eines geeigneten Grundstücks. Danach will die Stadt das Objekt dann von dem Investor langfristig anmieten.

Davon verspricht sich die Stadt, dass es deutlich schneller möglich ist, bezugsfertige Schulgebäude zu erstellen. Außerdem soll so der Problematik begegnet werden, dass die Stadt derzeit nicht ausreichend Flächen findet, auf denen überhaupt Schulen gebaut werden können. Eine der Firmen, die sich genau auf dieses Geschäftsmodell spezialisiert haben, sitzt in Köln: Die 2020 gegründete Educia AG stellt als Investor und Entwickler Kommunen Grundstücke zur Verfügung und baut darauf Schulen. Nach eigenen Angaben innerhalb von 36 bis 48 Monaten.

Sporthallen für den Vereinssport in Köln-Mülheim

In Mülheim soll auf diese Art der Bau einer fünfzügigen Grundschule mit Zweifach-Sporthalle und einer vierzügigen Gesamtschule mit Dreifachsporthalle ausgeschrieben werden. Der Handlungsbedarf ist dort besonders groß: Dort entstehen in einem Neubaugebiet 460 Wohnungen – ohne dass dort bislang ein Areal für zusätzliche Schulplätze zur Verfügung steht. Außerdem wird ein Investor gesucht für eine vierzügige Grundschule mit Zweifach-Sporthalle in Rondorf. Alle Sporthallen sollen nach 16 Uhr auch für den Vereinssport genutzt werden können, sowie nach Möglichkeit auch nach 22 Uhr, an Wochenenden und in den Ferien.

Das könnte Sie auch interessieren:

Politisch umstritten ist dagegen, dass die Stadt in einer weiteren Ausschreibung für den Stadtbezirk Porz einen Investor sucht, der ein Grundstück einbringt, auf dem er ein Gymnasium mit mindestens sechs Zügen für die Sekundarstufe I und acht Zügen für die Sekundarstufe II sowie eine Fünffachturnhalle baut. Noch lieber wäre der Stadt, wenn ein Investor zwei Grundstücke an zwei Standorten einbringen würde, an denen dann ein vierzügiges und zusätzlich dazu ein dreizügiges Gymnasium entsteht.

Gesucht wird in den Stadtteilen Westhoven, Gremberghoven, Ensen, Eil, Porz, Finkenberg und Urbach. Dass nun – ähnlich schon wie in der Auseinandersetzung um die weiterführende Schule in Rondorf – ein oder zwei zusätzliche Gymnasien und wieder keine Gesamtschulen geplant sind, stieß auf scharfe Kritik bei der SPD.

Deutliches Missverhältnis zwischen Gymnasien und Gesamtschulen

Angesichts von 1000 Kölner Kindern, die in diesem Jahr eine Ablehnung an einer Gesamtschule bekommen haben und die damit noch nicht einmal die Schulform frei wählen durften, sei dies völlig unverständlich, kritisierte der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck. So eine Ausschreibung belege, dass das Ratsbündnis keinerlei Anstrengungen unternehme, das zu ändern. Im Stadtbezirk Porz gibt es derzeit drei Gymnasien und eine Gesamtschule. Statt dieses Missverhältnis auszugleichen, werde es nun noch ein oder zwei zusätzliche Gymnasien geben, was das Missverhältnis auf fünf Gymnasien und eine Gesamtschule erhöhen würde.

Seeck warf dem Ratsbündnis aus Grünen, Union und Volt „ideologische Scheuklappen“ vor, die die Wünsche der Eltern nach mehr Gesamtschulplätzen ignoriere und das Ungleichgewicht zwischen beiden Schulformen verschärfe. Um dieses Ungleichgewicht zumindest politisch aufzufangen, hatten Grüne, Union und Volt allerdings noch kurz vor der Ratssitzung einen Änderungsantrag eingebracht, der vorsieht, dass zusätzlich nun auch geprüft werden solle, ob eine Gesamtschule in Zündorf-Süd ausgeschrieben werden könne. Diese solle zügig entwickelt und ebenfalls auf den Weg gebracht werden. Die SPD sprach von einem „vagen, faulen Kompromiss“.

Völlig überfüllte Schulen

Die Verwaltung begründete das Votum für die Gymnasien mit dem dringenden Bedarf an Gymnasialplätzen, da die bestehenden Gymnasien „von zukünftigen Mehrklassenbildungen entlastet“ werden müssten. Die SPD betonte dagegen, dass jeder neue Gesamtschulplatz auch die Gymnasien entlaste. Hintergrund der Sorge der Verwaltung ist die Tatsache, der Platzbedarf in den Gymnasien schon seit zehn Jahren nur durch immer neue Mehrklassen in den bereits völlig überfüllten Kölner Schulen gedeckt werden kann. Allein für das kommende Schuljahr waren es wieder neun Klassen in Köln sowie nach Angaben des Schulministeriums eine Größenordnung von drei Klassen außerhalb des Stadtgebiets.

Sowohl die noch amtierende Schulministerin Yvonne Gebauer als auch die Bezirksregierung hatten zuletzt klar gemacht, dass dieser Weg ausgereizt und künftig ohne zusätzliche Räumlichkeiten keine Mehrklassen mehr genehmigt würden. Nach Einschätzung von Schuldezernent Robert Voigtsberger sind allerdings im Schuljahr 2023/24 erneut sieben bis zwölf Mehrklassen nötig, um den Bedarf zu decken.

KStA abonnieren