Händler schlagen AlarmKölner Großmarkt versinkt im Müll

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Eine illegale Dauermüllhalde auf dem Kölner Großmarkt.

Köln – Der Großmarkt hat ein massives Müllproblem. In bestimmten Bereichen türmen sich großflächig Unrat und verkommene Lebensmittel, der Gestank dort ist bestialisch. Teilweise fahren Unbekannte offenbar gezielt mit kleinen Transportern auf das Gelände, um dort Müll abzuladen. Die Händler schlagen Alarm. „Die Situation ist wirklich sehr schlimm“, sagt Michael Rieke von der Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt.

Gleich hinter der Großmarktzufahrt am Bischofsweg ist die schlimmste Stelle. Auf vielleicht 300 Quadratmetern liegt der Unrat kreuz und quer verteilt, Sperrmüll, alte Autoreifen, rostige Kühlschränke, Matratzen, vergammeltes Obst und Gemüse, Teile von Deckenverkleidungen aus Gebäuden. Einige hunderte Meter weiter steht ein ausrangierter großer Lkw-Auflieger, der seinem Zustand zufolge schon geraume Zeit vor sich hingammelt. Unter dem Anhänger liegen wieder dutzende alte Reifen, zudem Bretter, Kartons, kaputte Fenster. Unter vielen Laderampen von Lagerhallen sammelt sich allerhand Müll, den der Wind dort hingeweht oder irgendjemand dort hingeworfen hat.

Mitarbeiter von Markthändlern berichten von einem regelrechten Müll-Tourismus. Es seien oft die immer gleichen Transporter, die regelmäßig meist nach Betriebsschluss auf den Großmarkt führen und deren Fahrer dort illegal ihren Unrat ausladen würden.

Schimmlige Lebensmittel

Nach Riekes Worten sind es einige schwarze Schafe unter den Großmarkthändlern, die ihre verdorbenen Lebensmittels achtlos auf dem Gelände zurückließen. Vor allem aber seien es eben jene Unbekannten, die ganz bewusste das Gelände ansteuerten, um dort Müll zu entsorgen, sagt auch Rieke. Das liege auch daran, dass jeder zu jeder Zeit auf das Gelände komme. „Die Schranken öffnen sich immer“, Zugangskontrollen gebe es nicht.

Meist seien Bereiche mit Parkplätze betroffen, die große Halle des Markts werde regelmäßig gereinigt. Da die schimmeligen Lebensmittel draußen lägen, seien sie zwar keine direkte Gefahr für frische Ware, „aber es gibt einen Ekel-Effekt“, berichtet Rieke. Den erlebten auch die Kunden, die deshalb mitunter nicht mehr kämen, was den Händlern spürbar wirtschaftlich schade. „Und es zieht Schadnager an“, weiß Rieke, also etwa Ratten, die sich dann auch auf die frische Waren stürzten.

Schon oft haben sich die Händler an die Stadt gewandt und auf das Müllproblem hingewiesen. Der Stadtrat hatte im Mai vergangenen Jahres die Verwaltung konkret beauftragt, die Situation im wahrsten Sinn des Wortes zu bereinigen und besser zu kontrollieren, wer auf das Marktareal fahre. „Aber es tut sich einfach nichts“, moniert Rieke.

Die Stadtverwaltung müsse endlich mit mehr Personal dafür sorgen, dass das Gelände regelmäßig und umfassend sauber sei. Auch Zudem müsse das Ordnungsamt dauerhaft kontrollieren und Müllsünder konsequent bestrafen – mit Bußgeld oder Marktverbot.

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Die Verwaltung arbeite bereits an einer Lösung für die unappetitliche Lage auf dem Großmarkt, teilt die Verwaltung auf Anfrage in einer ersten Stellungnahme mit. „Die Marktverwaltung ist hierzu im Gespräch mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort und prüft aktuell, wie dem verstärkt ordnungswidrig abgelagerten Müll begegnet werden kann.“

Zudem eruiert die Verwaltung derzeit, „inwieweit eine verstärkte örtliche Kontrolle hergestellt werden kann“, heißt es weiter. Das ist allerdings nicht ganz einfach, weil die Zuständigkeiten zwischen verschiedenen Ämtern koordiniert werden müssen.

Händler am Kölner Großmarkt fürchten Ausbootung

Die Müllproblematik indes fügt sich nahtlos ein in den schweren Stand, den der Großmarkt schon seit Jahren hat. Er sollte schon längst einen neuen Standort in Marsdorf bezogen haben. Denn das jetzige Gelände ist Teil des Wohnprojekts Parkstadt-Süd. Aber immer wieder gab es Verzögerungen bei den Planungen. Zuletzt hatten Grüne und CDU gegen den massiven Protest unter anderem von SPD, Linken und FDP das für den Großmarkt vorgesehene Areal halbiert, damit der 1. FC Köln auf der anderen Hälfte Sportplätze bauen kann.

Die schon weit gediehenen Planungen müssen nun weitgehend von vorn beginnen, zudem hatte der FC bereits vor dem Beschluss betont, gar nicht nach Marsdorf zu wollen. 2025 soll der Großmarkt nach Marsdorf ziehen, es ist jedoch zweifelhaft, ob der Termin zu halten ist. Die Händlerschaft vermutet, dass CDU und Grüne den Großmarkt „am langen Arm verhungern“ lassen wollen.

Die Verwahrlosung des Geländes in Raderthal sei Teil einer Art Zermürbungsstrategie, um am Ende gar keinen Großmarkt mehr in Köln zu haben, heißt es aus Händlerkreisen.

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