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Halbe Million SchadenNeuer Ärger um Woelkis Hochschule – teurer Vertrag hat Folgen

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Woelki Domforum Archiv dpa

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Wolke nach einem Gespräch am Domforum (Archivbild)

Köln – Beim Aufbau der umstrittenen, von Kardinal Rainer Woelki protegierten und mit hohen Millionenbeträgen unterstützten Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) ist es offenbar zu Eigenmächtigkeiten der Bistumsleitung zulasten des Bistumshaushalts gekommen. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus zuverlässiger Quelle erfuhr, erhielt die 2019 für den Betrieb der Hochschule eingestellte Geschäftsführerin Martina Köppen einen Vertrag, in dem das Erzbistum beamtenrechtliche Rentenansprüche übernimmt, obwohl Köppen vor ihrem Wechsel ins Erzbistum gar keine Beamtin war. Die erzbischöfliche Verwaltung geht nach übereinstimmenden Angaben mehrerer Medien von 500.000 bis 600.000 Euro Schaden aus.

„Mitunter überforderte Bistumsverwaltung“

Anders als in den Berichten dargestellt, soll Köppens Vertrag mit Zusage von beamtenähnlichen Altersbezügen allerdings nicht irrtümlich so abgefasst worden sein, sondern auf höhere Weisung. Der Leiter der Hauptabteilung Verwaltung im Erzbischöflichen Generalvikariat, Martin Böckel, betont „mit aller Entschiedenheit, dass es sich bei dieser Vertragsgestaltung mitnichten um einen angeblichen Irrtum handelte oder um das vermeintliche Versehen einer »mitunter überforderten Bistumsverwaltung«“.

Seine Abteilung habe vielmehr „auf Anweisung gehandelt“. Auf wen diese zurückging, wollte er nicht sagen. „Es ist ein unwürdiges Schwarzer-Peter-Spiel, die Verantwortung jetzt bei der Verwaltung abzuladen“, fügte Böckel hinzu.

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Woelki kennt Köppen aus seiner Zeit als Erzbischof von Berlin, wo die promovierte Juristin das Katholische Büro Berlin-Brandenburg leitete, die Lobbyvertretung des Erzbistums Berlin bei den beiden Bundesländern. Spätestens seit 2018 wollte er sie für den Aufbau des Hochschulbetriebs und deren Finanzierung gewinnen. 2019 übernahm das Erzbistum Köln die ehemalige Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin und transferierte sie im folgenden Jahr mit dem Lehrbetrieb nach Köln-Lindenthal in eine aufwendig hergerichtete kirchliche Liegenschaft. Für die Finanzierung wurde eigens eine „Stiftung zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung im Erzbistum Köln“ gegründet. Auch hier steht Köppen an der Spitze.

Kardinal Woelki drängte offenbar 2018 auf Einstellung von Köppen

Als es Ende März 2019 zur Konkretisierung der Vertragsverhandlungen mit Köppen im Beisein von Woelkis Generalvikar Markus Hofmann kam, habe es von diesem einen klaren, auf Woelki zurückgeführten Auftrag an die Verwaltung gegeben, wie mit Köppens Vertrag zu verfahren sei, berichtete eine mit dem Vorgang vertraute Person. Bereits Ende 2018 habe der Kardinal darauf gedrungen, Köppen einzustellen und sie vertraglich so auszustatten wie die Hauptabteilungsleiter in der Bistumsverwaltung.

Dazu gehöre standardmäßig die Vereinbarung, die leitenden Mitarbeiter analog zum Beamtenrecht zu behandeln. Es sei richtig, dass Köppen die beamtenähnliche Versorgung – wie zu lesen war – „regelrecht aufgedrängt“ worden sei. „Aber nicht ursächlich von der Verwaltung, sondern von höchster Stelle – nämlich vom Kardinal und seinem Generalvikar.“ Hierzu gebe es einschlägige Unterlagen. Das Erzbistum wollte sich dazu nicht äußern. „Da es sich hierbei um eine Personalangelegenheit handelt, bitten wir um Verständnis, dass wir schon aus Datenschutzgründen inhaltlich nicht Stellung beziehen können“, antwortete die Pressestelle auf Anfrage.

Zwei Untersuchungen zu finanziellen Folgen im Erzbistum Köln

Zum Umfang der finanziellen Folgen für das Erzbistum laufen derzeit zwei Untersuchungen, unter anderem einer externen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Die Federführung hat Finanzdirektor Gordon Sobbeck. Bei einer Sonderprüfung rund um die Ausgaben für die KHKT soll ihm erst der angebliche Verwaltungsirrtum bei Köppens Vertragsgestaltung aufgefallen sein, den die zuständigen Mitarbeiter trotz entsprechender Hinweise von Köppens Anwalt nicht korrigiert hätten. Dieser Darstellung tritt Verwaltungschef Böckel vehement entgegen.

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Die KHKT war ins Visier der innerkirchlichen Aufsichtsgremien und der Öffentlichkeit geraten, weil die millionenschwere Finanzierung der Anstalt nicht gesichert zu sein scheint. Zusagen einer jährlichen Anschubfinanzierung von 1,2 Millionen Euro aus dem sogenannten BB-Fonds, einem Sondervermögen „für besondere Bedürfnisse“ zu Woelkis alleiniger Verfügung, mussten bereits in den beiden zurückliegenden Jahren um jeweils etwa zwei Millionen Euro überschritten werden.

Öffentliche Zuschüsse für den Hochschulbetrieb, etwa vom Wissenschaftsministerium des Landes NRW, seien nicht vorgesehen, vom Erzbistum aber bislang auch nicht beantragt, sagte der bisherige Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei, Nathanael Liminski, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Woelki hat stets versichert, es würden für die KHKT keine Kirchensteuer-Mittel eingesetzt. Sollte die Stiftung jedoch zahlungsunfähig sein, bliebe dem Erzbistum zur Aufrechterhaltung eines garantierten Lehrbetriebs kaum eine andere Wahl, sagen kirchliche Finanzexperten. Ein Insider lässt sich mit den Worten zitieren, das Projekt sei „tot“. Im Grunde gehe es nur noch um die Frage: Was kostet die Abwicklung?

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