Hanna Plaß dreht für „Faking Hitler“„Köln ist sehr gemütlich“

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Die Schauspielerin Hanna Plaß in Köln

Köln – Im sechsten Film der ARD-Reihe „Harter Brocken“ (Samstag, 15. Mai, 20.15 Uhr oder in der ARD-Mediathek) bekommt es der von Aljoscha Stadelmann gespielte clevere Dorfpolizist im beschaulichen Harz mit einer kriminellen Rockerbande und undurchsichtigen BKA-Kolleginnen zu tun. Hanna Plaß spielt eine von ihnen. Wir haben die junge Schauspielerin in Köln getroffen – ein Gespräch über Musik, starke Frauen, Hitlertagebücher und die Ehrlichkeit Kölns.   Frau Plaß, woran arbeiten Sie gerade? Ich drehe für die Serie „Faking Hitler“, eine Neuverfilmung der Skandal-Geschichte um die vermeintlichen Hitler-Tagebücher, auf die der „Stern“ 1983 reingefallen ist.

Das war als „Schtonk“ mit Uwe Ochsenknecht und Götz George 1992 ein Riesenerfolg. Welche Rolle spielen Sie? Ich bin die Affäre des Fälschers, die damals Veronica Ferres gespielt hat. Die Hauptrollen spielen Moritz Bleibtreu und Lars Eidinger.

"Ich bin die Affäre des Fälschers"

Wie fühlt man sich als Affäre? Eine witzige Figur, eine starke Frau, die ihr eigenes Ding macht. Das passt zu mir.  Ich habe sehr viel Spaß bei der Arbeit. (lacht) Mehr kann ich im Moment nicht verraten. Wir drehen in Köln, obwohl die Geschichte eher im Süden spielt.  Der Fälscher lebte in der Nähe von Stuttgart, ein schwäbischer Typ.

Alles zum Thema Musik

Schwäbisch passt Ihnen, gell? Ja, da fühle ich mich auch zu Hause, ich habe 2013 bis 2017 am Schauspielhaus Stuttgart gearbeitet. Im Moment konzentriere ich mich aber eher auf Fernsehen, obwohl ich auch wieder große Lust darauf hätte, auf der Bühne zu stehen. Zuletzt habe ich an der Deutschen Oper in Berlin gearbeitet, darunter bei einer Kinderoper mitgewirkt. Ich bin nicht nur Schauspielerin, ich kann auch gut singen und sehe meine Aufgabe darin, Dinge emotional spürbar zu machen.

Aber von Ginger Redcliff, als die sie früher performed haben, zur Oper ist ein weites Stück. Ja, das stimmt.  Es waren alles Uraufführungen und ich bin auch keine klassisch ausgebildete Sängerin, eher eine Epochen-unabhängige Musikerin. Ich mache das, was die Musik braucht. So, wie ich es kann. Es geht weniger um Stile, mehr darum, was man erzählen will. 

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Harter Brocken: Dorfsheriff Koops (Aljoscha Stadelmann, re.) und Postbote Heiner (Moritz Führmann) in der Klemme

Mit Aljoscha Stadelmann, der den Ortspolizisten Frank Koops gibt in der ARD-Krimireihe „Harter Brocken“, haben Sie aber nicht gesungen? Nein. Ich spiele eine korrupte BKA-Beamtin. Auch eine Frau, die ihr eigenes Ding macht. Eine, die zwar Moral hat, diese aber als dehnbar erachtet.

Wie fühlt sich das an, neben so einem Stoiker zu spielen? Großartig. Ich liebe diese Figur. Die Autoren haben sehr starke Charaktere in der Reihe entwickelt, die sich über vieles hinwegsetzen, was sonst ein Krimi an normalem Inventar hat. Das macht großen Spaß. Und die Kollegen um Aljoscha wollen halt spielen, ganz, ganz viel spielen.  

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Das kommt Ihnen entgegen? Ja total. Man weiß bei „Harte Brocken“ nie so genau, wie ernst Dinge gemeint sind. So kommen sie der Realität tatsächlich näher. Es gibt auch noch andere Aspekte, einen anderen Humor, ein Leichtigkeit. Das ist so schön unmoralisch. Sehr unterhaltsam.

Sind sie denn unmoralisch? Nein, das nicht. Aber mit der Moral ist es nicht ganz einfach im Leben, glaube ich. Das Leben ist meist komplizierter als Gut und Böse oder falsch und richtig.

Aber nehmen wir die „Ku’Damm“-Serie – da geht es praktisch nur um Moral und es ist trotzdem spannend. Geht es da wirklich um Moral? Geht es nicht viel mehr um die Liebe? Um die Frage: Wann ist Liebe erlaubt? Darf man verliebt sein in einen Mann, der einen vergewaltigt hat? Darf man in einer Beziehung leben, wo man sich nicht liebt, weil der Ehemann Männer liebt? Also: Was darf man?

Ur-Männer gegen entspannten Kommissar

Aber vor allem am Anfang raubt einem dieses Beharren auf Konventionen in den 50ern regelrecht den Atem beim Zuschauen. Absolut. Aber wenn wir die drei Projekte vergleichen: In „Ku’Damm“ ist die Nazi-Zeit noch sehr präsent, die Konventionen sind hart. Bei „Faking Hitler“ in den 80ern gibt es schon eine andere Freiheit, und man setzt sich auch geradezu absurd über das Konventionelle hinweg, indem man einfach diese Tagebücher fälscht. Und bei „Harter Brocken“ sind es so archetypische Figuren wie die bösen Rocker, Ur-Männer, ganz archaisch, die diesem ganz entspannten, eher zurückhaltenden Kommissar gegenüberstehen – was auf eine Art sehr heutig ist.  

Und wenn der abgeht, der Kommissar, ist er schon eine Urgewalt. Der hat eine Mordskraft. Aljoscha ist halt ein Granaten-Schauspieler. Und er macht das sehr auf seine Art.

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Hanna Plaß dreht derzeit für die Serie "Faking Hitler" in Köln und Umgebung.

Das ist ihr Ding. Ja, absolut, ich mache auch gerne mein Ding. (lacht) Ich weiß nicht, wo mich das einmal hinführen wird. Aber das macht es spannend. Ich hatte immer Pläne. Erst bin ich ausgebildet worden, dann war ich im Theater, dann wollte ich freiberuflich arbeiten. Jetzt hat sich das alles erfüllt. Und konzentriert sich im Moment auf die Filmschauspielerei.  

Sie wollen aber schon wieder Musik machen. Ginger gibt es nicht mehr… Die Lieder als Ginger Redcliff habe ich zum Teil mit 16 geschrieben, veröffentlicht wurde sie vor etwa zehn Jahren. Das ist lange her und ich habe zwischenzeitlich viel anderes gemacht. Jetzt bin ich 32. Vor einem Jahr habe ich aber wieder angefangen, mit einigen Musikern zu arbeiten, Demos gemacht.

Sie haben in einem Interview gesagt, sie bräuchten Zeit, sich musikalisch zu finden. Dank Corona gab es die. Haben Sie ihren Groove gefunden? Ich bin näher dran als je zuvor. Die Songs habe ich fertig geschrieben, immer noch auf Englisch. Es gibt zwar auch ein paar Anlagen für deutsche Texte, aber das wird ein ganz anderes Projekt, irgendwann mal.  Jetzt geht es darum, den Sound zu entwickeln. Jeder Song hat ein Eigenleben, dem muss man gerecht werden. Ich will ein Album machen unter meinem Namen. Der jazzige Sound bei Ginger hatte ja mit der Besetzung zu tun: Klavier, Kontrabass. Ich möchte mich noch nicht festlegen. Meine Stimme ist auch etwas tiefer geworden, das gibt mir mehr Möglichkeiten. 

  Wenn der Sound steht - wo würden Sie in Köln spielen wollen? Ich habe leider genau in der Corona-Zeit hier gelebt und kenne die Clubs nicht, weil die immer zu waren. Ich freu mich über jeden, der mich lässt. Sie waren ein Jahr in Köln und sind jetzt wieder in Berlin.

"In Köln hat man das Gefühl, es sah schon immer so aus"

War Köln doof? Nein, überhaupt nicht.  Ich musste aus meiner Wohnung raus und habe hier und in Berlin gesucht. Eben da, wo ich hauptsächlich arbeite. Und in Berlin habe ich schneller eine neue Wohnung gefunden. Köln ist super, sehr gemütlich, ehrlich. Ich mochte es sehr und freue mich immer, wenn ich zum Arbeiten hier sein darf.  

Und Berlin? Berlin ist riesig und sehr im Wandel. Du kommst an die Spree und denkst: Huch, was ist denn hier passiert. In Köln hat man eher das Gefühl, es sah schon immer so aus. Zumindest für einen jungen Spund wie mich.  

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