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Harley-Davidson in KölnGeschäftsführer nach rassistischen Beleidigungen entlassen

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Harley Davidson Symbol

Biker bei einem Harley-Davidson-Treffen 2015 (Symbolbild).

Köln – Nachdem ein Jurist der Gewerkschaft „verdi“ von einem Geschäftsführer des Harley-Davidson Vertragshändlers in Köln rassistisch beleidigt und bedroht wurde, hat der Vorfall nun personelle Konsequenzen: Der Vertragshändler in Köln entlässt einen ihrer Geschäftsführer, wie das Unternehmen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilt.

Normalerweise ist es ein juristischer Routinevorgang: Onur Ocak ist Jurist bei der Gewerkschaft „verdi“ in Bielefeld. Für die Kolleginnen und Kollegen in Köln ist er eingesprungen und vertritt zurzeit eine Mandantin, die bei Harley-Davidson in Köln als Verkäuferin gearbeitet hat. Es geht um Lohnforderungen. Für den Fall, so versichert es Ocak gegenüber dem Vertragshändler von Harley-Davidson in Köln, besitze er die Vollmacht der Mandantin.

„In der Regel wird das auch so akzeptiert, es ist aber nicht unüblich, die Vollmacht nochmal nachweisen zu müssen. Das hat Harley-Davidson hier auch eingefordert – aber mit einem rassistischen Schreiben.“

Aus Köln erhält Ocak, der einen Doktortitel besitzt, folgende Antwort: „Möglicherweise ist es in dem Land, aus dem Sie stammen, ja üblich, eine Vollmacht lediglich zu versichern, hier in unserem Land ist das nicht so. Und, wenn ihr Titel tatsächlich echt ist, wissen Sie das auch.“

Mit Rassismus hat Ocak schon viele Erfahrungen machen müssen. Gerade in den sozialen Medien werde er regelmäßig angefeindet. Dieser Fall sei aber „von einer Dummdreistigkeit, die nicht zu überbieten ist“, sagt Ocak. Viele würden zwar so wie der Händler aus Köln denken, schrieben es aber nicht auf.

Drohungen von Kölner Vertragshändler

Ocak kam 1989 mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland, weil sie dort politisch verfolgt worden sind. Er studierte und promovierte in Bielefeld, wo er sich auch politisch engagiert. Für Die Linke kandidierte Ocak 2020 bei der Wahl zum Oberbürgermeister.

Es geht aber noch weiter. Nachdem Ocak das Schreiben unter anderem beim Kurznachrichtendienst Twitter sowie auf Instagram veröffentlicht, bekommt er eine Mail aus Köln. Der Vertragshändler schreibt: „Sollte sich herausstellen, dass Sie (mittelbar oder unmittelbar) hinter dieser »Kampagne« stecken, dürfen Sie sicher sein, nicht nur Ihre Anwaltszulassung zu verlieren.“

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Auch diese Drohung macht Ocak öffentlich. Angst habe er nicht. Ganz im Gegenteil sei er bereit, den Streit in aller Öffentlichkeit auszutragen, die Drohungen und den Rassismus weiterhin publik zu machen.

Harley-Davidson distanziert sich

Der Vertragshändler in Köln entschuldigt sich nun für den Vorfall. „In der Tagesberichterstattung war heute von einer E-Mail zu lesen, die unter dem Namen unseres Unternehmens an einen Bonner Rechtsanwalt verschickt wurde. Von den darin getroffenen Äußerungen distanzieren wir uns in aller Deutlichkeit.“ Zuvor hatte der „Spiegel“ berichtet.

Der rassistische Ausfall und die Drohungen ziehen auch personelle Konsequenzen nach sich, wie das Unternehmen auf eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilt. „Der Verfasser der E-Mail wurde von seinen Aufgaben als Geschäftsführer entbunden und wird künftig in keiner Funktion mehr für unser Unternehmen tätig sein. Selbstverständlich werden wir uns auch als Unternehmen in aller Form bei dem betroffenen Rechtsanwalt entschuldigen.“ Die Erklärung veröffentlichte das Unternehmen auch auf ihrer Homepage.

Am Mittwochnachmittag hat sich der betreffende Ex-Geschäftsführer bei Ocak gemeldet und zumindest versucht sich zu entschuldigen. Dies habe er zur Kenntnis genommen, so Ocak. Ganz geglückt sei die Entschuldigung aber nicht gewesen. Für Ocak sei die Angelegenheit damit aber trotzdem beendet. Es gehe ihm jetzt vor allem darum, dass seine Mandantin zu ihrem Recht kommt.

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