Heimtückischer MordversuchHaftstrafe für Bandidos-Mitglied nach Schüssen in Köln

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Bandidos (Symbolbild)

Köln – Die gezielten Schüsse auf ein fahrendes Auto auf der Zoobrücke Anfang Dezember 2018 waren ein heimtückischer Mordversuch im Rockermilieu. Zu diesem Ergebnis kam das Kölner Landgericht im Urteil gegen den vermeintlichen Schützen Hasan Y., der nach zweimonatiger Verhandlung lediglich wegen Beihilfe zum Mordversuch zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Entgegen der Beschwerde der Staatsanwaltschaft kam das Gericht dem Antrag von Verteidiger Martin Bücher nach, seinen Mandanten bis zur Rechtskraft des Urteils von der Haft zu verschonen.

Im Laufe des Prozesses hatte der Angeklagte, der den Bandidos angehört, das Foto einer Radarkontrolle vorgelegt, dass knapp zwei Stunden nach den Schüssen in Köln in der Nähe von Dortmund in Wettern aufgenommen worden war. Er saß weder am Steuer noch im Auto. „Eine unmittelbare Täterschaft können wir deshalb nicht nachweisen“, hieß es daher im Urteil. Allerdings sei das vorgelegte Foto so scharf, dass die Identifizierung zweier weiterer Personen möglich wurde, gegen die nun wegen versuchten Mordes ermittelt wird.

Prozess in Köln: Schüsse als Racheakt der Rocker

Hasan Y. hatte im Prozess eingeräumt, für seine Rockerkollegen, die im Dauerclinch mit den Hells Angels lagen, am Tattag das Auto auf seinen Namen angemietet zu haben, um es ihnen zur Verfügung zu stellen. Dass seine Kollegen damit etwas im Schilde führten, sei ihm bekannt gewesen. „Sie wussten, dass eine Aktion geplant war“, hieß es dazu im Urteil. Die Schüsse sollten ein Racheakt sein, denn drei Wochen zuvor hatten sich Hells Angels und Bandidos in Kalk auf offener Straße eine wüste Schießerei geliefert, an der auch der Angeklagte beteiligt war. Das belegen Videoaufnahmen, die der Vorsitzende Richter so interpretierte: „Da ist zu sehen, dass bei Ihnen eine gewisse Gewaltbereitschaft vorhanden ist.“

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Staatsanwalt Gilles hatte zuvor wegen Beihilfe zum versuchten Totschlag ebenfalls vier Jahre Haft gefordert und in seinem Plädoyer von „der absoluten Gefährlichkeit dieser Ballerei in der Öffentlichkeit“ gesprochen. Letztlich sei es einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert sei, denn „jeder von uns kann von so einem Querschläger getroffen werden“.

Mordversuch in Köln: 21-jähriger Schüler ungewollt getroffen

Letztlich saß am Steuer des gegnerischen Autos kein Hells Angel, sondern ein 21-jähriger Schüler, der sich das Auto von dem Rocker geliehen hatte, um im nahegelegenen Imbiß etwas zu essen zu besorgen. Eine Not-Op hatte dem Verletzten, der durch die Schüsse an Darm, Blase und Leber verletzt wurde, das Leben gerettet.

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