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Hells AngelsBewährungsstrafe für Kölner „Rockerbraut“ trotz Untreue in 166 Fällen

Lesezeit 2 Minuten
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Doris B. (34, mit Verteidiger Peter Krieger) im Juni 2018 vor Gericht

Köln – Die Rechnung ging auf: mit einem umfassenden Geständnis, geprägt von offensichtlicher Reue und Scham, ist es Doris B. (34, Name geändert) – die als „Rockerbraut“ von Ex-Hells-Angels-Größe Serkan A. in die Schlagzeilen geriet – vor dem Landgericht gelungen, mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe glimpflich davon zu kommen, obwohl ihr gewerbsmäßige Untreue in immerhin 166 Fällen und eine Schadenssumme von 111.620 Euro nachgewiesen wurde.

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Dass sie mit einem „blauen Auge“, so der Vorsitzende Richter, und nicht mit einer Gefängnisstrafe davonkam, sei letztlich einem „ganz, ganz jungen Mann zu verdanken, der nicht bestraft werden sollte“. Die Rede war von dem knapp vierjährigen Sohn der Angeklagten, dessen Vater Serkan A. erst im November 2017 zu einer fast siebenjährigen Haftstrafe u.a. wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden war.

Das Urteil sei eine Entscheidung zwischen „Herz und Verstand“ gewesen, hieß es im Urteil, man habe dem kleinen Jungen letztlich nicht beide Eltern wegnehmen wollen.

Tatzeitraum von vier Jahren

Obwohl Doris B., die über einen Zeitraum von vier Jahren bei gleich mehreren Arbeitgebern in die Kasse gegriffen hatte, mit ihrem Vorgehen ein erhebliches Maß an krimineller Energie an den Tag gelegt habe, „um sich ein schönes Leben zu finanzieren“, wie es im Urteil hieß, habe sie mit ihrem glaubwürdigen Geständnis und vor allem auch der schriftlichen Bestätigung einer Schadenswiedergutmachung sowohl dem Ankläger als auch dem Gericht die Möglichkeit eröffnet, Gnade vor Recht ergehen zu lassen.

Schließlich habe es sich bei dem langen Tatzeitraum von mehr als vier Jahren keineswegs um ein Augenblicksversagen gehandelt, vielmehr habe die Angeklagte in erheblicher Verantwortungslosigkeit gegenüber ihrer Familie agiert. Doris B. hatte zugegeben, das Geld in erster Linie Serkan A., mit dem sie damals zusammenlebte, für dessen „wildes Leben“ überlassen zu haben. Aufgeflogen war das Ganze, als gegen Serkan A. ermittelt wurde und die Geschäftskonten seiner Partner unter die Lupe genommen wurden. Bei denen hatte Doris B. als gelernte Rechtsanwaltsgehilfin die Buchhaltung übernommen, sogar Prokura war ihr erteilt worden.

Als Bewährungsauflage muss Doris B. nicht nur regelmäßig in Kleinstbeträgen den Schaden abbezahlen, sondern auch eine Familientherapie machen. Ihre Beziehung zu dem Ex-Rocker, der sich im Gerichtssaal ebenfalls von einer geläuterten Seite zeigte, soll in der psychotherapeutischen Behandlung zentrales Thema sein.

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