Hilfe für Obdachlose in Köln„Viele kommen zu uns, weil ihr Schlafsack geklaut wurde“

Lesezeit 3 Minuten
Unterstützer des Vereins „Street Angels Cologne“ verteilen am Breslauer Platz Neujahrstüten an Obdachlose.

Unterstützer des Vereins „Street Angels Cologne“ verteilen am Breslauer Platz Neujahrstüten an Obdachlose.

Köln – Die Nächte sind für die Obdachlosen derzeit besonders gefährlich. Kältetote hat es in Köln, anders als in Hamburg und am Wochenende auch in Berlin, in diesem Winter zwar noch nicht gegeben. Gleichwohl ist die Stadt in Alarmbereitschaft: „Die Leute kühlen aus, wenn sie sich hinlegen“, sagt Dirk Schumacher vom städtischen Amt für Soziales und Senioren.

Seit Freitag unternehmen darum jeweils zwei Mitarbeiter der Stadt oder Mitarbeiter von freien Trägern so genannte Kältegänge.

In den Abendstunden suchen sie die Plätze auf, an denen sich Obdachlose aufhalten und informieren über Hilfsangebote. Schwerpunkt der Aktion sei die Innenstadt, so Schumacher. Aber auch in anderen Stadtteilen werde bei Bedarf gehandelt. Denn über die Hotline können Kölner zu jeder Tageszeit hilflose Obdachlose melden.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Appell der Stadt

Die Kölner sollen derzeit besonders aufmerksam auf Obdachlose in Not achten, appelliert die Stadt. Hilflose Menschen können über die Hotline 0221/ 47455545 gemeldet werden oder über die E-Mail sozialamt.resodienste@stadt-koeln.de. Auch Kleiderspenden werden über diese E-Mail vermittelt. Über die Fachstelle Wohnen im Kalk-Karree am Ottmar-Pohl-Platz 1 können sich Obdachlose an derzeit sieben Notschlafstellen vermitteln lassen. (cht)

„In Köln gibt es zum Glück verhältnismäßig viel Unterstützung für Menschen auf der Straße“, sagt Inga Weber, Vorsitzende des Vereins „Street Angels Cologne“. Sie hat am Sonntag etwa 100 „Neujahrstüten“ an Obdachlose verteilt: Rettungsdecken, Thermobecher, lange Unterwäsche und Powerriegel bekamen die Bedürftigen auf dem Breslauer Platz ausgehändigt.

Besonders Schlafsäcke und Decken würden derzeit gebraucht, heißt es vom Verein, der jeden zweiten Sonntag Spenden ausgibt. Die wichtigste Adresse für Obdachlose ist derzeit die vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) betreute Unterkunft an der Vorgebirgsstraße 22. 

Normalerweise stehen hier 80 Übernachtungsplätze für Menschen zur Verfügung, in der kalten Jahreszeit wird das Kontingent auf 170 Plätze erweitert und kann von jedem ohne Voraussetzungen genutzt werden. „Das wird sehr gut angenommen“, sagt Andreas Hecht vom SKM.

Derzeit seien etwa 130 bis 140 Betten belegt und es würden bestimmt mehr, je länger die Kälteperiode andauert. „Es wird sicher den einen oder anderen Obdachlosen geben, der so lange draußen bleibt, bis es nicht mehr geht“, sagt Hecht.

Die Unterkunft ist täglich von 19 Uhr bis 8 Uhr geöffnet, derzeit wird sie so umgebaut, dass eine ganztägige Nutzung möglich ist. Hunde sind an der Vorgebirgsstraße zwar nicht zugelassen, die Tiere können aber im Tierheim Zollstock untergebracht werden.

Raues Klima in Notunterkünften

Viele Obdachlose machen um Notunterkünfte allerdings lieber einen großen Bogen. Dort herrsche oft ein raues Klima, weiß Inga Weber von den „Street Angels Cologne“: „Viele Obdachlose kommen regelmäßig zu uns, weil ihnen ihr Schlafsack oder die Isomatte geklaut wurde.“ Die Ehrenamtlichen würden deshalb gerne Spinde für Obdachlose aufstellen.

Als Alternative zu Notunterkünften sind auch die Kölner U-Bahn-Stationen beliebt. „Eigentlich sind sie keine Schlafstätten“, sagt KVB-Sprecher Stephan Anemüller. Aber die KVB-Mitarbeiter behandelten Übernachtungsgäste derzeit mit mehr Feingefühl: „Die Menschen werden nicht einfach so rausgeschickt.“

Ihnen werde mehr Zeit gelassen als sonst, sich aufzuwärmen. Und wer in einer Notlage stecke, bekomme in jedem Fall Hilfe von den Rettungsdiensten. „Gerade jetzt ist es noch wichtiger, genau hinzugucken.“

KStA abonnieren