Hilft gegen Corona-FrustKölner Youtuber beamt sich und andere in den Weltraum

Lesezeit 3 Minuten
Tim Ruster 2

Der Kölner Weltraum-Experte Tim Ruster

Köln – Von einem Keller in Nippes bis in die Weiten des Universums sind es nur wenige Meter. Ein paar Stufen runter, und Tim Ruster ist umgeben von Planeten, Sternen und Galaxien. „Hier unten kann ich die Welt vergessen mitsamt Corona, Kontaktbeschränkungen und all den verrückt gewordenen Verschwörungstheoretikern“, sagt der 29-Jährige.

Tatsächlich wirkt Kölns einziges Planetarium im Keller des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums irgendwie aus der Welt gefallen: das Interieur aus der Gründungszeit in den 60ern, alle Ausstellungsstücke selbst gebaut, der Projektor, der den Sternenhimmel an die Decke wirft, geradezu museal. Für Tim Ruster ist es ein Lieblingsort, der ihm auch über gelegentlichen Corona-Frust hilft.

Seit Jahren bietet der Jurist mit Spezialgebiet Weltraumrecht hier ehrenamtlich Führungen an – neuerdings gezwungenermaßen auch wieder online – oder beamt sich und andere mit Comics und selbst produzierten Web-Videos ins Universum.

30.000 Abonnenten

Hatte er zunächst vor allem Kinder im Blick, sind mittlerweile Erwachsene seine Hauptzielgruppe. Dabei profitiert er von der Weltraumbegeisterung, die die ISS-Mission des deutschen Astronauten Alexander Gerst vor zwei Jahren auslöste. Sein Youtube-Kanal „Astro Comics TV“ hat gerade die Marke von 30.000 Abonnenten geknackt.

In seinen Videos erklärt er ebenso unterhaltsam wie wissenschaftlich fundiert astronomische Phänomene, gerne anhand von bekannten Filmszenen. „Star Wars eignet sich natürlich besonders gut, um etwa Lichtgeschwindigkeit, schwarze Löcher oder den Unterschied zwischen Galaxis und Galaxie zu thematisieren“, so Ruster.

Selbst beim TV-Außerirdischen Alf hat er sich schon bedient, um am Beispiel von dessen Heimat Melmac zu erklären, was ein Exoplanet ist. Immer wieder nimmt sich der 29-Jährige auch die Aktivitäten von Elon Musk und dem Raumfahrtunternehmen SpaceX vor.

Dessen Vision von einer ständigen Basis auf dem Mars wirft für Ruster, der gerade sein Referendariat beim Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum in Porz macht, zahlreiche juristische Fragen auf: etwa, ob die dort lebenden Menschen Angehörige eines Staates oder einer privaten Firma sein werden und welchem Recht sie mithin unterliegen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Was für Normalsterbliche auf den ersten Blick noch recht abseitig klingt, habe zunehmend Relevanz, versichert Ruster. „Gerade erst gab es die erste Straftat im Weltraum. Eine Astronautin der ISS hatte sich online ins Konto ihrer Ex-Freundin eingeloggt.“ Die Frage, die es zu klären galt: Nach welchem Recht soll ihr der Prozess gemacht werden. „Ausschlaggebend war schließlich das ISS-Modul, in dem die Tat begangen worden ist“, so Ruster, „in diesem Fall also im amerikanischen.“

Spektakulärer Jahresausklang am Nachthimmel

In den kommenden Wochen wird Ruster sein Publikum aber wieder verstärkt auf virtuelle Sternenbeobachtung mitnehmen, denn „der Jahresausklang am Nachthimmel wird spektakulär.“ Bis Ende November sind zunächst die Leoniden-Sternschnuppenschauer zu sehen, und rund um den 20. Dezember kommt es zu einer Großen Konjunktion, also einer scheinbaren Begegnung von Jupiter und Saturn – ein Ereignis, das nur alle 20 Jahre zu beobachten ist. Von der Erde aus gesehen schieben sich dann die beiden Planeten übereinander und strahlen so hell, dass sie selbst am lichtverschmutzten Kölner Himmel gut zu erkennen sein werden.

Ruster wird sich das Phänomen von der Sternwarte auf dem Dach des Nippeser Gymnasiums aus ansehen – und selbstverständlich darüber berichten.

www.astro-comics.de

KStA abonnieren