Abo

Historisches RatsschiffSanierung der „MS Stadt Köln“ kann bis 2025 abgeschlossen sein

Lesezeit 3 Minuten
Das historische Ratsschiff MS Stadt Köln liegt derzeit im Rheinauhafen.

Das historische Ratsschiff MS Stadt Köln liegt derzeit im Rheinauhafen.

Köln – Heinz Erkens lüftet vorsichtig die Plane, die im großen Salon ein Möbel vor Schmutz schützt. Ein Stück eines kleinen eleganten Sofas in Blau kommt zum Vorschein. Es stamme aus dem Jahr 1952, sagt der Schatzmeister des „Vereins der Freunde und Förderer des historischen Ratsschiff MS Stadt Köln“ und Queen Elizabeth II. habe ganz bestimmt darauf gesessen. Vielleicht genossen aber auch andere Prominente, die auf dem eleganten Empfangs- und Ausflugsschiff der Stadtverwaltung zu Gast waren, hier die Aussicht auf die Stadt. Der französische Präsident Charles de Gaulle zum Beispiel, US-Präsident John F. Kennedy oder Popstar Michael Jackson. Sie alle und noch viele andere Personen der Weltgeschichte ließen sich mit dem 1938 gebauten Ratsschiff bei ihren Köln-Visiten über den Rhein schippern. Bis es vor etwa 20 Jahren in einen langen Dornröschenschlaf versank.

Kurz bevor der geschichtsträchtige Prestigedampfer im Niehler Hafen seinem endgültigen Untergang entgegenrostete, kam die Rettung. Um die 53 Meter lange „MS Stadt Köln“, einst eines der modernsten Boote auf dem Rhein, wieder flott zu bekommen, hat der Förderverein in den vergangenen Jahren rund 1,7 Millionen Euro Fördergelder sowie Spenden aufgetrieben.

Spezialisten legen Hand an

Davon wurden mittlerweile der unter Wasser liegende Rumpf erneuert, neue Holzplanken verlegt, die Heizung und elektrische Anlagen wieder in Gang gesetzt und dem Schiff ein neuer Anstrich verpasst. Mehrere Monate lang legten in der „Kölner Schiffswerft Deutz“ im Mülheimer Hafen Spezialisten Hand an das denkmalgeschützte Schmuckstück. Weil das Ratsschiff nun, nach etwa der Hälfte der nötigen Arbeiten, äußerlich wieder einiges hermacht, ließ es der Verein vor wenigen Tagen in den Rheinauhafen schleppen. Hier lag es auch früher schon und hier bekommt es die Aufmerksamkeit, die es verdient.

Bei einem Empfang führte Vereinsvorsitzender Udo Giesen geladene Gäste jetzt durch das Interieur der schwimmenden Baustelle. Im „Oberbürgermeister-Appartment“ – hierhin zogen sich die Stadtoberhäupter zu vertraulichen Gesprächen mit ihren Gästen zurück – wird klar, dass es bis zur kompletten Wiederauferstehung der „MS Stadt Köln“ noch ein weiter Weg ist.

Verein bekommt „Silberne Halbkugel“

Die Holzdecke ist wegen Undichtigkeiten verrottet und steht nun in Einzelteilen an der Wand. Auch die Planken des Hauptdecks müssen dringend erneuert werden. Rund 800.000 Euro koste die anstehende dritte Baustufe, die vor allem das Innere des Schiffs betrifft – Geld, das noch nicht vorhanden sei, so Giesen: „Wir hoffen auf Mittel vom Bund, dem Land und der NRW-Stiftung.“ Zum Schluss sollen die beiden Diesel-Motoren wieder in Gang gesetzt werden, was schätzungsweise noch einmal rund 400.000 Euro kostet. 2024 oder 2025 könnte die Sanierung abgeschlossen sein. Doch schon jetzt wird der Verein für sein Engagement belohnt: In Kürze bekommen die Ehrenamtlichen in Berlin den Preis „Silberne Halbkugel“ des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz überreicht. „Das bringt Auftrieb“, sagt Heinz Erkens.

Ihren endgültigen Liegeplatz soll das Schiff im Rheinauhafen nahe der Severinsbrücke bekommen. Der Förderverein hat mit der Stadt einen Überlassungsvertrag abgeschlossen. Geplant sei an Bord unter anderem eine Dauerausstellung zur Kölner Handels- und Schifffahrtsgeschichte, so Heinz Erkens. Auch Vermietungen für Hochzeitsgesellschaften seien denkbar. Die Stadt als Eigentümerin behalte ein Zugriffsrecht für repräsentative Zwecke.

Das könnte Sie auch interessieren:

Viel vom alten Charme soll an Bord zurückkehren. Dass die „MS Stadt Köln“, die 1938 als „MS Hansestadt Köln“ getauft wurde, ein Produkt der Nazi-Ära ist, soll künftig aber keine große Rolle spielen. Eigentlich sollte das Schiff zur Internationalen Verkehrsausstellung 1940 eingesetzt werden, die kriegsbedingt abgesagt wurde. Zur ursprünglichen Ausstattung des Schiffes gehörte eine Wandvertäfelung, die eine Karte des „Großdeutschen Reichs“ inklusive Hakenkreuz zeigte und in den 1950er Jahren ausgebaut wurde.

Der Förderverein hat die Arbeit von Josef Pabst vor fünf Jahren dem NS-Dokumentationszentrum als Dauerleihgabe übergeben. „Wir wollen nicht unbedingt Hakenkreuze zur Schau stellen“, sagt Heinz Erkens.

KStA abonnieren