HobbyAltes Eisenbahnen wecken das innere Kind

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Frauen waren in der Stadthalle Mülheim am Sonntag kaum anzutreffen.

Frauen waren in der Stadthalle Mülheim am Sonntag kaum anzutreffen.

Mülheim – . Ein Spielzeug-Markt ist nicht nur für kleine Kinder. Vor allem ältere Männerherzen schlagen höher, wenn aus vergilbten Kartons staubige Eisenbahn-Waggons hervorlugen und kleine Loks auf Wechselstrom-Schienen sich ihren Weg über schmale Gleise suchen.

Der Adler-Modellspielzeug-Markt fand in diesem Jahr zum siebten Mal in der Stadthalle in Mülheim statt und brachte wieder 70 Modellbahn-Händler mit rund 500 Eisenbahn-Enthusiasten zusammen, wie Veranstalter Jürgen Hörner schätzte. "Der Großteil unserer Besucher ist männlich und mittleren bis hohen Alters. Unsere jüngeren Kunden sind so um die 40 Jahre alt."

Tatsächlich traf man nur vereinzelt einige Kinder auf dem Spielzeugmarkt an. Die Rollen waren vertauscht. Der neunjährige Simon erzählte, dass er seinen Vater nur wegen der Comichefte eines Händlers zum Markt begleite, damit dieser wieder Kind sein und seinem Hobby nachgehen dürfe: "Ich spiele zwar auch manchmal mit der Eisenbahn, aber so viel Spaß wie Papa habe ich daran nicht". Doch Simons Vater war nicht der einzige, der am Modellbahn-Bau seine Freude hat: Die Stadthalle war gut gefüllt. "Wir schätzen, dass zu jedem Modellspielzeugmarkt rund 500 Besucher kommen", so Hörner. Viele kämen nicht nur, um das ein oder andere Schnäppchen zu schlagen oder sich auf die Jagd nach seltenen Sammlerstücken zu machen, sondern auch, um sich in der Szene auszutauschen.

"Verkauft wird mittlerweile auch viel über das Internet. Aber hier vor Ort können die Kunden die Ware sehen, sie testen und sich zahlreiche Tipps zur Reparatur und Pflege abholen." Denn gerade mit älteren Stücken müsse man besonders umsichtig und sorgfältig umgehen, wenn man damit aktiv spielen wolle. "Es gibt zwei Arten von Modellspielzeug-Fans. Die einen kaufen bei uns für ihre Anlage und die anderen für ihre Vitrine." Denn das alte Blech hat einiges an Wert: "Mit meiner Modellbahn habe ich mehr Geld zu Hause im Keller als auf der Bank, aber da liegt es auch besser. Meine Bahnen steigen nämlich nur noch im Wert. Bringe ich mein Geld zur Bank, lohnt sich das heute doch schon gar nicht mehr", witzelte einer der Händler, der seinen Namen aus Sicherheitsgründen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte.

Auch einige Reihen weiter gibt ein weiterer privater Verkäufer offen zu: "Monetär gesehen liegen hier sicherlich 3000 bis 4000 Euro auf dem Tisch. Und das ist bloß die Spitze des Eisbergs - der Teil meiner Sammlung, die ich bereit bin zu verkaufen." Ein billiges Hobby ist Modellbau damit sicherlich nicht - doch die Freude, die es mit sich bringt, sei es allemal wert. "Wer einmal von diesem Virus infiziert ist, den lässt er nicht mehr los."

Wie kam es zur Modellbahn-Leidenschaft?

Anfang der 60er habe ich mir meine erste Anlage gekauft, die dann im Koffer und im Keller landete. Als die Kinder auszogen, hatte ich wieder Zeit und Platz für mein Hobby. Das alte Kinderzimmer ist nun mein Spielzimmer.

Theo Klein

Ich spiele schon seit vielen Jahren mit meinem Opa und meinem Großenkel mit der Eisenbahn. Auch wenn ich vorsichtig mit allem umgehen muss, macht es mir großen Spaß.

Jonas Buckebrede

Modellbahnen zu verkaufen, ist ein Liebhaber-Geschäft und sehr persönlich. Man braucht immer etwas Glück, den richtigen Kunden vor sich zu haben. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.

Rob Giskes

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