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Hoffnung auf neue ErkenntnisseKliniken obduzieren Verstorbene mit Coronavirus

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Die Uniklinik Köln.

Köln – Um die Erkrankung Covid-19 zu erforschen, werden an der Kölner Uniklinik und am Klinikum Merheim die Leichen von Patienten, welche an der Lungenkrankheit verstarben, obduziert. Das Robert-Koch-Institut hatte Ende März davor gewarnt, Corona-Verstorbene zu obduzieren, um die Mediziner vor Ansteckung zu schützen.

„Die Vorgaben des RKI sind natürlich auch für uns das Maß aller Dinge. Das sind nicht Empfehlungen eines beliebigen Vereins, das ist die zuständige Bundesbehörde“, so Sigrid Krebs, Sprecherin der städtischen Kliniken. Und so hielt man sich an die Empfehlung. Forscher in Hamburg und Basel hingegen haben sich entgegen der Warnung für Obduktionen entschieden. Dabei fanden sie unter anderem heraus, dass Menschen mit vorgeschädigten Lungen besonders gefährdet sind. Auch die Auswirkungen von Herzerkrankungen auf den Krankheitsverlauf konnten auf diesem Wege erforscht werden.

Empfehlung aufgehoben

Inzwischen hat das RKI seine Empfehlung zum Verzicht aufgehoben. An der Uniklinik wurden aufgrund fehlender Schutzmaterialien zwischenzeitlich überhaupt keine Obduktionen durchgeführt. Dies änderte sich nun: „Als der Schutz unserer Mitarbeiter wieder sichergestellt werden konnte, haben wir angefangen, Obduktionen wieder durchzuführen – auch von Covid-19-Patienten“, so Uniklinik-Sprecher Timo Mügge.

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Parallel startete auch das Klinikum Merheim in den vergangenen Wochen damit, Menschen die mit einer Corona-Infektion verstorben sind, zu obduzieren. In Merheim werden nun die Leichen aller verstorbenen Covid-19-Patienten, die in den städtischen Kliniken behandelt wurden, untersucht – sofern die Familien jeweils zustimmen. Dies erfolgt auf einer pathologischen Station, die auf Obduktionen spezialisiert ist. Auch an der Uniklinik werden Pathologen auf einer spezialisierten Station mit der Untersuchung beauftragt.

Gerd Fätkenheuer, Infektiologe an der Uniklinik, begrüßt die Entscheidung: „Bei einer Obduktion wird geschnitten, gesägt, Aerosole und Tröpfchen fliegen durch die Luft. Natürlich besteht da ein hohes Infektionsrisiko.“ Jedoch sei der „mögliche wissenschaftliche Erkenntnisgewinn enorm. Zudem ist es möglich, die Mitarbeiter mit entsprechendem Material trotz des grundsätzlich hohen Risikos gut zu schützen.“ Insbesondere könne mithilfe von Obduktionen differenziert werden zwischen Symptomen, die von Covid-19 ausgelöst werden und solchen, die auf andere Infektionen, Bakterien oder Vorerkrankungen zurückzuführen sind. „Das können wir ohne Obduktionen nicht herausfinden“, so Fätkenheuer.

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Auch für die Suche nach Impfstoffen könnten die untersuchten Patienten von hoher Relevanz sein. Welche konkreten Erkenntnisse durch die Untersuchung verstorbener Covid-19-Patienten in Köln gewonnen werden, können erst die kommenden Wochen zeigen.

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