Hohe KostenSo bereitet sich der Airport Köln/Bonn auf den Wintereinbruch vor

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Flughafen Winterdienst Köln

Die  Schneeschilde der neuen Räumfahrzeuge sind mit sieben Metern breiter als die der Vorgänger.

  • Schnee und Eis können den Flugverkehr für Passagier- und Frachtmaschinen am Flughafen Köln/Bonn massiv beeinträchtigen.
  • Vor dem Wintereinbruch hat der Airport deshalb in einen Winterdienst investiert, dessen laufende Kosten allein im vergangenen Jahr 2,9 Millionen Euro betrugen. Außerdem wurde viel Geld in den Fuhrpark des Winterdienstes investiert.
  • Wir erklären, wie sich der Flughafen gegen heftigen Schneefall wappnet.

Köln – Oft schneit es im Rheinland nicht. Wenn jedoch einmal Schnee vom Himmel fällt, könnte das auf dem Flughafen Köln/Bonn nicht nur für Passagiermaschinen unangenehme Folgen haben. Müssten die Frachtunternehmen wegen einer verschneiten Start- und Landebahn im schlimmsten Fall auf andere Flughäfen ausweichen, könnten sie ihre Sortierhallen in Köln nicht nutzen. „Für die Unternehmen wäre das ein großer Schaden“, so Wolfgang Löhr, Winterdienst-Leiter am Airport.

Damit so etwas nicht passiert, unterhält der Flughafen Köln/Bonn einen Winterdienst, dessen laufende Kosten allein im vergangenen Jahr 2,9 Millionen Euro betrugen. Zusätzlich zur 50-köpfigen Stammbelegschaft können 220 geschulte Mitarbeiter rekrutiert werden, die normalerweise in anderen Abteilungen des Airports arbeiten. Weitere 100 Kräfte kümmern sich um die Flugzeug-Enteisung.

Flughafen Köln/Bonn investiert in Fuhrpark des Winterdienstes

In den Fuhrpark des Winterdienstes wurde in diesem Jahr ebenfalls viel Geld investiert. Zwölf neue Räumfahrzeuge, sogenannte Kehrblasgeräte, stehen in der aktuellen Wintersaison zur Verfügung, hinzu kommt eine neue, leistungsfähige Schneefräse. Kostenpunkt insgesamt: 4,5 Millionen Euro.

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Weil die Schneeschilde der neuen Räumfahrzeuge mit sieben Metern breiter sind als die bisherigen, kann die Start- und Landebahn doppelt so schnell von Schnee und Eis befreit werden als bisher. Die alten Fahrzeuge mussten die 60 Meter breite und fast vier Kilometer lange Runway auf- und wieder abfahren, um sie komplett zu räumen. Nun schaffen es die Kehrblasgeräte in einem Rutsch. Anstatt 30 bis 40 Minuten dauert der Einsatz nur 15 bis 20 Minuten. „Das ist eine deutliche Verbesserung der Performance“, so Flughafen-Sprecher Alexander Weise.

Flughafen Köln/Bonn: 2010 half auch der beste Notfallplan nichts

Hinter den in V-Form fahrenden Räumfahrzeugen sind bei Schneefall die Fräsen unterwegs, die die entstandenen Schneewälle am Rand der Bahnen und der Vorfelder auf Transportwagen schleudern. Anschließend werden die Bahnen mit einem Enteisungsmittel besprüht. Rund  2,2 Millionen Quadratmeter Fläche müssen im Ernstfall befreit werden – zuerst die Start- und Landebahn, die Rollwege und die Vorfelder. Danach die Querwindbahn und die kleinere Start- und Landebahn.

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2010, als es dauerhaft schneite, half aber auch der beste Notfallplan nichts. Die Flughäfen Köln/Bonn, Frankfurt und Düsseldorf mussten gleichzeitig geschlossen werden. „Dann kann man mit 20 Fahrzeugen über die Bahn fahren, trotzdem liegt Schnee“, so Alexander Weise. Laut Wolfgang Löhr gibt es seit 2010 bessere Absprachen zwischen der Flugsicherung und den Flughäfen. Airlines würden frühzeitig gewarnt, damit Maschinen, die verschneite Flughäfen anfliegen sollen, gar nicht erst abheben.

Neuer Simulator an Flughafen Köln/Bonn soll für Zuverlässigkeit sorgen

Die schnelleren Räumzeiten seien auch für die Umwelt von Vorteil, sagt der Winterdienst-Leiter. Schließlich müsse der Flugbetrieb, der in Köln/Bonn keine Pause kennt, nicht mehr so lange unterbrochen werden. Entsprechend kürzer fielen die Warteschleifen der Maschinen aus. Zusätzlich soll ein neuer Simulator dafür sorgen, dass der Flugbetrieb seltener aus dem Takt gerät. Auf dem eine Million Euro teuren Gerät mit den drei Bildschirmen können die Winterdienst-Mitarbeiter den Umgang mit den Räumfahrzeugen trainieren, ohne die realen Lkw bewegen zu müssen. Denn auch das hatte bislang immer wieder Auswirkungen auf die Abläufe des Airports.

Um das Programm mit realistischen 3-D-Bildern vom Gelände versorgen zu können, wurde der Flughafen extra mit einer Cessna-Maschine überflogen. Am Mittwoch nahm Airport-Chef Johan Vanneste persönlich Platz im virtuellen Cockpit des Räumfahrzeugs. Auch er wolle sich künftig zum Räumspezialisten ausbilden lassen, kündigte er an. Zumindest auf Knopfdruck hatte es schonmal ordentlich geschneit.

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