Im Mittelpunkt: Schnüsse Tring

Lesezeit 2 Minuten

Ossendorf –  Im Ortszentrum von Ossendorf trafen sich jetzt Mitglieder des Vereins Lenauforum gemeinsam mit Stimmkünstlerinnen des Vereins Stimmfeld rund um den Schnüsse-Tring-Brunnen am Joseph-Roesberg-Platz zu einer Kunstaktion, um auf die Person Katharina von Ossendorf, der Schnüsse Tring, und dem nach ihr benannten Brunnen aufmerksam zu machen. Wer war diese Frau? Was hat sie uns zu sagen? Musikalische Antworten gaben sechs Stimmperformerinnen, die einen Tag lang die Kölner Dienstmagd, über die ein kölsches Lied geschrieben und ein Karnevalsverein benannt wurde, in den Fokus zu rücken.

Kreisförmig postierten sie sich um den Brunnen herum, nahmen die „Tring“ in ihre Mitte. Schreiend, flüsternd auf Mauern und hinter Bäumen stehend, machten die Performerinnen deutlich, dass die Katharina von Ossendorf kein braves, nettes Mädchen war, sondern durchaus unbequem sein konnte. „Sie war eine ungewöhnliche Frau“, sagte Roland Neuburg, Vorsitzender des Kunstvereins Lenauforum. Für ihre Zeit, Mitte des 19. Jahrhunderts, sei Katharina mit sehr viel Selbstvertrauen gesegnet gewesen. „Als Köchin wollte sie arbeiten, nicht als Dienstmagd, wie zu der Zeit oft üblich“, erzählte Neuburg. Schon damals habe sie Arbeitsrechte für sich beansprucht, kämpfte für einen freien Tag in der Woche und ein angemessenes Jahresgehalt. Für ihr großes Mundwerk (kölsch: Schnüss) wurde „Tring“ (Kurzform von Katharina) „Schnüsse Tring“ genannt.

Auf einem Podest über dem Brunnen wird das kölsche Original im Kittel, mit Besen, Putzeimer und groben Holzschuhen dargestellt. „Nicht sonderlich respektvoll“, sagt Neuburg. „Denn eigentlich entspricht das nicht dem Bild einer Köchin.“ Der Brunnen ist auf Initiative des Karnevalsvereins Alte Kölner Karnevalsgesellschaft „Schnüsse Tring“ entstanden und 1982 von Heinrich Esser errichtet worden. Heute fristet er ein Schattendasein. „Der nicht funktionierende Brunnen und die Figur bedürfen dringend einer Überarbeitung“, sagt Neuburg. Bezirksbürgermeister Josef Wirges, der der Kunstaktion einen Besuch abstattete, nickte verständnisvoll.

Das habe er für nächstes Jahr auf der Agenda. Wenn es nach Neuburg ginge, würde auch eine Bank auf dem Platz vor der Dreifaltigkeitskirche an der Rochusstraße stehen. „Zum Innehalten“, wie er sagt. Ralf Peters, Vorsitzender des Vereins Stimmfeld pflichtete ihm bei. Schließlich sollen sich die Menschen im Veedel wohlfühlen. Man müsse Orte schaffen, an denen sich die Jugend trifft. Mit der Stimmperformance will der Verein die Anwohner dazu anregen, den Platz kreativ zu nutzen und weiterzuentwickeln.

KStA abonnieren