Immobilien des Erzbistums KölnKirchenverkauf als letzter Ausweg

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Die Kirche auf dem Gelände des ehemaligen Kinderheimes in Sülz soll möglicherweise zum Veranstaltungsort werden.

Die Kirche auf dem Gelände des ehemaligen Kinderheimes in Sülz soll möglicherweise zum Veranstaltungsort werden.

Köln – Der scheidende Generalvikar Stefan Heße hat bei der Vorstellung der Bistumsbilanz eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre benannt: Der „riesige Immobilienbesitz“ der Erzdiözese Köln sei „in dieser Form auf Dauer nicht zu halten“, sagte der kirchliche Verwaltungschef. Angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen und langfristig sinkender Kirchensteuereinnahmen müsse die Kirche darüber nachdenken, sich von Gebäuden zu trennen – auch von Gotteshäusern. Allein im Jahr 2014 sind nach Angaben von Finanzdirektor Hermann Josef Schon 26,3 Millionen Euro in die Bauunterhaltung der Kirchen in den Gemeinden des Erzbistums geflossen.

Aber was passiert mit Kirchen, die nicht mehr zwingend benötigt werden? Die Maxime von Kardinal Joachim Meisner, nach der Aufgabe und Abbruch von Gotteshäusern nur die „ultima ratio“, die letzte aller Möglichkeiten sein dürfe, habe nach wie vor Gültigkeit, versichert Schon. Denn für die betroffenen Gläubigen ist ein solcher Schritt oft mit Enttäuschung und Trauer verbunden, sie beklagen den Verlust eines Stücks Heimat, manchmal formiert sich sogar massiver Protest gegen geplante Schließungen.

Verkaufte Gotteshäuser

Deshalb ist die Zahl der aufgegebenen und verkauften Kirchen in den letzten Jahren überschaubar. Beispiel St. Anno in Holweide: Kirchengebäude und Turm stehen zwar noch, im Inneren erinnert allerdings nur noch eine Kapelle an die frühere sakrale Nutzung – ein Großteil des Gotteshauses ist in ein Altenheim integriert, das auf dem Kirchengelände entstanden ist. „Wir sind ein bisschen stolz darauf, eine sinnvolle Verwendung gefunden zu haben“, sagt Pfarrer Bernd-Michael Fasel.

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Die Köln-Ring GmbH hat die Kirche St. Heinrich in Deutz übernommen und dort eine Einrichtung für psychisch kranke und behinderte Menschen eröffnet. Und die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft Köln-Sülz möchte die Kirche auf dem ehemaligen Kinderheim-Gelände in einer „dem Gebäude adäquaten Form“ umnutzen; die Gremien der Pfarrei St. Stephan in Lindenthal haben nach den Worten von Pfarrer Thomas Iking „einer nicht-kirchlichen Nutzung“ von St. Laurentius in Uninähe zugestimmt. In Rondorf ist dieser Schritt schon vor vielen Jahren vollzogen worden, das Architekturbüro Link ist 1989 in die alte Pfarrkirche eingezogen.

Da katholische Kirchen als geheiligte Räume gelten, müssen sie vor einer solchen Umnutzung profaniert, also aus dem sakralen Gebrauch herausgenommen werden. Das ist nicht nötig, wenn Kirchen an lediglich andere christliche Gemeinschaften abgegeben werden und das Bistum sich nicht mehr um die Instandhaltung kümmern muss. So hat die Griechisch-orthodoxe Gemeinde seit langem in Alt St. Heribert in Deutz eine Heimat gefunden, die Rum-Orthodoxe Kirche von Antiochien hat sich in der ehemaligen Markus-Kirche in Seeberg einen prachtvollen Gottesdienstraum geschaffen.

Aber längst werden Kirchen auch „multifunktional“ genutzt – wobei in diesen Gotteshäusern „nichts stattfindet, was der kirchlichen Intention des Raumes widerspricht“, wie die Verantwortlichen betonen. Dass Kirchen wie in anderen Ländern zu Diskotheken, Einkaufszentren, Pizzerien oder sogar Autowerkstätten umfunktioniert werden – in Köln undenkbar.

Welche neuen Nutzungen machbar sind, zeigt beispielsweise St. Bartholomäus in Ehrenfeld: Dort wurde im vorigen Jahr ein Kolumbarium, eine Begräbniskirche eröffnet. In St. Gertrud an der Krefelder Straße hat sich ein besonderer Kulturraum mit Ausstellungen und Konzerten etabliert, das Jugendzentrum „Crux“ in der Kirche St. Johann Baptist ist ein weiteres Beispiel für eine kreative Umnutzung von Kirchengebäuden. Dass das Museum Schnütgen in der romanischen Cäcilienkirche untergebracht ist, ist so selbstverständlich, dass es vielen Besuchern vermutlich gar nicht bewusst wird.

Eine konkrete Strategie, wie das Bistum mit diesem Thema in Zukunft umgeht, gibt es laut Finanzdirektor Schon noch nicht. Vieles wird davon abhängen, welche Leitlinien der neue Erzbischof Rainer Maria Woelki vorgeben wird.

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