In Corona-KriseFür in Kolumbien festsitzendes Kölner Paar naht Rettung

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Alina Gessel und Giuseppe Di Stefano sitzen in Kolumbien fest.

  • Der 32 Jahre alte Kölner Giuseppe Di Stefano und seine ein Jahr ältere Freundin Alina Gessel hatten sich mit einem Hilferuf an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ gewandt.
  • Das Paar sitzt in einen Dorf in Kolumbien fest und wird von den Bewohnern dort feindselig behandelt, da die Auswärtigen als Corona-Bringer betrachtet werden.
  • Ihr verzweifelter Bericht im „Kölner Stadt-Anzeiger” schlug Wellen – und jetzt naht Hilfe für das Paar.

Köln – Für die beiden Kölner Touristen, die wegen einer landesweiten Corona-Ausgangssperre in einem kolumbianischen Dorf festsitzen, zeichnet sich eine baldige Lösung ab.

Mit Hilfe des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks „Adveniat“ und privater Kontakte sollen der 32 Jahre alte Giuseppe Di Stefano und seine ein Jahr ältere Freundin Alina Gessel am Mittwochmorgen (Ortszeit) trotz einer landesweiten Ausgangssperre mit einer polizeilichen Sondergenehmigung zunächst per Boot ins nahe gelegene Necocli fahren können, um von dort aus den Weitertransport in die kolumbianische Hauptstadt Bogota in Angriff nehmen zu können.

Der 32 Jahre alte Kölner Giuseppe Di Stefano und seine ein Jahr ältere Freundin Alina Gessel hatten sich – wie am Montag berichtet – mit einem Hilferuf an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ gewandt und über mangelnde Unterstützung durch das deutsche Konsulat in Kolumbien geklagt (hier lesen Sie mehr).

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Wie Di Stefano am Telefon berichtete, prüfen der für das Dorf Sapzurro an der Karibik-Küste zuständige Ortspfarrer und ein weiterer Geistlicher die Verlässlichkeit des Bootsführers. Aurelio habe dem inzwischen mittellosen Paar auch angeboten, ihm notfalls das Geld für die Überfahrt vorzustrecken.

Menschen fürchten sich insbesondere vor Europäern

Das Paar nahm eine ablehnende, feindselige Stimmung unter den Dorfbewohnern wahr, bei denen die Angst vor dem Coronavirus umgeht. Die Menschen fürchten sich vor Fremden und insbesondere vor Europäern, die nach verbreiteter Lesart das Virus eingeschleppt hätten. Durch die längere Dauer ihres Aufenthalts, so Di Stefano in einem Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, nehme der Argwohn ihm und seiner Freundin gegenüber zwar allmählich ab. „Die Leute, die uns kennen, sind entspannt. Aber wenn wir irgendwo anders hinkämen, müssten wir befürchten, in Quarantäne genommen oder angefeindet zu werden.“

Auswärtigtes Amt steht in Kontakt mit Kölner Paar

Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, der Fall sei bekannt. „Unsere Botschaft in Bogota steht in laufendem und engem Kontakt zu den Betroffenen sowie den kolumbianischen Behörden und bemüht sich mit Hochdruck darum, unter schwierigsten Bedingungen einen Landtransport nach Bogota zu organisieren.“

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Nachdem die deutsche Konsulin in Bogota, Monika Noy, in einer Mail an Di Stefano und Gessel zunächst geschrieben hatte, die beiden seien leider „auf sich allein gestellt“, widmete sie sich unterdessen in einer weiteren, ausführlichen Mail doch der Frage, wie die beiden aus dem „verflixten Sapzurro“ nach Bogota kommen könnten, „ohne unterwegs verhaftet oder überfallen oder sonst was zu werden“.

„Salvoconducto“ soll Abholung oder Transfer ermöglichen

Für einen sicheren Transfer hat sie beim kolumbianischen Außenministerium ein „Salvoconducto“ (eine Art Passierschein oder Reiseerlaubnis) beantragt. Dieses Papier erlaube zum Beispiel die Abholung und Transfer mit einem Mietwagen von und nach Bogota oder zumindest bis nach Medellin. „Etwas anderes kann ich Ihnen nicht anbieten.“ Es sei nicht möglich, die Deutschen in Necocli abzuholen oder einen Transport zu organisieren, stellte Noy klar.

Inzwischen setzen die beiden Deutschen auf eine mögliche Weiterfahrt mit dem Auto, die ihnen über einen privaten Kontakt vermittelt wurde. Eventuell sollen daran ein weiteres deutsches Paar teilnehmen sowie eine belgische Familie, die ebenfalls Verbindung mit „Adveniat“ aufgenommen hatte.

Einen Plan B hat Di Stefano nach eigenen Angaben auch: Ein hochrangiger Polizei-Offizier aus Bogotà habe – ebenfalls über einen Mittelsmann – die Mitnahme in einem Polizei-Flugzeug in Aussicht gestellt.

Weitere Hilfe der örtlichen Pfarrgemeinde

Sich ohne Salvoconducto, also auf eigene Faust, auf den Weg zu machen, bezeichnete die Länder-Referentin von Adveniat, Monika Lauer Perez, als „versuchten Selbstmord“. Sie schilderte, dass der örtliche Priester wie auch sein Mitbruder um Unterstützung für die Deutschen bemüht seien. Auch der Ortsbischof habe sich „sehr ins Zeug gelegt“.

Die kirchliche Infrastruktur gilt als das dichteste und verlässlichste Netzwerk. „Die Kirche kommt auch dorthin, wo sonst keiner mehr hinkommt“, sagte Markus Büker vom Hilfswerk Misereor, das auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ebenfalls Kontakte in die Region hergestellt hatte.

Lage in Kolumbien „äußerst angespannt“

Büker und Lauer Perez räumten ein, dass die Lage insgesamt äußerst angespannt sei. „Normalerweise bekommen unsere Partner selbst in den gefährlichsten Situationen und unter den unglaublichsten Bedingungen etwas gestemmt. Aber im Moment sind auch sie zum Warten verdammt“, so die Adveniat-Mitarbeiterin. Mit den scharfen Kontrollen der bis mindestens 13. April geltenden Ausgangssperre solle die Bevölkerung zur Disziplin in der Corona-Krise gezwungen werden.

Noch gebe es in der Region um den Golf von Uraba, wo Sapzurro liegt, keine Infektionen. „Die Behörden versuchen alles, dass das so bleibt.“ Die hohe Präsenz von Polizei und Militär erklärte die Landeskennerin auch mit dem Drogenhandel in der Küstenregion zwischen Kolumbien und Panama.

Auf den Bericht im „Kölner Stadt-Anzeiger“ hin bot ein Leser mit Ortskenntnissen, der sich zurzeit selbst im Land befindet, die Kontaktaufnahme zu seinen Landsleuten in Sapzurro an. Eine Leserin stellte ihre Wohnung in Medellìn zur Verfügung, falls das Paar sich in der Stadt aufhalten sollte.

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