Initiative gegen PlastikmüllJeden Tag wirft Köln 180.000 Kaffeebecher weg

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IHK und Stadtverwaltung haben eine Initiative gegen Plastikgefäße für Kaffee ins Leben gerufen. 

IHK und Stadtverwaltung haben eine Initiative gegen Plastikgefäße für Kaffee ins Leben gerufen. 

Köln – Kaffee ist ein Kulturgut und überaus beliebt. Vor allem Berufstätige schätzen den schnellen Kaffee auf dem Weg zur Arbeit. Coffee-to-go ist die praktische Möglichkeit, sich zwischendurch mit dem Koffein-Getränk zu stärken. Die Kehrseite dieser Variante ist an vielen Stellen der Stadt jedoch täglich zu sehen: Der Müll. Leere Becher, die nach einmaligem Gebrauch im Abfalleimer landen – neben dem Kartongefäß oft auch Plastikdeckel.

Coffee-to-go im Mehrwegbecher

Sämtliche Ausgabestellen, die ein Mehrwegangebot nutzen möchten, können bei der Industrie- und Handelskammer Köln kostenlos Werbematerial beziehen, mit dem sie darauf aufmerksam machen können. Das sind zum Beispiel Plakate, Aufkleber und Postkarten. Auf diese Weise soll der Wiedererkennungswert der Mehrwegsysteme und somit der Nutzen für die Kunden steigen.

Alle Informationen und Erläuterungen zu der Aktion, die von der Stadt Köln, den Abfallwirtschaftsbetrieben, der Industrie- und Handelskammer Köln sowie von Vertretern aus Wirtschaft und verschiedenen Verbänden initiiert wurde, gibt es auf einer eigens dafür erstellten Internetseite. Die Homepage umfasst außerdem noch eine Stadtkarte von Köln mit den Adressen aller beteiligten Ausgabestellen und bietet die Möglichkeit, sich als eine solche zu registrieren. Die Karte weist nicht nur die bisherigen Standorte aus, sondern informiert zudem, welcher Anbieter welche Art von (Pfand-)Becher annimmt.

In den meisten Ausgabestellen können die Kunden ihre eigenen Becher mitbringen – bis hin zur Kaffeetasse aus dem heimischen Küchenschrank, sofern man denn damit durch die Straßen laufen möchte. Der eigene Becher muss sorgfältig gereinigt sein und darf aus hygienischen Gründen beim Abfüllen nicht die Kaffeemaschine berühren. Viele Ausgabestellen bieten für Kunden mit eigenem Becher Rabatte an. Auch diese Stellen sind in der Karte auf der Homepage ausgewiesen. (ihi)

Jeden Tag werden allein in Köln rund 180.000 Coffee-to-go-Becher verbraucht, die nicht recycelt werden können. Das sind deutlich mehr als 65 Millionen Einwegbecher im Jahr. Zahlen, die von der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK) in Zusammenarbeit mit der Stadt erhoben worden sind. 2018 wurde darum eine gemeinsame Initiative gegen die Müllflut ins Leben gerufen, die vor allem mit der Etablierung von Mehrwegsystemen eine Verbesserung bewirken soll.

Die Projektverantwortlichen haben herausgefunden, dass es rund 2500 Ausgabestellen in Köln für den Kaffeeverzehr unterwegs gibt, deren Becher in der Stadt im Umlauf sind. Deren Betreiber werden seitdem dazu aufgerufen, freiwillig an einem Mehrwegsystem teilzunehmen und sich für die Initiative registrieren zu lassen. Mit vielversprechendem Start, denn bereits wenige Monate nach dem Beginn der Aktion „www.coffee-to-go.koeln“ beteiligen sich mehr als 200 Ausgabestellen. Das gab die IHK unlängst bekannt.

„Keiner mag den Einwegbecher“

In ihren Sitz an Unter Sachsenhausen in der Innenstadt hat die IHK zudem kürzlich Unternehmen und Hersteller eingeladen, die langlebige Alternativen der sogenannten Coffee-to-go-Becher präsentierten. „Wir haben das Konzept für das Projekt in drei Teile gegliedert“, sagt Matthias Thome, der bei der IHK in der Abteilung Energie und Umwelt arbeitet. Unter dem Titel „Chancen für Ausgabestellen – nachhaltige Systemdienstleistungen mit wirtschaftlichem Mehrwert“ wurde einerseits Faktensammlung betrieben.

Das Problem liegt bei Wegwerfbechern auf der Hand“, führt Thome weiter aus. „Obwohl die Becher wenig wiegen, haben sie ein großes Volumen, verursachen also eine Menge Müll“, erläutert er. Darum beinhaltete das IHK-Konzept als zweiten Schritt den Plan, möglichst alle Akteure zusammenzubringen und einen „Leitfaden“ zu erstellen, der als Orientierungshilfe etwa bei Hygienefragen und Befüllung von Mehrwegbechern dient. „Konsens ist: Keiner mag den Einwegbecher“, so Thome, „und alle Beteiligten, vom Kiosk- bis zum Großkantinen-Betreiber, sind darin einig, dass ein Mehrwegsystem erstrebenswert ist. Das spricht für ein hohes Umweltbewusstsein.“

In Köln sind seitens der Stadt allerdings weder ein Zeitplan für die Umsetzung noch Vorgaben für ein konkretes System oder Verbote des Einwegbechers als Druckmittel vorgesehen. Dafür gebe es keine kommunale gesetzliche Handhabe, erläutert Thome. Solche Erlasse könnte nur der Bund oder die Europäische Union verabschieden.

„Wir setzen darauf, jetzt verschiedene Mehrweg-Systeme zu testen – und dass sich die besten von allein durchsetzen“, sagt der IHK-Mitarbeiter. Auffällig sei, das einige Kölner Stadtgebiete, etwa Ehrenfeld, schon jetzt deutlich stärker auf Pfand- und Mehrweg-Alternativen zum Einwegbecher setzen als andere. Das drücke sich in einem messbaren Rückgang des Mülls aus.

Entsprechende Zahlen bestehen dazu für das gesamte Stadtgebiet und die einzelnen Kölner Veedel, bis hin zu einzelnen Einrichtungen und Unternehmen, die ihr Vorgehen dokumentieren. Als Beispiele nennt Thome die Rhein-Energie oder das Stadthaus Deutz: „Hier wurden durch die Einführung von Mehrwegbechern und Pfandsystem jeweils zwischen 15 und 20 Prozent weniger Einwegbecher registriert.“ Mitarbeiter würden informiert und aufgerufen, sich zu beteiligen.

Diese und viele weitere Erkenntnisse zu sammeln und zu verbreiten, ist Matthias Thome zufolge der dritte Aspekt des IHK-Konzepts zum Coffee-to-go-Becher in Köln. Das geschieht über die entsprechende Internetseite mit zahlreichen Informationen rund um das Thema. Außerdem gibt es Beratungsangebote für Gewerbetreibende und Unternehmen, Auswahlhilfen zu allen verfügbaren Mehrwegprodukten sowie eine Übersicht aller regionalen Herstellerfirmen.

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