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„Ein Vorbild bis heute“Ausstellung über den heiligen Heribert in der Domschatzkammer

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Der Heribertschrein kann auf einem Gerüst aus der Nähe betrachtet werden.

Köln – „Es ist eine der schönsten Freuden für einen Pfarrer, wenn seinem Pfarrpatron eine derartige Aufmerksamkeit geschenkt wird“, sagte am Mittwoch Jürgen Dreher, Pfarrer des Seelsorgebereichs Deutz-Poll, zu dem die Gemeinde St. Heribert gehört. Anlass für seine Worte war die Pressekonferenz zur Doppelausstellung „Gerechtigkeit. Macht. Frieden. 1000 Jahre Heribert von Köln“, die am heutigen Donnerstag eröffnet wird und bis zum 14. November dauert. Die Schau mit 17 bedeutenden Exponaten wird sowohl in der Kirche Neu-St. Heribert als auch in der Domschatzkammer gezeigt.

Heribert sorgte für das Erblühen des Rechtsrheinischen

Dreher charakterisierte den heiligen Heribert, der 970 in Worms geboren wurde und von 999 bis zu seinem Tod im Jahr 1021 Erzbischof von Köln war, als einen „Politiker, der sein Gewissen über den Machterhalt gestellt“ habe. Stadtdechant Robert Kleine sagte, Heribert sei „einer der herausragenden Erzbischöfe in der Geschichte des Erzbistums Köln“. Er habe „klug, weise und vorausschauend“ gewirkt und „nicht nur für die Entwicklung der rechten Rheinseite Entscheidendes geleistet, sondern auch Maßstäbe in der sozial-karitativen Arbeit gesetzt“. Seine „Großherzigkeit“ und „visionäre Kraft“ würden ihn zu einem „Vorbild bis heute“ machen.

Indem der Erzbischof, der auch Reichskanzler unter Otto III. war, 1002/1003 die Benediktinerabtei Deutz an der Stelle gründete, wo Alt-St. Heribert steht, schuf er die Voraussetzung für das Erblühen des Rechtsrheinischen. In der Zeit der großen Hungersnöte um 1005/1006 sorgte er systematisch dafür, dass den Armen, die um ihr Leben kämpften, geholfen wurde. Er stattete die Geistlichen des Erzbistums mit finanziellen Mitteln dafür aus, dass die Menschen in Krisenzeiten möglichst in ihrer Heimat bleiben und dort Hilfe und neue Perspektiven finden konnten. Wie Kaiser Otto III., dessen Freund und Berater er war, strebte er eine umfassende Erneuerung des römisch-deutschen Kaiserreichs auf der Basis christlicher Werte an.

Begehbares Gerüst erlaubt nahen Blick auf Schrein

In der Kirche und im Sacrarium, der Schatzkammer von Neu-St. Heribert, sind die dort aufbewahrten Kultgegenstände zu sehen. Herzstück ist der Heribertschrein, ein herausragendes Beispiel der rheinischen Goldschmiedekunst des zwölften Jahrhunderts. Anlässlich des Jubiläums kann der Schrein, der auf einem von Säulen gestützten Stein aus Marmor ruht, aus der Nähe betrachtet werden; ein begehbares Gerüst erlaubt den Blick auf Details wie die zwölf bunten Email-Medaillons, die vom Leben und Wirken Heriberts erzählen.

Im sonst selten zugänglichen Sacrarium sind Objekte zu sehen, die mit ihm in Verbindung gebracht werden, darunter seine Trinkschale, sein Stab mit einem aus Walrosszahn geschnitzten Aufsatz und seine gelbe Kasel, ein ärmelloses liturgisches Gewand. Bedeutende Zeugnisse mittelalterlicher Textilkunst sind zwei große Fragmente aus Seide.

Besondere Exponate

Prunkstücke der Ausstellung in der Domschatzkammer sind eine im 9. Jahrhundert gefertigte Elfenbeinschnitzerei aus Metz und das um 1000 datierte Pallium Heriberts, ein ringförmiges Gewebe mit vorn und hinten herabhängenden Bändern, wie es über dem Messgewand getragen wird. Zu den weiteren Exponaten, meist Leihgaben, zählen der Heribertkelch, der Petrusstab und schriftliche Dokumente, zum Beispiel die „Vita Heriberti“ des Lantbert von Deutz und Pergamenturkunden.

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Zum Jubiläum, das bis März 2022 gefeiert wird, ist im Verlag Josef Fink das Buch „Heribert von Köln. Ein Lebensbild“ von Heribert Müller erschienen, das einen Katalog zur Ausstellung mit Texten anderer Autoren und weiteren Abbildungen enthält. Bis zum Jahresende wird die Publikation zum Subskriptionspreis von 9,90 Euro verkauft; davon sind fünf Euro für die Fluthilfe der Caritas bestimmt.

Die Schatzkammer in Neu-St. Heribert, Tempelstr 2a, ist sonntags von 11 bis 13 Uhr sowie montags, mittwochs und freitags von 16 bis 18 Uhr geöffnet, die Domschatzkammer, Domkloster 4, täglich von 10 bis 18 Uhr. Mehr Infos zur Ausstellung gibt es hier.

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